Die Engel der Madame Chantal. Kurt Pachl

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Die Engel der Madame Chantal - Kurt Pachl

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wieder gesehen. Aber ich wusste, dass es himmlisch war. Davon wollte ich mehr bekommen. Eine Frau, sie saß im Vorstand einer Bank, hat mich dann gefragt, was ich bislang gemacht habe. Sie war mehr als großzügig. Noch heute ist sie meine Stammkundin. Sven hat Aufnahmen von mir gemacht und ich habe diesem Mooshammer mitgeteilt, dass ich an ein anderes Ufer geschwommen bin. Er hat gelacht und meinte, dass es im Raum Frankfurt eine diesbezüglich riesige Nachfrage gibt.

      Natürlich habe ich mich bereit erklärt, auch Termine in München oder Düsseldorf wahrzunehmen.«

      Manuela strich sich viele Male über ihre kurzen Haare und über ihr Gesicht. Chantal blickte zu Iris hinüber. Diese starrte gedankenverloren auf ihre langen, roten Fingernägel. Fraglos kannte sie diese Geschichte bereits.

      »Und warum erzählst du mir das erst heute?«, durchbrach Chantal die eingetretene Stille.

      Manuela zuckte schuldbewusst mit den Schultern.

      »Keine Ahnung. Vielleicht habe ich mich geschämt. Mensch. Wir drei. Das war doch ein Heer von Männern. Die haben wir glücklich gemacht, würdest du jetzt sagen.«

      Sie blickte an die Zimmerdecke, und blies lachend Luft durch ihre geschlossenen Lippen.

      »Jetzt habe ich auf Ladies umgesattelt.« Sie richtete ihren Blick zu Iris hinüber.

      »Und die da drüben vermöbelt dicke, dünne und reiche Männer.«

      »Ich vermöble keine Männer. Ich mache sie glücklich. He, wie du deine Damen glücklich machst.« Sie lachte hell auf.

      »In Ordnung: Ich mache sie auch etwas ärmer. Aber nur ein klitzekleines Bisschen «

      Jetzt lachte auch Chantal:

      »Was sind wir ein verrückter Haufen nicht mehr ganz taufrischer Weiber. Zwischen euch Beiden komme ich mir jetzt allerdings schrecklich normal vor.«

      Manuela zwinkerte mit verschlagener Miene Chantal zu.

      »Ich werde dich jetzt gleich an deiner verwundbaren Stelle packen.«

      »Soso. Und die wäre?«

      »Geld und eine gewöhnungsbedürftige Moralvorstellung. Was sonst. Das hast du verdient. Dir ist es mit Sicherheit nicht bewusst, dass du uns immer das Gefühl vermittelt hast, die Gralshüterin der Moral zu sein.«

      Chantal beugte sich angriffslustig nach vorn.

      »Ach Gottchen. Wo hast du diesen tollen Begriff aufgeschnappt. Den muss ich mir unbedingt aufschreiben.«

      »Lass‘ diese überhebliche Scheiße. Sag‘ mir lieber, ob ich einigen zahlungskräftigen Frauen deine Nummer geben darf. Ich sag’s nur ungern. Aber für einige, aus den höheren Rängen, bin ich einfach zu doof. Die wollen auch mal hochgeistiges Zeug von sich geben – und obendrein auch noch verstanden werden.«

      Stille entstand in der lauschigen Ecke des noblen Restaurants.

      Iris und Manuela tauschten interessierte Blicke aus. Es schien, als hätten sie mit den Streichhölzern gespielt, und warteten nun voller Vorfreude auf den ersten Funken - oder gar auf ein herrliches Feuerchen.

      »Ich werde es mir überlegen«, flüsterte Chantal leise. »Aber ihr kennt mich. In den letzten Jahren bin ich noch nie unvorbereitet in den Krieg gezogen. Das ist ein völlig neues Terrain für mich. Da kann man mit Sicherheit eine Menge falsch machen.«

      Manuela schnellte aus ihrem Sessel, tänzelte zu Chantal hinüber, und gab ihr einen innigen Kuss.

      »Ich persönlich werde dich in die Geheimnisse der einzig wahren Liebe einweihen.«

      Mit gespieltem Lachen und einem Seufzer blickte Chantal zur Decke des Raumes.

      »Ach ihr Götter da oben. Ist das jetzt eine Verlockung oder eine Warnung?«

      Kapitel 7

      Die Zeit, das Schicksal, oder wer auch immer die Fäden über Chantals Leben in den Händen hielt, entschieden, dass die Ladies noch etwas warten mussten.

      An einem Vormittag im Mai 2006 brummte Chantals Smartphone. Es war ihre Mutter.

      »Kannst du kommen?«, begann sie mit verweinter Stimme.

      Seit einigen Jahren fiel es ihrer Mutter schwer, ihre Tochter „Schätzchen“ oder „mein Engel“ zu nennen, wie sie dies in ihrer Kindheit oder Jugend getan hatte.

      »Ist was passiert Mama?«, fragte Chantal besorgt.

      »Ja. Papa ist heute Nacht gestorben. Ich brauch‘ dich. Das schaff‘ ich nicht allein. Bitte.«

      Chantal warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war 10:45 Uhr. Heute Nacht ist er gestorben, schoss es durch ihren Kopf. Und erst jetzt ruft sie mich an. Außerdem war es nicht mein Papa. Es war mein Stiefvater. Und vor ihrer Flucht aus Freiburg hatte er sich als Schwein benommen. Deshalb fiel ihre Antwort knapp aus:

      »Ich werde gegen vierzehn Uhr bei dir sein Mama. Gut so?«

      »Oh das wäre schön. Danke«, schluchzte die Mutter.

      »Bis nachher«, sagte Chantal und legte auf.

      Nein. Ein schwarzes Kleid, das sich für eine Beerdigung eignen würde, hatte sie nicht im Schrank hängen. Auf dem Weg zu Autobahn kannte sie ein großes Bekleidungsgeschäft.

      Zu ihrer neuen Wohnung in der Wintersbachstraße gehörte selbstverständlich eine Garage. Darin ruhte sich ein Mercedes der oberen S-Klasse aus.

      Diese Nobelkarosse wurde nur wenige Male im Jahr bewegt. Hier in Frankfurt fuhr Chantal nur mit dem Taxi. Um in andere Städte zu gelangen, bevorzugte sie die Bahn oder flog.

      Beim Kofferpacken überfiel sie eine verrückte Idee. Ja. Diese würde sie umsetzen; musste sie umsetzen. Grinsend griff sie zum Telefon.

      »Karl, mein Freund. Hast du ein paar Tage Zeit?«, gurrte sie ins Telefon.

      »Madam Chantal. Für Sie doch immer. Wann soll ich kommen?«

      »Gleich Karl. Gleich.«

      »Oh. Sie sind immer für eine Überraschung gut. In ein paar Minuten bin ich bei Ihnen.«

      »Nehmen Sie sich ein Taxi Karl. Gepäck für drei oder vier Tage.«

      Karl kannte Chantal schon viele Jahre. Er hatte das Gefühl, dass da noch etwas war, dass diese ungewöhnliche Frau loswerden wollte. Deshalb fragte er:

      »Sonst noch etwas Madame?«

      »Hm ja Karl. Dieses Mal ausnahmsweise Uniform und Dienstmütze. Ich erkläre das unterwegs.«

      »Selbstverständlich Madame Chantal. Das scheint dieses Mal spannend zu werden.«

      Karl Czech kutschierte früher vornehmlich Banker und Persönlichkeiten aus der Wirtschaft; Personen, die es nicht für sinnvoll erachteten, einen eigenen Chauffeur anzustellen. Inzwischen hatte er die sechzig überschritten, und wollte nur

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