Die Engel der Madame Chantal. Kurt Pachl

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Die Engel der Madame Chantal - Kurt Pachl

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durfte Teile davon als schaurig-schönes Folter-Refugium heranziehen. Eingeweihte waren geradezu besessen, für viel Geld darin ihre herrlichen Qualen durchleben zu dürfen.

      Es war ein verregneter Montagmorgen.

      Nach einem langen Frühstück, Harald hatte gerade die Villa verlassen, brummte Chantals Smartphone. Es war eine Frauenstimme.

      »Guten Morgen Madame Chantal. Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich Sie mit diesem Namen anspreche. Aber ich habe in den Unterlagen keinen anderen Namen gefunden. Mein Name ist Hedda Conzen. Können Sie mit meinen Namen etwas anfangen?«

      Unzählige Gedanken schossen durch Chantals Kopf. Warum rief diese Frau bei ihr an?

      Eric Conzen, der Inhaber einer Hotel-Gruppe in Wiesbaden, war einer ihrer langjährigen Stammkunden. Nein. Große Probleme waren von dieser Frau nicht zu erwarten.

      »Selbstverständlich Frau Conzen. Was kann ich für Sie tun?«, antwortete sie deshalb.

      »Es ist das ungewöhnlichste Telefonat meines Lebens.« Sie lachte kurz.

      »Aber ich bin fest davon überzeugt, dass auch Sie nicht jeden Tag ein solches Telefonat führen werden. Zunächst möchte ich Ihnen mitteilen, dass Eric vor einer Woche verstorben ist.«

      »Oh. Zunächst mein aufrichtiges Beileid.« Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Wenn ich Eric richtig verstanden habe, wussten Sie, dass er …«

      »Das stimmt. Er hat mir sogar einige Male Ihren Namen genannt. Ich habe hier ein Schreiben an Sie in seinen Unterlagen gefunden. Ich wollte es nicht einfach wegwerfen.«

      Chantal hatte ihre Fassung wiedergefunden.

      »Wir beide sind doch intelligente Frauen. Kürzen wir die Sache ab. Öffnen Sie einfach das Kuvert. Lesen Sie mir bitte vor, was der arme Eric geschrieben hat. Woran ist er gestorben, wenn ich fragen darf.«

      »Stilgerecht«, lachte die Frau. »In unserem großen Weinkeller. Mit einem Glas Sekt in der Hand.«

      »Herrjeh. Jaja. Eric hat das Leben geliebt.«

      »Sie sagen es. Sie sagen es … Ich habe jetzt das Kuvert geöffnet.«

      »Lesen Sie bitte Frau Conzen.«

      »Liebste Chantal. Es waren wunderschöne Stunden mit Dir. Ich spüre, dass meine Kräfte für eine so schöne Frau, wie Du es bist, nicht mehr ausreichen, und dass es bald zu Ende geht mit deinem Schnurri. Ich werde Dich da oben vermissen. Küsschen. Dein Eric.«

      Für lange Sekunden entstand Stille. Chantal hörte, dass die Frau am anderen Ende der Leitung leise weinte. Chantal ließ ihr Zeit.

      »Demnach hat er es gewusst, wie es um ihn stand«, sagte Frau Conzen leise.

      »Obwohl wir uns in den letzten Wochen so gut verstanden haben, wie schon lange nicht

      mehr. Nach diesen „Ausflügen“, wenn ich es einmal so nennen darf, kam Eric immer wie ausgewechselt zurück. Ich komme mir jetzt total bescheuert vor, wenn ich mich an dieser Stelle bei Ihnen bedanke. Das bleibt hoffentlich unter uns. Können Sie mir erklären, warum Eric diesen Brief nicht abgeschickt hat? Im Kuvert befinden sich zehntausend Euro.«

      »Ja das kann ich. Er hat mich vor ungefähr zehn Tagen angerufen. Er wollte meine Adresse haben. Das habe ich freundlich verneinen müssen. Ein Treffen war für mich nicht möglich, weil ich selbst einen Trauerfall hatte. Ich will das Thema abkürzen. Bitte schenken Sie das Geld einer armen Seele. Können wir so verbleiben?«

      »Ja. Selbstverständlich Frau … Frau … Macht es Sinn zu fragen, ob wir uns einmal auf einen Kaffee treffen?«

      »Ich glaube, dass das keine gute Idee wäre. Bitte haben Sie dafür Verständnis. Auf alle Fälle bedanke ich mich für Ihren lieben Anruf. Auf Wiederhören Frau Conzen. Ihnen alles Gute.«

      Chantal erwartete keine Antwort und legte auf.

      Kapitel 8

      Für Chantal war es wie der Beginn einer neuen Zeitrechnung.

      Vor zwei Tagen hatte Manuela sie auf ihre neue Welt vorbereitet. Sie war nervös gewesen wie ein Schulmädchen vor der Entjungferung. Doch bereits nach wenigen Minuten mussten sie über die verrücktesten Geschichten in ihrem Leben herzhaft lachen. Wenige Stunden zuvor hatte die Frau eines ehemaligen Stammkunden angerufen, um sich nach dessen Tod bei Chantal zu bedanken.

      Und jetzt unterhielten sie sich fachkundig darüber, auf welche sexuellen Wünsche und Sehnsüchte sich Chantal einzustellen hatte, um Frauenherzen höher schlagen zu lassen.

      Beide Frauen erinnerten sich kichernd daran, wie sie, Chantal, ihrer blutjungen Freundin Manuela vor vielen Jahren Nachhilfeunterricht gegeben hatte. Manuela war damals zwar bereits von einigen Burschen bestiegen worden. Aber das war es auch schon. Selbst aktiv zu werden, professionell, kreativ und ideenreich zu sein – dazwischen lagen Galaxien.

      Diese Nachhilfestunden waren für Chantal ungleich schwerer. Ihr ganzes bisheriges Leben drehte sich darum, Männer zufrieden zu stellen. Okay. Sie wusste, wie sie sich zu bewegen hatte, um selbst auch Spaß daran zu haben und dann zum Höhepunkt zu kommen, wenn dies auch im Interesse des Kunden stand. Doch jetzt? Frauen?

      Letztlich, nachdem sie weitestgehend geistig ausgeklinkt hatte, dass es sich bei dieser Frau um Manuela handelte, konnte sie sich fallen lassen; genoss es sogar. Aber primär ging es bei diesem Unterricht darum, das Gefühlsleben zu entwickeln, eine andere Frau schweben zu lassen.

      Nach vielen Stunden lagen sie sich lachend und weinend in den Armen. Sie waren beide glücklich, und es schien, als seien sie sich dadurch noch nähergekommen.

      Zum Abschluss gab Manuela ihrer Freundin noch viele hilfreiche Informationen für Chantals erste Kundin. Sie hieß Dr. Miranda Meinhard, wohnte in Taunusstein und war im Management einer großen Bank tätig.

      Die Frau aus dem Management einer großen Bank empfing sie zwei Tage später in einem langen und traumhaften Samtkleid von Puccini. Die Farben Dunkelblau, Rosa und Hellgrün flossen ineinander. Dazu trug sie blaue Pumps. Sie war schlank und wirkte grazil. Ihre langen blonden Haare hatte sie raffiniert hochgesteckt; erinnerten Chantal an Audrey Hepburns Hochsteckfrisur im Film „Frühstück bei Tiffany“.

      Für eine Sekunde versuchte Chantal, das Alter dieser verdammt gutaussehenden Frau zu schätzen. Manuela glaubte zu wissen, dass diese Frau so um die vierzig sei.

      »Da hast du dich ganz schön verschätzt liebe Manuela«, lachte Chantal in sich hinein.

      »Diese Lady ist mit Sicherheit einige Jährchen älter als ich mit meinen dreiundvierzig Lenzen.«

      Dieses grazile Wesen hatte eine Haut wie aus Seide, war aufwändig und gleichzeitig dezent geschminkt.

      »Oh Gott, was hast du dir denn dabei gedacht«, flüsterte Chantal in sich hinein. »Was für eine Verschwendung. Jedem Mann mit gutem Geschmack würden jetzt die Beine wegknicken.« Doch gleichzeitig flötete sie mit ihrer dunklen Stimme:

      »Einen schönen guten Tag Frau Dr. Meinhard. Sehen Sie es bitte nach, wenn es mir im Moment ein bisschen die Sprache verschlägt. Und das passiert bei mir höchst selten.«

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