Lebenslänglich. Thomas Riedel
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Lebenslänglich - Thomas Riedel страница 9
»Aber Reverend, … was haben Sie mich erschreckt«, entfuhr es Tamora, die ihn strahlend anblickte. »Sie dürfen sich nicht immer so anschleichen. Möglichweise verführen Sie meine Begleitung sonst noch zu einer sündigen Bemerkung.« Ein verhaltenes Räuspern neben ihrer Linken, ließ sie ihre Zofe irritiert anschauen.
»Vous voulez dire plutôt nous tous, non? Oui écrit les choses les plus pêcheuses dans leurs livres ...?[1]«, bemerkte Floré, in der Hoffnung, dass nicht alle verstanden, was sie da gerade gesagt hatte.
Mit entsetztem Blick starrte Tamora ihre Zofe an, ehe sie, einen schüchternen Gesichtsausdruck vortäuschend, zu dem schlanken, blonden Mann im dunklen Anzug aufschaute.
»Je le sais depuis longtemps, Mademoiselle[2]«, erwiderte Jankins und lächelte Floré an, die darauf sofort den Blick senkte und betreten zu Boden schaute.
Tamora brachte nur noch ein röchelndes »Äähmm, …« über die Lippen und starrte Jankins an, der ihr darauf ein väterliches Lächeln schenkte.
»Ach, Tamora, liebes Kind, hast du wirklich gedacht, ein Reverend würde seine Schäfchen nicht kennen?«, bemerkte er sanft und schaute nun auch wieder die anderen Anwesenden an. »Im Korinther zwölf, sechs bis elf heißt es: Gott wirkt auf verschiedene Weise in unserem Leben, aber es ist immer derselbe Gott, der in uns allen wirkt. Jedem von uns wird eine Gabe zum Nutzen der ganzen Gemeinde gegeben. Dem einen gibt er die Fähigkeit, guten Rat zu erteilen, einem anderen verleiht er die Gabe besonderer Erkenntnis. Dem einen schenkt er einen besonders großen Glauben, dem anderen die Gabe, Kranke zu heilen … Das alles bewirkt der eine Geist. Dem einen Menschen verleiht er Kräfte, dass er Wunder tun kann, einem anderen die Fähigkeit zur Prophetie. Wieder ein anderer wird durch den Geist befähigt zu unterscheiden, ob wirklich der Geist Gottes oder aber ein anderer Geist spricht. Und dem einen gibt der Geist die Gabe, in anderen Sprachen zu sprechen …« Er schenkte Floré einen liebevollen Blick. »und einer anderen zu schreiben …« Nun schaute er wieder Tamora an. »Jedem von euch wurde eine Gabe gegeben und nur er allein entscheidet«, er richtete beide Hände zur Decke, »welche Gabe jeder Einzelne erhält. Und wir dürfen doch alle davon ausgehen, dass er sich dabei etwas gedacht hat, nicht wahr? ... Ich kenne also auch meine Tamora … und ihre Beichten sind, wie soll ich es taktvoll ausdrücken …«
»… sündig, als wäre sie die Widergeburt der Helena«, ergänzte Willow auf trockene Art, die Worte des Reverends.
Einige der Brautjungfern und auch Violett konnten sich ein leises Auflachen nicht verkneifen.
Auch Jankins schmunzelte. »Ich kann mir nicht denken, dass unsere Tamora den Untergang für das Königreich bedeutet … Ich würde sie wohl eher mit Aphrodite vergleichen.«
»Oh ja!« Floré Augen leuchteten. »Violett und Tamora ruhten auf einem rosigen Wolkenkissen, kosten, träumten und warfen zeitweise den anderen Lebewesen auf der Erde einen lässigen Blick zu. Nun aber ging dort etwas vor, das die rege Aufmerksamkeit der ›Schaumgeborenen‹ erweckte und ihr zu denken gab, worauf sich ihre Stirn umflorte. Sie schloss Violett fester an sich und fragte …«
»Wie lang wird unsere Liebe dauern?«, ergänzte Tamora schmunzelnd und schaute Violett tief in die Augen. »Was meinst du wohl?«
»Das weiß ich so wenig, wie du es wissen kannst, himmlische Spenderin seligster Stunden«, erwiderte Violett grinsend und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze, ehe sie hinzufügte: »Und kein Gott weiß es.«
»Nun, dem würde ich widersprechen, aber sei es drum«, lächelte Jankins.
»Für mich ist sie jedenfalls die wahrgewordene Liebe, und nicht nur für mich.« Sie schaute erst Floré an und dann in die Runde, worauf von allen Seiten zustimmendes Nicken kam.
»Ich freue mich wirklich sehr, Tamora, dass du und Violett das heilige Gelübde der Ehe feiern werdet«, übernahm Jankins nun wieder, ganz Pfarrer. »Die Gespräche mit euch beiden waren sehr besonders, so wie es auch eure Beziehung ist. Zu jeder Zeit war zu spüren, wie sehr ihr euch liebt … Also würde ich nun sagen, dass wir die Zeit nutzen wollen und mit allen Anwesenden den Ablauf eures großen Tages einmal durchsprechen.« Er schaute mit gütigen Augen auf die Sitzreihen. »Wo sind die Trauzeugen?«
»Tamora hat mich an ihre Seite gewünscht«, meldete Willow sich zu Wort.
Als Violett sich suchend nach ihrem Trauzeugen umschaute, konnte sie ihn nicht ausmachen. Ein wenig traurig hing ihr Blick kurz an der großen Kirchentür, ehe sie sich wieder dem Reverend zuwandte. »Es tut mir leid, Reverend, aber … Er scheint sich zu verspäten. Vermutlich ist er im Augenblick sehr beschäftigt.«
»Mir ist schon zu Ohren gekommen, dass du die Ehre haben wirst von Chief Inspector Whitehead zum Altar geführt zu werden«, entgegnete Jankins gelassen. »Sir Richard ist mir sehr wohl bekannt. Ich habe ihn auf einem Empfang der Königin kennengelernt. Ein Mann von ausgesprochen höchster Reputation. Nicht umsonst wurde er von unserer Monarchin geadelt.«
»Vielen Dank, Reverend …«, ertönte in diesem Augenblick eine, den meisten wohlbekannte Stimme vom großen Portal der Kirche herüber. »Sicher war gerade meine Person gefragt, nicht wahr, und Sie möchten gern beginnen. Meine Verspätung tut mir aufrichtig leid, nur wurde ich leider beruflich aufgehalten … Das Verbrechen schläft halt nie.«
»Oh, Chief Inspector, wie schön, dass Sie es doch noch geschafft haben«, freute sich Violett.
»Die Mutter rief: Nun komm, Fritz, bald, uns werden sonst die Pomm Fritz kalt …«, alberte Cora, neben Willow sitzend.
»Und damit die nicht kalt werden und wir ja nun vollzählig sind«, übernahm Jankins wieder, »wollen wir mit der Aufstellung für den Einzug am Anfang des Ganges beginnen …« Er schaute Tamora und Violett an. »So, wie ihr beide euch das gewünscht habt. Danach schauen wir uns die Aufstellung am Altar an und sprechen alles andere durch.«
»Wenn ich dann bitten darf, Lady Violett?« Ganz Gentleman half Whitehead ihr auf und bot ihr seinen Arm an.
»Nur zu gern, Sir Richard!«, erwiderte Violett freudig.
»Willst du dich jetzt auch bei mir einhaken?« Willow grinste Tamora frech an.
»Wäre das nicht besser?«, schmunzelte diese keck und witzelte: »Am Ende weiß ich doch vor lauter Tränen gar nicht mehr wo ich langlaufe.«
»Fein«, erwiderte Willow und reichte ihr ihren Arm, »dann bist du die Heulboje und ich dein Rettungsschiff, das dich durch deine Flut der Tränen sicher in den Hafen der Ehe führt. Das wird doch spaßig!« Sie lachte ansteckend auf, worauf einiges an Gekicher folgte und sich auch Whitehead ein Grinsen nicht verkneifen konnte. »Wenngleich es mir ja immer sehr viel mehr gefällt, wenn ich dich dürftig bekleidet auf dem Boden krabbeln sehe«, raunte sie ihr unhörbar für alle zu.
»Das kannst du gar nicht abwarten, nicht wahr?«, wisperte Tamora zurück.
»Kommt Zeit, kommt dein Krabbeln, glaub' mir, meine Süße!«
»Dem will und kann ich nicht widersprechen«, griente Tamora, »zumal ich das ja nicht zu bestimmen habe, stimmt's?«
»Es