Gesammelte Werke. Robert Musil

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Gesammelte Werke - Robert Musil

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in die Philosophie mit dem Autornamen zitiert, während er sie in allen andren Ausgaben bloß als die «verkehrteste unter vielen verkehrten Nachahmungen» Christian Wolffs anführt.

      Reformer: Und das ist Die Neue Welt! Die andren tippen hinter ihm bloß an die Stirn.

      Gelehrter zu den übrigen: Können Sie eigentlich verstehn –?

      Musiker zu ihm: Aber Sie glauben doch auch nicht ernstlich –?

      Gelehrter: Ja, kann ein Mensch denn bloß mit Musik –?

      Musiker: Ein geistiger Mensch!

      Gelehrter: Was sagen Sie geistig? Musik ist doch nur sinnlich!

      Reformer währenddessen: Ich! Vielleicht sie! Sonst nichts!

      Halm beruhigend: Pst! Pst! Sie werden Alpha richtig noch vor der Zeit wecken!

      Politiker Einwände abschneidend: Das ist bloß der Amtskalender, jawohl. Aber es gibt nichts Belehrenderes; Alpha hat ihn sich stundenlang von mir erklären lassen. Darin steckt Wirklichkeit! Wir haben in der Politik zwar auch unsre geistigen Grundlagen, aber – Er wirft das dicke Buch auf den Tisch.

      Der junge Mann: Wenn Sie erlauben, ich glaube auch, daß Alpha mehr als für das Zeitgemäße ist: Sie hat sich von mir «Des Ingenieurs Taschenbuch, Die Hütte» gewünscht; ich studiere, wie Sie wissen, Technik, um in die Fabriken meines Vaters einzutreten.

      Halm interessiert: Ihr Herr Papa hat ausgedehnte Fabriken?

      Der junge Mann: Oh ja.

      Politiker: Hat man Sie aufmerksam gemacht, daß man außer der geistigen Aufmerksamkeit auch noch eine kleine praktische –: Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit, aufmerksam, hoho?

      Der junge Mann: Ich habe mir erlaubt, dieses hinterindische Gewebe … Er breitet einen Schal aus.

      Halm hingerissen: Oh, wie entzückend! Man fühlt sich sogleich wie eine der zwölfhundert Frauen des Königs von Birma. Er legt frauenhaft den Schal um sich.

      Musiker eifersüchtig: Ich habe diesen entzückenden Lendenschurz mitgebracht, den mir eine Schülerin von den Osterinseln geschenkt hat.

      Halm: Oh! oh! Wie Sie Alpha verwöhnen! Er legt sich vor dem Spiegel begeistert auch den Schurz um.

      Politiker: Ich hatte leider zuviel zu tun – Geschäfte für Alpha –

      Gelehrter eine Kappe hervorziehend: Diese Goldhaube ist eine Nachahmung der Kappe, welche Königin Anna von England im Jahre 1312, als – Halm reißt sie ihm förmlich aus der Hand: Oh, wie wunderbar! Wie man erscheint – Er hat sie aufgesetzt. Zu allen. Wie wunderbar sind Sie!

      Während Halm hingerissen vor dem Spiegel Weibchen macht und ganz vergißt, daß man nicht laut sein soll, ist es hinter dem Vorhang hell geworden. Nun tritt – in einem entzückenden Pyjama – Alpha auf. Sie will freundlich – wenn auch jederzeit bereit, den Ausdruck von Langweile vorzuschützen – die Anwesenden mustern, als sie Halm mit ihren Geschenken bemerkt.

      Alpha zornig: Was machen Sie denn hier? Wie sehen Sie denn aus?

      Halm: Liebe Freundin, Ihre Freunde wollten es sich nicht nehmen lassen, Ihren Namenstag – ihre Blicke abwehrend-, diesen erfundenen, diesen wunderbar zu Ihnen passenden kunstvollen Namenstag gemeinsam zu begrüßen.

      Alpha: Legen Sie das ab und lassen Sie uns allein!

      Halm in gesteigerter Abwehr: Ich dachte – da ich der einzige sein dürfte, der Ihren wirklichen Namenstag kennt – Alpha ihren Zorn zu Großartigkeit zusammennehmend: Meine Herrn, ich trug den Namen einer großen Königin. Ich war fünfzehn Jahre alt und wehrlos, als meine pflichtvergessene Mutter mich trotz meines Sträubens an diesen Mann, der ihr Unrechtes versprach, verheiratete. Ich habe seither natürlich nicht nur seinen Namen wieder abgelegt, sondern auch meinen eigenen schönen Taufnamen, der mit ihm unschuldig in Verbindung geraten war.

      Halm äußerst aufgeregt: Meine Herrn! Meine Herrn! Wenn Sie Sinn für Wert haben: den Namen Alpha habe ich erfunden. Sie selbst hat mich darum gebeten. Weil sie früher –

      Alpha: Er leidet an Einbildungen! Sehen Sie ihn an! Er ist nicht normal und neidisch wie ein Frauenzimmer. Alle sehen Halm an, der verlegen zusammenknickt.

      Alpha: Wenn ich ihm selbst verzeihen wollte, daß er mich geheiratet hat, so ist es doch einfach ein Mißbrauch, das ernst zu nehmen. Weil ihn Beamte des Staats – die ich gar nicht kannte – irgendeinmal als meinen Mann erklärt haben, möchte er sich erlauben, wann immer zu mir zu kommen, ohne eingeladen zu sein? So befreien Sie mich doch schon von ihm! Die Existenz eines solchen Menschen ist ja einfach unerträglich!

      Währenddessen war Bärli aus dem Nebenzimmer hereingestürzt, verwilderten Aussehens, von Vinzenz scheinbar zurückgehalten, blieb betroffen stehn und starrt Alpha an.

      Alpha verändert: Ah! …Ich hatte geträumt, bevor Sie hier waren, meine Herrn. Ich fuhr auf einem Auto. Bärli hatte mich entführt. Er hatte mich vorn auf den Kühler gebunden. Wir fuhren rasend darauf los. Aber – zu Bärli – wir kamen niemals, niemals an …

      Bärli Vinzenz einen Scheck reichend: Hier ist das Geld. Ordnen Sie alles Nötige. Zu Alpha. Leben Sie wohl, Alpha! Das heißt, Sie werden noch einmal von mir hören. Aber dann wird es das letztemal sein. Dann wird es das letztemal sein, daß … daß … – zu den Anwesenden – und diese Bande von Hanswursten!!! Er stürzt ab.

      Alle: Unerhört! Wo war er? Was! Anmaßung!

      Der junge Mann der Vinzenz ins Auge gefaßt hat: Diesen Herrn habe ich auch noch nie gesehn? Auf ihn zu: Mein Name ist Marek, stud. techn.

      vorhang

      Zweiter Akt

      Szene wie im ersten Akt. Das Zimmer ist bei Tag ein preziöses und etwas naives Gemisch von Boudoir und Studierstube. Alpha in reizendem Hauskleid, Freundin in Straßenkleid. Beide damenhaft, aber mit «geistiger Besonderheit» gekleidet.

      Freundin Alpha umarmend: Ooooh!

      Alpha: Was denn?

      Freundin: Ich bewundere Dich! Schmiegt sich an sie und küßt sie.

      Alpha: Ach … ch! Kann sich kaum erwehren.

      Freundin: Hast Du auch ein bißchen Liebe für mich?!

      Alpha die wie mit einem großen zudringlichen Hund spielt: Aber gib doch schon Ruh!

      Freundin: Und Du sagst, er ist eigentlich ein kalter, böser Mensch?

      Alpha: Vinzenz ist ein Mensch, von dem stets alle Leute behauptet haben, er sei ein böser, herzloser Mensch, selbst seine Eltern.

      Freundin: Herrlich! Wunderbar! Es stimmt so zu mir!

      Alpha: Solche haben oft ein tiefliegendes Herz.

      Freundin: Natürlich.

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