Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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keine Kraft mehr, zu kämpfen und keinen Lebensmut mehr.«

      »Sie wird ganz bestimmt ihren Mann wiedergesehen haben«, sagte Sebastian, und einen Moment herrschte Stille, in der die zwei Menschen an die Verstorbenen dachten.

      Eine Wanduhr schlug und riß sie aus ihren Gedanken.

      »Wissen Sie etwas darüber, wo die Angela Hofmeister jetzt lebt, Frau Brechtler?« fragte der Geistliche. »Hier in München ist sie nämlich net mehr gemeldet.«

      »Ja, das kann ich Ihnen sogar ganz genau sagen«, antwortete sie.

      Der Bergpfarrer sah sie erwartungsvoll an.

      »Angela ist kurz nach dem Tode ihrer Mutter aus München fortgegangen. Sie lebt jetzt in Nürnberg, arbeitet dort als Verkäuferin in einem Kaufhaus.«

      Annette Brechtler lächelte versonnen.

      »Viel Kontakt haben wir net mehr«, meinte sie. »Aber jedes Jahr zu Weihnachten schickt sie dem Max ein Paket mit Lebkuchen.«

      »Dann haben S’ also auch ihre genaue Anschrift.«

      »Ja, ich geb’ sie Ihnen gern’. Aber sagen S’, warum suchen S’ nach der Angela?«

      »Ach, das ist eine lange Geschichte«, erwiderte Sebastian. »Sagen S’, Frau Brechtler, hat die Kathie eigentlich nie über ihre Heimat gesprochen?«

      »Nein, eigentlich net«, schüttelte die Frau den Kopf. »Nur einmal hat sie wohl beiläufig erwähnt, daß sie aus St. Johann stammt.«

      Sebastian Trenker blickte nachdenklich vor sich hin.

      Nur einmal hatte Kathie über ihre Heimat gesprochen. Sie mußte also konsequent mit allem gebrochen haben. Deshalb hatte sie die Briefe ihres Vater ungeöffnet zurückgeschickt und der Tochter wohl kein Wort über den Großvater und den Bauernhof erzählt.

      Annette Brechtler hatte ein Stück Papier geholt und die Adresse der Tochter darauf geschrieben.

      »Hat sie vielleicht einmal über ihre Familie gesprochen, über die Eltern?« erkundigte sich der Bergpfarrer.

      Erneutes Kopfschütteln.

      »Nein, daran kann ich mich net mehr erinnern.«

      Der Geistliche erklärte, warum er nach Angela Hofmeister suchte, und die Frau am Tisch fiel aus allen Wolken.

      »Dann hat die Angela geerbt? Ach, das freut mich aber für das Madl«, rief sie aus. »Jetzt hat sie vielleicht doch noch mal ein bissel Glück im Leben.«

      »Na ja, wir müssen erst einmal abwarten, ob sie das Erbe überhaupt annehmen wird«, sagte Sebastian Trenker und stand auf. »Frau Brechtler, haben S’ vielen Dank. Sie haben mir sehr geholfen.«

      »Grüßen Sie die Angela von mir«, bat die freundliche Frau. »Ich wünsch’ ihr alles Gute.«

      »Das mach’ ich gern«, versicherte Sebastian Trenker und ließ sich zur Wohnungstür begleiten.

      Dort schüttelte er die Hand der Frau.

      »Sie haben übrigens einen prachtvollen Burschen«, sagte er zum Abschied. »Er will bestimmt mal Fußballspieler werden, was?«

      »Und ob«, lachte Max’ Mutter. »Am liebsten bei Bayern München.«

      »Dann wünsch’ ich ihm viel Erfolg, und kommen S’ doch mal nach St. Johann. Es ist eine sehr schöne Gegend dort.«

      Annette Brechtler zuckte die Schultern.

      »Wenn die Angela den Hof übernommen hat und dort Bäuerin ist – wer weiß…?«

      Der Geistliche fuhr nach unten. Die Buben spielten immer noch, und er winkte ihnen zu. Dann setzte er sich in den Wagen und fuhr nachdenklich zur Villa zurück.

      Aus den schönen Tagen, auf die Maria und Richard gehofft hatten, würde wohl nichts werden. Er würde nach Nürnberg fahren müssen. Aber immerhin wollte er noch den Abend bei den Freunden verbringen.

      *

      Das große Kaufhaus in der Nürnberger Innenstadt hatte vier Etagen. Unten wurden Dinge des täglichen Bedarfs verkauft, im ersten und zweiten Stockwerk gab es Mode für Damen und Herren, in der dritten Spielwaren, während das Restaurant in der obersten Etage untergebracht war.

      Sebastian Trenker fuhr mit der Rolltreppe in die Herrenmodeabteilung und schaute sich um. Mehrere Kunden suchten an den Ständen nach passenden Kleidungsstücken und nahmen dankbar die Ratschläge der adretten Verkäuferin an. Wahrscheinlich, weil es Mittag war, und die meisten Leute jetzt ihre Pause nutzten, um einzukaufen, herrschte reger Betrieb. Der Geistliche schlenderte durch die Abteilung und stellte dabei fest, daß er sich schon lange keine Kleidung mehr gekauft hatte. Allerdings brauchte er recht wenig. Was er am meisten anzog, waren seine Soutanen oder die Wanderkleidung, wenn er in den Bergen unterwegs war. Ein paar der Sachen gefielen ihm schon, aber eigentlich war es Max, der ihm zum Geburtstag oder zum Christfest einen neuen Pullover oder Schal schenkte.

      Aber um einzukaufen war Sebastian auch nicht hergekommen. Nach einem ausgiebigen Frühstück hatte Richard Anzinger ihn zur Bahn gebracht. Nachdem der Bergpfarrer seine Reisetasche in einem Schließfach deponiert hatte, war er zu der Adresse gefahren, die Annette Brechtler ihm aufgeschrieben hatte. Er rechnete zwar nicht damit, daß Angela Hofmeister heute ihren freien Tag haben könnte, aber einen Versuch war es immerhin wert. Gleichzeitig konnte er sich so auch ein Bild von ihren Lebensumständen machen.

      Das Haus stand in einer kleinen Nebenstraße. Es hatte einen kleinen Vorgarten und sah recht hübsch aus. An der Tür waren zwei Klingeln angebracht, auf der einen stand der Name der jungen Frau.

      Als auf sein Klingeln niemand öffnete, drückte Sebastian den anderen Knopf. Nach kurzer Zeit machte eine ältere Dame auf, die den Seelsorger fragend anschaute.

      »Grüß Gott, mein Name ist Pfarrer Trenker«, stellte der Geistliche sich vor. »Ich wollt’ zu der Frau Hofmeister, aber wie’s ausschaut, ist sie net daheim.«

      Die alte Dame schüttelte den Kopf.

      »Nein, die ist zur Arbeit«, erwiderte sie.

      »Das hab’ ich mir fast gedacht«, lächelte Sebastian. »Können S’ mir vielleicht sagen, wo Frau Hofmeister arbeitet? Wissen S’, ich komm’ extra aus St. Johann und müßt’ sie in einer Familienangelegenheit sprechen.«

      »Ach, kommen S’ doch herein, Hochwürden«, sagte Elvira Wirtmeyer. »Das müssen wir ja net zwischen Tür und Angel besprechen.«

      Der Bergpfarrer wäre nicht verwundert gewesen, wenn die alte Dame ihm die Tür gewiesen hätte. Schließlich kam es immer wieder vor, daß sich Trickbetrüger, in der Maske eines Gottesmannes, zu den Wohnungen alter Leute Zutritt verschafften und sie um ihre Ersparnisse brachten, wenn nicht gar Schlimmeres.

      Angela Hofmeisters Hauswirtin indes hegte keinen Argwohn gegen den Fremden. Zwar sah der Besucher keineswegs so aus, wie man sich landläufig einen Pfarrer vorstellte, aber die alte Dame verfügte über eine gewisse Menschenkenntnis und war überzeugt, daß dieser Geistliche kein Betrüger war.

      »Darf ich Ihnen was zu

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