Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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im Vorhause lehnten. Plötzlich aber drängte sich der Hahnenkamp durch den wüsten Haufen, und mit dem Schrei: »Den Schädel spalten wie einen Holzklotz!« stürzte er mit einer geschwungenen Axt in die Stube und auf den Grafen los. Dieser fiel in seinem Schreck unter den Tisch, und das Beil fuhr tief in die Holzwand.

      In demselben Augenblick sauste ein gebrochener Stuhlfuß nieder auf des Bauers Haupt – der Hahnenkamp wankte zur Tür und brach zusammen. – – –

      Den Getroffenen schafften sie davon.

      Den Grafen hoben zwei Männer zu seinem Sitze empor. Mit rollenden Augen starrte er gegen die Tür und auf das schwere Beil in der Wand; bebend bewegte er den Mund, aber sprachlos war er und blaß bis hinein auf den Gaumen.

      Still führten die Jäger ihren Gastherrn mit sich. Still und finster gingen an demselben Abend die Bewohner der Einöde auseinander. – Und dicht und dichter fielen vom Himmel die Flocken.

      Es will finster werden auf der Welt

       Inhaltsverzeichnis

      Am anderen Tage waren sie wieder im Wirtshause beisammen und konnten nicht genug sprechen über das gestrige Ereignis beim Haberturm.

      Aber auch von etwas anderem war die Rede.

      Ein interessanter Fremder war angekommen.

      Der Fremde trug eine silberne Uhrkette; das mußte schon ein großer Herr sein.

      »Wasser hat er getrunken in der Küche gleich aus der Schöpfpfanne.«

      »Das tät' ich schon nicht, wenn ich so ein großer Herr wär', da müßt' ich wohl meinen Wein haben.«

      »Heidepeters Gabriel ist's gewesen!« sagte plötzlich einer.

      Da war alles auf, und alle glaubten und wußten es nun und hatten es sich ja gedacht.

      »Alleweil hab' ich's gesagt,« rief die Wirtin, »aus dem Gaberl wird ein großer Herr, und wenn die Leut' über ihn allerlei unebene Sachen haben aufbringen wollen, so hab' ich hundertmal gesagt: Geht's, geht's mit eurem Tratsch, ihr seid an der ersten Lug nicht gestorben. All miteinander lacht er uns jetzt aus.«

      »Ja, und schmiert uns an!« schrie der Rindenschlager, »ich sag', wir wollen nichts von ihm, er trägt Herrenloden, er ist ein Stadtherr. Ein Rab' hackt dem andern die Augen nicht aus; wenn er auch nicht so tut, aber er hat's mit dem Großteufel unter einem Hütel. Er ist der Sohn des Dalkerd.«

      Vom Hahnenkamp wurde nichts gesprochen; dieser lag in seiner düsteren Stube verlassen im Sterben.

      Gabriel hatte am frühesten Morgen desselben Tages endlich seine Schwester Regina umarmt und seinen Freund Rudolf, und beide geküßt. Sie hatten ihn kaum erkannt. Regina errötete tief. Sie getraute sich den vornehmen Herrn gar nicht anzuschauen. Das war Gabriel – Gaberl, der einst so schmale, bleiche, schwächliche Junge im Zwilchjöpplein. Wie war er jetzt so groß und fein, wie hatte er so weiche Hände, so krause, zarte Locken und das Bärtchen. Und die Stimme tönte so tief und doch so hell und freundlich. Und seine weiße Binde um den Hals – wie ein Pfarrer. Das war ihr Bruder, der Gabriel, der Gaberl? Ja doch, seine leicht aufgeworfenen Lippen, seine milden, dunkelblauen Augen waren es. Und Regina redete endlich und sprach:

      »Ja, wie bist denn jetzt? – So bist du geworden?«

      Sie gingen nicht hinauf gegen die Heimstätte, das Heidehaus, sie gingen zum Ameishüter.

      Vor dem Hause standen einige Eschen, und von einer derselben scholl ein Hacken, und es rauschten buschige Äste nieder. Ganz oben im Wipfel saß der Heidepeter, der von seinem vergeblichen Suchen einmal zurückgekehrt war.

      »Vater,« rief Regina hinauf, »steigt ein wenig herab, 's ist wer da.«

      Und gleich darauf Gabriel:

      »Grüß' Euch Gott! Ist das Laub noch grün?«

      »Ja, 's ist noch ein wenig grün«, antwortete der Mann mit zitternder Stimme und kletterte sogleich herab; er hatte seinen Sohn schon erkannt.

      Und nun sah Gabriel seinen sehr gealterten Vater mit den furchigen Wangen, mit dem grauenden Haar. Nicht das halbe Elend hatten sie ihm geschrieben, das während seiner Abwesenheit dieser Mann ertragen mußte.

      Der Peter aber sah seinen Sohn frisch und in der Jugendkraft. Er vergaß in diesem Augenblick all sein Leid.

      »So grüß' dich Gott, Gaberl,« sagte er ganz leise, beinahe furchtsam – »bist uns doch wohl endlich einmal 'kommen. Bei uns gibt's halt alleweil viel Elend.«

      »Wo ist die Mutter?« fragte Gabriel schnell.

      Da war es einen Augenblick still, Regina fing leise an zu weinen, und der Peter legte seine Hand an das Kinn und starrte zu Boden.

      Sollte Gabriel denn noch nichts wissen?

       * * *

      Die Einschicht-Res saß auf der Bank vor ihrer Hütte. Neben ihr saß wieder der Heidepeter und legte die Hand ans Kinn, auf welchem rauhe, ungepflegte Bartstoppeln standen.

      »Mein Gabriel geht sich die Füße ab,« murmelte er, »wird mir zuletzt auch noch krank vor Gram.«

      »Unten beim toten See sehen sie alleweil ein Licht herumfliegen«, sagte das Weib.

      »Und das kann ich mein Lebtag nicht glauben, daß der Herrgott meine Klara so verlassen hätt', daß sie mir ins Wasser gegangen wär'. Res, ich hab' kein' Fried' und kein' Ruh'.«

      Die Res hatte still zugehört, plötzlich aber tat sie eine lebhafte Bewegung und rief:

      »Jetzt laß das Trübsalblasen sein, Peter, und tu einmal einen Jauchzer!«

      Er starrte die Res an.

      »Mit dem Beten und Traurigsein richten wir beim Herrgott nichts mehr aus, dasselb' hab' ich schon gesehen; auch gut, so wollen wir singen und jauchzen, daß ihm die Ohren gellen!«

      Und sie stieß einen grellen Ton hervor, der vielfach im Gewände widerhallte.

      Von den Waldungen herüber hallte es, von der Schlucht herein hallte es auch. Und wie hell und deutlich! War das Widerhall? Nein, das war ein selbständiges Klingen und Schallen, das waren Töne aus einem Horn. – Wer bläst hier im Walde? Hatte die Res mit ihrem Schrei Geister geweckt? Wer kommt da? Stehen die Toten auf?

       * * *

      Ein alter, halblahmer Mann und seine Tochter, ein blindes Mädchen, die sich durch das Land bettelten, fanden eines Tages draußen auf der Ebene neben der Straße an einer Zisterne ein betagtes Weib sitzen. Das zerrte an seinen ärmlichen Kleidern und wusch mit der hohlen Hand die Augen und die Stirne.

      »Was macht denn die Muhme da bei dem Wasser?« fragte der Alte halb als Gruß, halb aus Neugierde.

      »Mein, was werd' ich machen,« antwortete das Weib, »dunkel will's schon werden.«

      »Ihr seid ja

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