Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      Liebe war für Wolfgang Burger etwas Unbekanntes. Bisher hatte sein Herz noch nicht schneller geschlagen, wenn ihm eine Frau begegnet war. Und er kannte viele. Samstags, auf dem Tanzfest im Löwen, da gab es genug, die ganz wild darauf waren, mit ihm das Tanzbein zu schwingen. Aber mehr als ein paar harmlose Küsse hatte er für sie nicht übrig.

      Eines Tags, dachte er manchmal in einsamen Stunden, da wird sie vor mir stehen, und dann werd’ ich wissen, daß sie die Richtige ist.

      Also war er losgefahren, ohne auf das enttäuschte Gesicht der Magd zu achten, und freute sich schon auf den Abend und die anderen Bauern, die er treffen würde.

      Jungen Hochzeitern einen derben Streich zu spielen, das war schon eine alte Tradition. Beim letzten Mal, erinnerte er sich, hatten sie dem Brautpaar einen Kinderwagen auf das Dach ›gepflanzt‹ und dazu eine Feuerwehrsirene installiert, die die frisch Vermählten in aller Herrgottsfrühe weckte – kaum, daß sie ein Auge zugemacht hatten. Ihnen war nichts anderes übrig geblieben, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und die Freunde, die natürlich unten im Hof standen, um das Spektakel zu sehen, zu einem Frühstück einzuladen, zu dem es nicht nur ›Festes‹ Brot gab… – das flüssige schmeckte genauso gut!

      Wolfgang stellte seinen Wagen auf dem Hotelparkplatz ab. Zum Löwen gehörte nicht nur ein Restaurant, auch der Dorfkrug wurde von Sepp Reisinger und seiner Frau bewirtschaftet. Dort drinnen ging es lockerer zu, als in dem etwas vornehmer gehaltenen Restaurant.

      Der junge Bauer schloß das Auto ab und bog um die Ecke. Auf der anderen Seite überquerte eine Frau die Straße. Ohne nach rechts und links zu schauen, lief sie einfach hinüber. Im selben Moment schoß ein dunkler Wagen aus einer Querstraße heraus und raste mit hoher Geschwindigkeit auf die Frau zu. Es schien, als habe der Fahrer die Passantin noch gar nicht bemerkt.

      Anders Wolfgang Burger. Er sah die Frau und das Auto und stieß einen Warnruf aus. Die Frau schreckte hoch, offenbar war sie so in Gedanken, daß sie erst jetzt bemerkte, in welcher Gefahr sie sich befand. Der junge Bauer reagierte schnell und sprang auf die Straße. Die Frau an der Hüfte umfassend, zog er sie mit sich. Sie fielen zu Boden und rollten an die Bordsteinkante. Das Auto raste haarscharf an ihnen vorbei.

      Es waren nur wenige andere Leute auf der Straße gewesen, doch jetzt bildete sich schnell ein Knäuel von Neugierigen um die am Boden Liegenden.

      »Lassen S’ mich durch!« hörte Wolfgang jemanden rufen.

      Er rappelte sich hoch und half der jungen Frau auf die Beine, der der Schrecken im Gesicht stand.

      »Sind S’ verletzt?« fragte Wolfgang Burger besorgt.

      »Nein«, schüttelte sie den Kopf. »Nur fürchterlich erschrocken.«

      »Kein Wunder, so, wie der gerast ist!« hörte Wolfgang jemanden sagen.

      »Ich glaub’, ich bin selbst schuld«, sagte die junge Frau und sah ihn an. »Wenn Sie net gewesen wären… Vielen Dank, Herr…«

      »Wolfgang Burger«, stellte er sich vor.

      »Regina Werneke«, murmelte die Frau und schlug beschämt die Augen nieder.

      Es war ihr peinlich, solch einen Auflauf verursacht zu haben.

      Der Mann, der eben so energisch gebeten hatte, durchgelassen zu werden, war Pfarrer Trenker. Er blickte die junge Frau an.

      »Ich hab’s zufällig gesehen«, sagte er. »Der Mann in dem Auto ist wirklich verantwortungslos gefahren… aber Sie waren auch sehr unvorsichtig.«

      »Ich weiß«, nickte die Krankenschwester. »Es tut mir leid. Ich war so in Gedanken.«

      »Na ja, es ist ja noch mal gutgegangen«, meinte Wolfgang.

      »Ihnen ist wirklich nix geschehen?« vergewisserte sich der Geistliche.

      Regina schüttelte wieder den Kopf. »Nein, ich bin in Ordnung.«

      »Vielleicht sollten wir auf den Schrecken hin etwas trinken«, schlug der Bauer vor. »Da drüben ist der Gasthof. Kommen S’, ich lad’ Sie ein.«

      »Dort wollt’ ich ohnehin etwas essen«, sagte sie. »Aber ich denk’, es ist wohl an mir, Sie einzuladen.«

      Wolfgang musterte sie und lächelte.

      »Da sag’ ich net nein«, antwortete er.

      Sebastian Trenker nickte.

      »Mir scheint, es ist wirklich noch mal alles gutgegangen«, sagte er. »Einen schönen Abend noch.«

      Während er zum Pfarrhaus zurückging, klopften Regina und Wolfgang sich den Staub von der Kleidung. Die Menschenmenge löste sich rasch wieder auf.

      Reginas Herz klopfte immer noch vor Aufregung, als sie an Wolfgang Burgers Seite den Gasthof betrat.

      *

      »Sepp, bring’ uns erst mal zwei Obstler«, bestellte der Bauer beim Wirt.

      Er deutete auf einen freien Ecktisch.

      »Setzen wir uns dorthin«, schlug er vor.

      Regina nickte und nahm Platz. Hinter dem Tresen hatte Sepp Reisinger zwei Stamperl gefüllt und brachte sie an den Tisch.

      In der Wirtsstube saßen Gäste, die Zeugen des Beinaheunfalls geworden waren. Sie hatten schon über den Vorfall berichtet.

      »Da haben S’ aber großes Glück gehabt«, meinte Sepp und stellte die Gläser ab. »Der geht auf’s Haus. Spülen S’ den Schrecken erst mal runter.«

      Wolfgang nickte dankbar und hob sein Glas.

      »Zum Wohl«, prostete er Regina zu und hatte dabei zum ersten Mal Gelegenheit, sie näher in Augenschein zu nehmen.

      Was er sah, gefiel ihm. Die Frau war attraktiv. Sie mußte ungefähr im selben Alter sein wie er.

      Die Krankenschwester hatte ganz vorsichtig an ihrem Obstler genippt. Er schmeckte überraschend gut.

      »Tja, Herr Burger, nochmals vielen Dank«, sagte sie, »Wenn Sie nicht gewesen wären…«

      Sie wagte gar nicht, sich vorzustellen, was alles hätte geschehen können. Ihr Urlaub hätte ein jähes Ende gefunden, wenn nicht gar Schlimmeres passiert wäre.

      »Lassen S’ gut sein«, winkte Wolfgang ab. »Es ist ja glimpflich verlaufen. Aber wenn S’ das nächste Mal eine Straße überqueren…«

      »… dann werd’ ich ganz gewiß vorher schauen, ob ein Auto in der Nähe ist«, lachte Regina.

      Und im selben Moment wußte Wolfgang, daß der Tag gekommen war!

      Diese Augen, der Mund, das herzliche Lachen…

      Der junge Bauer spürte, wie ein heißer Blutstrom zu seinem Herzen schoß. Vergessen waren die anderen, die am Stammtisch saßen und auf ihn warteten. Beim Eintreten hatte er sie begrüßt und erklärt, er würde sich gleich zu ihnen setzen. Doch das war jetzt zweitrangig. Es rauschte in seinen Ohren, der Puls raste und sein Mund war ganz trocken geworden.

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