Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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schafft der Wolfgang schon allein«, sagte sie. »Du hast noch genug im Haus zu tun.«

      Dabei warf sie der Magd einen Blick zu, der Bände sprach. Schon lange war der Altbäuerin aufgefallen, daß ihre Magd ein Auge auf den Sohn geworfen hatte. Aber sie würde alles in ihrer Macht stehende tun, um zu verhindern, daß sich da was anbahnte. Wolfgang hatte etwas besseres verdient als eine Dienstmagd, und für Maria Burger stand fest, daß ihr Sohn eines Tages nur ein Madl heiraten würde, das eine anständige Mitgift mitbrachte!

      *

      Pünktlich zur Mittagszeit trafen die beiden Reisebusse in St. Johann ein. Sie hielten vor dem Hotel ›Zum Löwen‹, und die Fahrer verabschiedeten die Urlauber.

      »Die Firma ›Enzian-Reisen‹ wünscht schöne Ferientage, und in zwei Wochen werden S’ von uns wieder abgeholt.«

      Einige der Reisenden hatten Zimmer im Hotel gebucht, andere waren in den Pensionen und Privatquartieren des Ortes untergebracht. Zusammen mit Regina Werneke wohnten zwei ältere Ehepaare in der Pension Stubler. Das Quartett unternahm schon seit Jahren zusammen Urlaubsreisen, wie die junge Krankenschwester während der Fahrt gehört hatte.

      Die Wirtin erwartete ihre Gäste an der Haltestelle. Sie hielt ein selbstgemachtes Schild in den Händen, auf dem der Name der Pension stand.

      »Herzlich willkommen«, begrüßte Ria Stubler die fünf neuen Gäste. »Ich hoff’, Sie hatten eine schöne Fahrt.«

      Hände wurden geschüttelt und Namen genannt. Die Wirtin hatte einen kleinen Ziehwagen mitgebracht, auf den die Koffer und Reisetaschen geladen wurden.

      »Es ist net weit«, erklärte sie. »Nur um die Ecke.«

      Es dauerte wirklich kaum zwei Minuten, bis sie die Pension erreicht hatten. Ria ging voran und schloß auf. In dem großen Flur gab es eine Rezeption, an der Wand dahinter hingen die Schlüssel für die Zimmer. Gegenüber befand sich der Frühstücksraum.

      »Frühstücken können S’ ab acht Uhr«, erklärte Ria. »Aber die meisten Gäste wollen ausschlafen. Sollten S’ aber mal eine Bergtour unternehmen wollen, dann sagen S’ mir rechtzeitig Bescheid. Ich richt’ Ihnen dann alles her, damit S’ net mit leerem Magen losgeh’n müssen, und eine Brotzeit bekommen S’ natürlich auch.«

      Sie verteilte die Zimmerschlüssel und brachte die Gäste nach oben. Regina betrat erwartungsvoll ihr Zimmer. Es war recht groß, obwohl nur für eine Person gedacht, besaß sogar ein eigenes Bad, Fernseher und Telefon. Es war rustikal eingerichtet, mit sehr viel Holz, an den Wänden hingen Bilder, die Motive aus der Umgebung zeigten. Eine große Glastür führte auf einen Balkon. Die Krankenschwester setzte ihren Koffer ab und ging zum Fenster. Die Vorhänge waren, zum Schutz gegen die Sonne, zugezogen. Regina zog sie beiseite und öffnete das Fenster. Es war ein herrlicher Ausblick, den sie von hier aus hatte. Die Berge schienen zum Greifen nahe.

      Schnell hatte sie den Koffer ausgepackt und sich im Bad erfrischt. Das Buch, das die Kolleginnen ihr geschenkt hatten, legte sie auf den Nachttisch.

      Hunger verspürte sie nicht, unterwegs hatte sie ihren Reiseproviant verzehrt. Aber eine schöne Tasse Kaffee, die würde sie jetzt gerne trinken, überlegte Regina und beschloß, den Gedanken in die Tat umzusetzen.

      Als sie die Treppe herunterkam, sah sie die Pensionswirtin an der Rezeption.

      »Ehe ich’s vergeß’, sprach sie Ria Stubler an, »ich soll Ihnen schöne Grüße ausrichten, von einem Ihrer Stammgäste. Der Herr Brammer hat mich heut’ morgen mit dem Taxi zum Busbahnhof gefahren, und als wir ins Gespräch gekommen sind, stellte sich heraus, daß seine Frau und er jedes Jahr hier Urlaub machen.«

      »Der Herr Brammer, natürlich«, lachte Ria. »Vielen Dank für die Grüße. Ja, die beiden machen schon seit Jahren hier Urlaub.«

      Sie schaute Regina Werneke an.

      »Und Sie sind zum ersten Mal in den Bergen?«

      Die Krankenschwester nickte.

      »Ja, ich hab’ sonst immer zu Haus’ Urlaub gemacht. Aber in diesem Jahr hat’s mich einfach mal fortgelockt. Gehört hab’ ich schon viel, wie schön’s hier sein soll, aber noch nie mit eigenen Augen gesehen.«

      Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile, und Ria Stubler wunderte sich insgeheim, warum die junge, attraktive Frau so ganz alleine war. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, daß es einen Mann geben könnte, dessen Herz bei diesem Anblick nicht höher schlug.

      Liebeskummer schien die junge Frau indes nicht zu haben, dazu wirkte sie viel zu fröhlich und unbekümmert. Wahrscheinlich war es so, daß die Frau Werneke viel zu sehr für ihren Beruf lebte, und das Privatleben dabei zu kurz kam.

      Vielleicht, dachte Ria schmunzelnd, findet s’ ja hier einen feschen Burschen, der sie net auch im Urlaub an die Arbeit denken ließ…

      Regina schaute auf die Uhr.

      »So, jetzt hab’ ich mich aber verplaudert«, sagte sie. »Eigentlich wollt’ ich zum Kaffeetrinken.«

      Sie verabschiedete sich und verließ die Pension.

      Draußen war es inzwischen richtig heiß geworden, und Regina war froh, daß sie ein leichtes Kleid gegen Hose und T-Shirt, die sie auf der Fahrt trug, ausgetauscht hatte. Ihre nackten Füße steckten in Sandalen, und auf eine Jacke hatte sie auch verzichtet.

      Es waren viele Leute unterwegs, mehr als sie in diesem kleinen Ort erwartet hatte. Doch die meisten waren Urlauber wie sie, unschwer an der legeren Kleidung und den umgehängten Fotoapparaten und Videokameras zu erkennen.

      Im Kaffeegarten des Hotels fand sie nur mit Mühe einen freien Platz. Kalte Getränke und Eisbecher waren bei diesen Temperaturen heiß begehrt. Glücklicherweise waren die beiden Ehepaare auf dieselbe Idee gekommen und hatten sich schon vor geraumer Zeit an einem der Tische unter den hohen Kastanien niedergelassen.

      »Kommen S’ nur, Frau Werneke«, rief Leopold Heuser. »Hier ist noch ein Platz frei.«

      Regina setzte sich dankbar und bestellte, trotz der Hitze, ein Kännchen Kaffee.

      »Probieren S’ unbedingt den Kirschkuchen. Ein Gedicht!« riet Hannelore Ebersbach.

      Ludwig, ihr Mann hatte schon zwei Stücke verdrückt.

      »Aber ohne Sahne«, sagte Regina schmunzelnd. »Sonst passen mir meine Kittel net mehr, wenn ich aus dem Urlaub zurückkomm’.«

      Schnell war die Unterhaltung beim Thema Beruf angekommen. Die beiden Männer waren noch berufstätig, Ludwig Ebersbach arbeitete als Nachtportier in einem Münchner Hotel, Leopold Heuser war Angestellter in einem Autohaus. Ihre beiden Frauen kannten sich seit der Schulzeit, und die Freundschaft hatte all die Jahre Bestand gehabt.

      Während die Mitbewohner bald aufbrachen, blieb Regina noch eine Weile sitzen. Sie schaute zu den anderen Tischen, an denen kaum jemand alleine saß. Während des Gesprächs war unverhohlene Neugier zu spüren gewesen, warum die junge Krankenschwester wohl alleine in den Urlaub gefahren war… Regina hatte ausweichend geantwortet und auf ihre Arbeit in der Klinik hingewiesen, die es ihr nicht gerade leicht mache, Bekanntschaften zu knüpfen.

      Allerdings war das nur die halbe Wahrheit. Der eigentlich Grund, warum es Regina so schwerfiel, sich zu binden, lag tief in ihrer Vergangenheit verborgen.

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