Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      Der Geistliche hatte ein breites Lächeln aufgesetzt, als er sein Arbeitszimmer betrat.

      »Sebastian«, rief er und breitete die Arme aus, »was führt dich zu so früher Stunde zu mir?«

      »Guten Morgen, Blasius«, sagte der Bergpfarrer. Er schüttelte die dargebotene Hand.

      »Ich hab’ da ein Anliegen«, begründete er seinen Besuch. »Allerdings wollt’ ich darüber net am Telefon mit dir reden.«

      »So heikel?« fragte sein Amtsbruder und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Nimm Platz.«

      Er selbst ließ sich in den bequemen Drehsessel sinken, wobei er einen ätzenden Laut von sich gab.

      »Also, was gibt’s denn so Wichtiges, daß du extra von St. Johann herüberkommst?« wollte er wissen.

      »Es geht um den Toni Hornbacher und seine Frau, die Burgl«, begann Sebastian Trenker. »Oder vielmehr um den Bub, den die beiden bekommen haben. Sie waren gestern bei mir, weil sie den Florian gern’ in meiner Kirche taufen lassen wollen… Ich bin jetzt hergekommen, um dich zu fragen, ob du was dagegen einzuwenden hast.«

      Der rundliche Pfarrer richtete sich in seinem Sessel auf.

      »Was?« rief er, wobei sein Gesicht noch mehr von der dunkelroten Farbe annahm. »Ich hör’ wohl net recht. Die zwei gehören zur Gemeinde St. Anna, und da ist’s doch wohl selbstverständlich, daß ihr Kind von mir getauft wird! Wie kommen die überhaupt auf den Gedanken, ich würd’ dafür mein Einverständnis geben?«

      Der Bergpfarrer hob beschwichtigend die Arme.

      »Jetzt reg’ dich doch net auf«, bat er in ruhigem Ton. »Niemand will sich in deine Kompetenzen einmischen. Aber da es nun mal der Wunsch der Eheleute ist, sollten wir ihn respektieren. Du weißt vielleicht schon, daß sie ohnehin in ein paar Wochen den Tannenhof übernehmen und dann gehören s’ sowieso zu meiner Kirchengemeinde. Also, Blasius, gib deinem Herzen einen Ruck und stimm’ zu.«

      »Den Teu…«, entfuhr es Blasius Eggensteiner.

      Den Teufel werd’ ich tun, hatte er sagen wollen, doch im letzten Moment konnte er sich noch bremsen.

      Als er von der Küche ins Arbeitszimmer gegangen war, da hatte er schon geahnt, daß dieser Besuch nichts Gutes bedeutete, und jetzt wurde seine Ahnung bestätigt.

      Dabei hatte er noch mit dem guten Willen das Arbeitszimmer betreten, seinen Amtsbruder höflich und freundschaftlich zu begegnen. Blasius hatte nicht vergessen, wie sehr er sich blamiert hatte, als er Sebastian Trenker versuchte, bei Bischof Meerbauer anzuschwärzen. Auf das dumme Geschwätz einer alten Klatschtante war er hereingefallen, die behauptete, Pfarrer Trenker verstoße gegen das Zölibat.

      Doch dieser Vorsatz war jetzt vergessen.

      »Auf keinen Fall geb’ ich da mein Einverständnis«, blaffte er. »Ich versteh’ überhaupt net, daß du da mitmachst. Arbeiten wir eigentlich gegeneinander oder zusammen? Ich hab’ geglaubt, daß die Hirten zweier benachbarten Pfarrstellen sich gegenseitig unterstützen. Und jetzt das! Ich bin wirklich empört!«

      »Du lieber Himmel, jetzt mach’ doch net so eine Geschichte daraus«, schüttelte Sebastian heftig den Kopf. »Im umgekehrten Fall würd’ ich doch auch nix dagegen haben.«

      Pfarrer Eggensteiner schwieg. Er schaute an seiner Soutane herunter und kniff die Lippen fest zusammen.

      Ich kann mir schon denken, warum die zwei ihr Kind von ihm taufen lassen wollen, ging es ihm durch den Kopf.

      Seit seinem Amtsantritt in St. Anna kamen immer weniger Besucher in die Kirche. Ein paar von den ganz Eifrigen steckten dem Geistlichen, daß es früher viel mehr gewesen seien.

      Aber darüber, da war es Sebastian Trenker, der sich die seelsorgerischen Pflichten für die Gemeinde mit einem Pfarrer aus Garmisch Partenkirchen teilte. Die beiden Geistlichen waren ungemein beliebt gewesen, doch hatte sich die Zuneigung der Dörfler nicht auf den neuen Pfarrer übertragen. Woran Blasius Eggensteiner nicht ganz unschuldig war. Immer wieder sprach er in seinen Predigten vom Feuer und Schwert, das über die niederkäme, die nicht glauben wollten und die Gebote mißachteten. Die Hölle schilderte er als letzten Aufenthalt für alle, die nicht reinen Herzens waren.

      Während seiner Zeit als Missionar am Orinoko hatte er damit Erfolg gehabt. Die kleine Kirche auf dem Gelände der Missionsstation war immer rappelvoll. Es war ihm gelungen, die Eingeborenen einzuschüchtern und glaubte nun, es hier genauso machen zu müssen.

      Mit dem Erfolg, daß seine Kirche immer leerer wurde.

      Doch Pfarrer Eggensteiner war zu engstirnig, um das zu erkennen. Er war schon früher ein eiserner Verfechter des buchstabengetreuen Glaubens gewesen und war sicher, daß man den Menschen nur drohen müsse, damit sie parierten.

      Er schob sich aus seinem Drehsessel.

      »Tut mir leid, daß du den Weg hierher umsonst gemacht hast«, sagte er zu dem Besucher. »Aber ich kann’s net dulden, daß ein Schäfchen, das zu meiner Gemeinde gehört, woanders das Sakrament der Taufe empfängt. Du weißt selbst, daß wir auf jedes Kirchenmitglied angewiesen sind.«

      Sebastian Trenker war ebenfalls aufgestanden. Er seufzte innerlich.

      »Mir tut’s leid, daß du so uneinsichtig bist, Blasius«, erwiderte er. »Mit ein bissel guten Willen sollt’s dir eigentlich net schwerfallen, den Wunsch der Eltern zu erfüllen.«

      Er hob die Arme und ließ sie wieder sinken.

      »Aber gut, dann muß ich eben Bischof Meerbauer um Erlaubnis bitten.«

      »Die er dir ja wohl auch gewähren wird«, sagte sein Amtsbruder, nicht ohne einen gehässigen Unterton. »Ihr seid ja so gut miteinander befreundet.«

      Sebastian ging nicht auf diese Bemerkung ein.

      »Jedenfalls wünsch’ ich dir noch einen schönen Tag«, sagte er und ging zur Tür.

      Als er sie öffnete, hörte er Blasius Eggensteiners Stimme: »Der ist mir jetzt schon verdorben!«

      Achselzuckend verließ nun der gute Hirte von St. Johann das Pfarrhaus und machte sich auf den Rückweg.

      Eigentlich hätte er es sich sparen können, hierher zu kommen. Irgendwie hatte er geahnt, daß sein ›lieber‹ Amtsbruder wieder mal querschießen würde.

      *

      Sebastian hatte beschlossen, sich, im Gegensatz zu seinem störrischen Kollegen, den Tag nicht verderben zu lassen. Es war viel zu schön, als daß man sich trüben Gedanken hingeben sollte – was der Bergpfarrer ohnehin nie tat.

      Daß der Bischof seiner Bitte Folge leisten würde, daran hatte er keinen Zweifel. Aber ihn zu fragen, das hatte noch Zeit. Heute gab es ein paar Dinge zu erledigen, und morgen früh würde er endlich wieder mal eine seiner geliebten Bergtouren unternehmen. Nach dem Unwetter, das in der vergangenen Woche über dem Wachnertal niedergegangen war, hatte es rasch wieder aufgeklart, und das Wetter war geradezu ideal für eine Wanderung. Schon seit geraumer Zeit dachte der Geistliche darüber nach, daß er schon lange nicht mehr die Wirtsleute auf der Wendelsteinhütte besucht hatte, und er freute sich darauf, sie endlich

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