Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 107

Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

rings um das Gotteshaus zu schneiden und die Beete zu säubern. Die beiden Männer wechselten ein paar Worte.

      »Sind viele Besucher gekommen?« erkundigte sich Sebastian schließlich.

      »Net soviel, heut’ morgen«, schüttelte der Messner den Kopf. »Nur eine junge Frau ist noch drinnen.«

      Der Bergpfarrer hatte nach der Unterhaltung eigentlich ins Pfarrhaus gehen wollen. Doch jetzt war er neugierig geworden.

      Handelte es sich vielleicht um die junge Frau, die gestern beinahe vor das Auto gelaufen war?

      Er öffnete die Kirchentür und trat ein. Die Besucherin stand vor dem Altar und schaute auf das Kreuz. Sie drehte sich um, als sie Schritte hinter sich vernahm. Sebastian erkannte sie sofort wieder.

      »Grüß Gott«, nickte er ihr zu. »Das ist aber schön, daß Sie sich ein bissel Zeit nehmen, sich umzuschauen.«

      »Ich bin überwältigt«, sagte Regina Werneke. »Die Frau Stubler hat mir ja schon soviel von der Kirche vorgeschwärmt, aber was ich hier seh’, übertrifft alle meine Erwartungen.«

      »Ich hoff’, Sie haben sich von dem Schrecken erholt?«

      »Es war halb so schlimm«, winkte sie ab. »Aber ich weiß, daß ich sehr leichtsinnig war, als ich über die Straße gegangen bin, ohne auf den Verkehr zu achten. Zum Glück war ja der Wolfgang Burger da.«

      Der Bergpfarrer registrierte, daß sie den jungen Bauern beim Vornamen nannte und nicht Herr sagte. Mal seh’n, dachte er, vielleicht kann ich da noch etwas nachhelfen. Die junge Frau schaut recht sportlich aus; ich werd’ sie mal fragen, ob sie net Lust hat, eine Bergtour zu machen. Unterwegs redet es sich leichter, und ich erfahr’, ob sie etwas für den Wolfgang empfindet…

      »Kommen S’«, lud Sebastian ein, »ich führ’ Sie ein bissel herum.«

      Sie gingen zur linken Seite hinüber. Unter der Galerie, neben der Tür zur Sakristei, hing ein großes Gemälde.

      ›Grethsemane‹ stand auf einem kleinen Schild darunter. Das Bild zeigte den Erlöser, am Abend vor der Kreuzigung, im Gebet versunken. Der Künstler hatte den Sohn Gottes so realistisch gemalt, daß der Betrachter beinahe die Ausweglosigkeit, in der sich Christus befand, spüren konnte. Die Unabänderlichkeit seines Schicksals stand ihm ins Gesicht geschrieben.

      Regina verharrte einen Moment und ließ das Gemälde auf sich wirken.

      Daneben stand auf einem Holzsockel eine Madonnenfigur. Über den Holzschnitzer war nichts bekannt, aber namhafte Kunstexperten sprachen der Figur einen nicht unerheblichen Wert zu.

      »Leider haben das auch unangenehme Zeitgenossen gewußt«, erzählte Sebastian und berichtete von dem Diebstahl der Madonna, der vor Jahren für einiges Aufsehen, weit über die Grenzen St. Johanns hinaus, gesorgt hatte.

      »Gott sei Dank ist es meinem Bruder und mir gelungen, die Täter zu überführen und die Madonna wohlbehalten in den Schoß unserer Kirche zurückzubringen.«

      Regina nickte. Sie war ehrlich begeistert. Als sie das Gotteshaus betreten hatte, war sie unwillkürlich in dem kleinen Vorraum stehengeblieben und hatte den Atem angehalten. Solch eine Pracht hatte sie nicht erwartet. Rot, Gold und Blau, das waren die Farben, in denen das Innere der Kirche verziert war. Es gab herrlich gestaltete Fensterbilder, mit Motiven aus der Bibel, wunderschöne sakrale Gegenstände, und oben, auf der Empore, stand die gewaltige Orgel, deren Klang noch aus der geschlossenen Kirche schall, wenn sie zum Lobe des Herrn gespielt wurde.

      Nach dem Rundgang, auf dem sie mehr erfahren hatte, als jemand, der nicht in den Genuß einer Führung durch den Geistlichen kam, richtete Regina die Grüße von Alois Brammer aus.

      »Da sieht man wieder, wie klein die Welt ist«, lachte Sebastian Trenker.

      »Vielen Dank für die Grüße. Wenn S’ ihn mal wiedersehen sollten, dann richten S’ ihm doch aus, daß ich mich schon auf eine gemeinsame Bergtour mit ihm freu’.«

      »Das will ich gern’ tun«, nickte die Krankenschwester und faßte sich ein Herz. »Da Sie’s gerade ansprechen – die Frau Stubler erzählte auch, daß Sie ab und an Urlauber mitnehmen, wenn Sie auf Bergtour gehen. Sie meinte, ich solle Sie doch mal fragen, ob Sie mich eventuell auch einmal…«

      »Aber freilich«, nickte der Bergpfarrer. »Ich habe sowieso vor, Sie einzuladen. Jetzt sind S’ mir mit Ihrer Frage zuvorgekommen. Würd’s Ihnen schon gleich morgen passen? Ich will zum Wendelstein hinauf.«

      »Ach, das wär’ ja wunderbar«, freute sie sich.

      »Wanderkleidung haben S’ dabei?« vergewisserte Sebastian sich.

      »Ja«, nickte die Krankenschwester, »extra eingepackt; Jacke, Hose, Stiefel und einen Hut gegen die Sonne.«

      »Sehr gut«, lobte der Geistliche. »Dann schlag’ ich vor, daß ich Sie gegen halb fünf in der Frühe abhol’. Bis zum Kogler, wo wir aufsteigen werden, ist’s ein gutes Stück, wenn S’ glauben, es net zu schaffen, dann können wir mit dem Auto dorthin fahren.«

      »Nein, nein«, wehrte Regina ab. »Das schaff’ ich bestimmt.«

      »Also, dann bis morgen früh. Und nehmen S’ bloß keinen Proviant mit. Meine Haushälterin packt’ mir immer viel zuviel ein. Aber vergessen S’ net Ihren Fotoapparat.«

      Die junge Frau versprach, daran zu denken. Sie verabschiedete sich und ging gutgelaunt zur Straße hinunter. Sie freute sich auf den morgigen Ausflug mit dem sympathischen Geistlichen. Aber nicht nur das bevorstehende Ereignis ließ ihr Herz schneller schlagen.

      Regina fühlte sich fröhlich und unbeschwert, wie schon lange nicht mehr, und dazu trug ganz gewiß die Tatsache bei, daß sie sich verliebt hatte.

      Verliebt in ihren Lebensretter!

      Schon beim Aufwachen hatte sie an ihn denken müssen. Ria Stubler hatte schließlich eine Bemerkung gemacht, als Regina so aufgekratzt zum Frühstück herunterkam, und lächelnd gemeint, sie schaue ganz so aus, als sei sie von Amors Pfeil getroffen worden.

      Im ersten Moment war die Krankenschwester erschrocken gewesen.

      Sah man es ihr wirklich an?

      Doch dann zuckte sie die Schultern. Was soll’s, Hauptsache, ich bin glücklich, hatte sie gedacht.

      Als sie jetzt die Straße überquert, schaute sie erst gewissenhaft nach links und rechts, bevor sie die Fahrbahn betrat.

      Net, daß mich der Wolfgang jetzt sieht, dachte sie und kam sich eigentlich albern dabei vor.

      Natürlich konnte er sie jetzt nicht sehen, aber es war herrlich, einmal albern sein zu können. So mußte es wohl sein, wenn man verliebt war.

      Sie hatte gerade die andere Straßenseite betreten, als sie eine ihr wohlbekannte Stimme hörte.

      »Bravo, Regina, so ist’s richtig«, lachte Wolfgang Burger, der wie aus dem Nichts vor ihr stand und sie anstrahlte.

      *

      Die Krankenschwester schaute ihn verwundert an.

      »Das gibt’s doch net…«, sagte sie.

Скачать книгу