Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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der Mesner von St. Johann, war schon mit dem Aufräumen beschäftigt, als Sebastian die Sakristei wieder verließ. Die junge Frau saß immer noch in der letzten Kirchenbank und blickte vor sich hin.

      »Grüß Gott«, sagte Sebastian, als er vor ihr stand. »Hat Ihnen die Messe gefallen?«

      Anja schaute irritiert auf. Sie war in Gedanken wirklich ganz weit fortgewesen, daß sie es gar nicht bemerkt hatte, als der Geistliche näherkam.

      »Wie…? O ja, sie war sehr schön«, nickte sie.

      Sebastian reichte ihr die Hand.

      »Ich bin Pfarrer Trenker. Machen S’ Urlaub hier?«

      Erst jetzt fiel ihr auf, was für ein attraktiver Mann er war. Groß und schlank, sehr sportlich. Das markante Gesicht war leicht gebräunt.

      Er hätte eher ein prominenter Schauspieler oder Sportler sein können, als ein Landpfarrer, ging es ihr durch den Kopf.

      »Ja…, nein…«, stotterte Anja Weilander. »Das heißt, ich wollte eigentlich hier Urlaub machen. Aber als ich gestern ankam, da hab’ ich gar kein Zimmer bekommen. Es ist alles ausgebucht.«

      »Haben S’ denn net reserviert?«

      »Dummerweise net«, schüttelte sie den Kopf. »Ich hab’ mich ganz kurzfristig zu dieser Reise entschlossen.«

      Sie reichte ihm die Hand.

      »Entschuldigen S’, ich hab’ mich noch gar net vorgestellt – Anja Weilander.«

      »Wo haben S’ denn die Nacht verbracht?« fragte Sebastian. »Doch hoffentlich net im Freien?«

      »Nein, der Herr Reisinger und seine Frau haben mich im Zimmer einer Angestellten übernachten lassen, die für zwei Tage frei hat. Jetzt muß ich allerdings seh’n, daß ich mit dem nächsten Bus in die Stadt fahr’ und dann einen Zug bekomm’.«

      Eigentlich keine ungewöhnliche Geschichte. Es kam öfter vor, daß jemand spontan den Entschluß faßte, einen kleinen Urlaub zu verbringen, ohne zuvor die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Indes wurde Sebastian Trenker das Gefühl nicht los, daß hinter dem Entschluß dieser Frau etwas ganz anderes steckte, als pure Urlaubssucht. Anja Weilander schien ein Problem mit sich herumzutragen, und wenn ihn seine Menschenkenntnis nicht trog – und das tat sie selten –, dann war das kein kleines Problem.

      »Tja, das ist schad’, daß es mit dem Zimmer net geklappt hat«, sagte der Bergpfarrer. »In der Saison ist es wirklich schwer, wenn man net früh reserviert. Aber ich hätt’ da einen Vorschlag: im Pfarrhaus sind zwei Gästezimmer, und meine Haushälterin ist eine sehr gute Köchin. Also, wenn S’ mit einem einfachen Zimmer einverstanden wären, dann sind S’ herzlich eingeladen, ein paar Tage zu bleiben.«

      Anja schaute ihn mit großen Augen an.

      »Wirklich?« fragte sie ungläubig.

      Sebastian nickte nachdrücklich.

      »So kommen S’ doch noch in den Genuß eines kleinen Urlaubs«, meinte er.

      Anja brauchte nicht lange zu überlegen. Das hatte sie nämlich schon den ganzen Morgen getan; wie es jetzt weiterging, wohin sie fahren sollte, um ein neues Leben zu beginnen, was ihr die Zukunft bringen würde.

      Ihre vordringlichste Sorge war, aus dem Stand zu entscheiden, wohin sie fahren sollte. Doch dieses Problem hatte sich mit einmal von selbst erledigt.

      »Ich nehm’ die Einladung gern an, Hochwürden«, sagte sie, freudig lächelnd.

      »Dann sollten wir gleich hinübergehen«, schlug Sebastian vor. »Ihr Gepäck holen wir später aus dem Hotel. Meine Haushälterin wird schon mit dem Essen warten.«

      *

      Florian Mahler nahm den Hörer ab.

      »Ich bin’s, Christoph«, hörte er die Stimme seines Freundes und Teilhabers an dem kleinen Fotogeschäft, in der Münchener Innenstadt. »Bevor du morgen in Urlaub fährst, wollt’ ich nur schnell nachfragen, ob bei dir alles in Ordnung ist?«

      Der sechsundzwanzigjährige Fotograf runzelte die Stirn. Zwar war er seit langem mit Christoph Bruns befreundet, aber solche Fürsorge war ihm von seinem Kompagnon eigentlich eher unbekannt.

      »Sag’ mal, da steckt doch noch was anderes dahinter, oder?« fragte er nach. »Du erkundigst dich doch net aus reinster Nächstenliebe.«

      Ein Lachen erklang vom anderen Ende der Leitung.

      »Ertappt«, gab der Freund zu. »Ich hab’ wirklich ein Anliegen…«

      Florian verdrehte die Augen. Sonntage könnten so schön sein, wenn es keine Telefone und störende Anrufer gäbe! Schließlich war er mitten in den Vorbereitungen für seinen wohlverdienten Urlaub.

      »Also heraus mit der Sprache!«

      »Es geht um den Bildband, der im nächsten halben Jahr erscheinen soll«, erklärte Christoph.

      »Du meinst, Kirchen, Schlösser und Barockdenkmäler in Oberbayern?«

      »Ja. Du erinnerst dich an Professor Bernhard?«

      »Den bekannten Internisten. Freilich. Aber was hat der damit zu tun?«

      Clarissa Brendel, Christophs Verlobte, war vor einiger Zeit in Behandlung des ausgezeichneten Arztes gewesen. Eine rätselhafte Infektion, an der andere Mediziner schier verzweifelten, war von Professor Bernhard erfolgreich behandelt worden. Damals hatte auch Florian die Bekanntschaft des charismatischen Mannes gemacht.

      »Stell« dir vor, gestern abend, als ich mit Clarissa in der Oper war, da haben wir in der Pause Professor Bernhard und seine reizende Gattin getroffen. Natürlich hat er sich eingehend nach Clarissas Befinden erkundigt.«

      »Prima! Nur was hat das alles mit dem Bildband zu tun?«

      Christophs Verlobte gab den Fotoband heraus. Er und Florian hatten eine Menge Kirchen, Schlösser und Adelshäuser besucht und hunderte von Fotos geschossen.

      Clarissa übernahm den redaktionellen Teil des Projekts. Monatelang hatte sie in Museen und Archiven recherchiert, mit unzähligen Menschen, Schloßbesitzern, Geistlichen und Architekten gesprochen und stundenlang vor dem Computer gesessen, um all das was sie erfahren hatte in Worte zu fassen.

      »Ich will’s kurz machen«, meinte Christoph.

      »Ich bitte darum. Wie du weißt, bin ich mitten in den Urlaubsvorbereitungen.«

      »Dann laß mich endlich ausreden und unterbrech’ mich net andauernd«, scherzte Christoph und wurde gleich darauf wieder ernst. »Also, der Professor war sehr interessiert, als wir ihm von dem Buch erzählt haben, und dann hat er uns noch einen heißen Tip gegeben – die Kirche von St. Johann. Er meint, jeder Bildband über Gotteshäuser wäre unvollständig ohne ein Foto von dieser Kirche. Und deshalb…«

      »… wolltest du mich bitten, eben ein paar Fotos zu machen«, vollendete Florian den Satz.

      »Genau!«

      Der Fotograf seufzte.

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