Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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sich sein Freund. »Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was der Professor sagt, dann ist die Kirche ein Juwel. Ich frag’ mich, wieso wir bei unseren Recherchen net von allein’ darauf gekommen sind.«

      »Wahrscheinlich weil wir, bei aller Gründlichkeit, net sämtliche Kirchen in unserem schönen Bayern berücksichtigen konnten«, gab Florian zu bedenken. »Es waren ja auch bestimmte Kriterien damit verbunden, die erfüllt sein mußten, um in den Bildband aufgenommen zu werden.«

      Das Alter des Gebäudes spielte eine wesentliche Rolle, und die Ausstattung. Vielleicht trug es sogar die Handschrift eines berühmten Architekten – um so besser!

      »Na schön, ich kümmer mich darum«, beendete Florian das Gespräch. »Bestell’ Clarissa einen schönen Gruß. Wir sehen uns in vierzehn Tagen wieder.«

      »Wart’«, rief Christoph hastig. »Professor Bernhard ist ein persönlicher Freund des Geistlichen. Er bat uns, Pfarrer Trenker, so heißt er, Grüße von ihm auszurichten.«

      Florian schmunzelte.

      »Dann bist du also davon ausgegangen, daß ich net ablehnen werd’«, stellte er fest. Dafür hab’ ich was gut bei dir!«

      »Auf jeden Fall«, versicherte der Freund. »Und jetzt wünsch’ ich dir einen schönen Urlaub. Erhol’ dich gut und laß dein Handy aus.«

      »Worauf du dich verlassen kannst!« gab Florian zurück und legte den Hörer auf.

      Natürlich würde er die Fotos machen. Auch wenn Christoph und er ganz gut im Geschäft waren und als Fotografen reichliche Aufträge erhielten, würde der Fotoband eine zusätzliche Werbung sein.

      Er notierte sich den Namen des Geistlichen auf einen Zettel und fuhr fort, seine Sachen zusammenzupacken.

      Christoph hatte anfangs gelacht, als Florian erklärte, er würde seinen Urlaub in den Bergen verbringen. Doch davon hatte er sich nicht beirren lassen. Florian war es leid, die schönsten Wochen des Jahres – wenn es in diesem Falle auch nur zwei waren – immer irgendwo zu verbringen, wo Jubel, Trubel und Heiterkeit herrschten. Ihm stand einfach nicht der Sinn danach, er wollte seine Ruhe haben, ein bißchen wandern, vielleicht ausreiten, wenn es die Möglichkeit dazu gab, und ansonsten möglichst nichts vom Geschäft hören.

      Deshalb auch seine Ankündigung, das Mobiltelefon auszulassen.

      Der Mann im Reisebüro hatte den goldrichtigen Tip für ihn.

      »Da kommt nur St. Johann in Betracht«, sagte er und holte ein paar Prospekte.

      Florian gefiel, was er sah.

      »Hotel oder Pension?« erkundigte sich der Mann.

      Der Fotograf hätte sich das Hotel durchaus leisten können, aber er entschied sich für eine kleine Pension. Dort ging es in der Regel immer persönlicher zu, als in einem großen Betrieb, wo meist Anonymität herrschte. Früh genug gebucht, war es überhaupt kein Problem, ein Zimmer zu bekommen, und jetzt freute sich Florian Mahler auf die zwei Wochen, die vor ihm lagen. Gleich morgen früh würde er sich ins Auto setzen und dann wollte er von der Arbeit nichts mehr sehen oder hören.

      Bis auf die Fotos, von denen er hoffte, daß er sie in der Kirche machen durfte. Bisher hatten sie in dieser Hinsicht nie Schwierigkeiten gehabt, und die Tatsache, daß Professor Bernhard diesen Pfarrer Trenker kannte, konnte ja nur hilfreich sein.

      *

      »Frau Tappert, wir haben einen Gast«, rief Sebastian als sie das Pfarrhaus betraten.

      Sophie Tappert kam aus der Küche.

      »Das ist die Frau Weilander«, erklärte der Geistliche. »Sie wird für ein paar Tage bei uns wohnen. Sein S’ so nett, und richten wir nachher eines der Gästezimmer her.«

      Die Haushälterin nickte und begrüßte Anja freundlich.

      Die junge Frau stand ein wenig scheu im Flur. Aber die herzliche Aufnahme im Pfarrhaus ließ sie lächeln. Auf dem Weg von der Kirche hierher hatte sie noch gedacht, daß es doch unmöglich wäre, dieses Angebot anzunehmen. Schließlich war es ja keine Pension. Doch dann hatte sie überlegt, daß geistlicher Beistand vielleicht das Dringendste war, was sie jetzt brauchte, und die unkomplizierte Art Pfarrer Trenkers machte es ihr leicht, sich jetzt darauf einzulassen.

      Im Eßzimmer war der Tisch schon gedeckt. Sophie Tappert kam durch den zusätzlichen Gast nicht in Verlegenheit, sie kochte immer reichlich bemessen, und meistens wurde auch alles aufgegessen.

      Allerdings waren Max und Claudia heute nicht da. Der Bruder des Geistlichen, der in St. Johann als Polizist tätig war, hatte sich ein paar Tage freinehmen können und seine attraktive Freundin zu einem Kurzurlaub eingeladen. Die Journalistin lebte und arbeitete in Garmisch Partenkirchen, und meist sahen sie und Max sich nur am Wochenende, wenn Claudia herüberkam.

      Sophie Tappert servierte eine klare Bouillon, mit Streifen von Kräuterpfannkuchen und Markklößchen darin.

      »Lassen S’ sich schmecken«, munterte Sebastian die junge Frau auf, zuzugreifen.

      Eigentlich war Anja noch vom Frühstück satt. Sie aß ohnehin recht wenig und in den vergangenen Monaten waren die Portionen noch kleiner geworden. Doch der kräftige, aromatische Duft der Suppe regte ihren Appetit an.

      »Hm, schmeckt köstlich«, sagte sie.

      Der Bergpfarrer beobachtete sie. Noch wußte er nicht, was er mit Anja Weilander anfangen sollte – von ihrem Unfall ahnte er noch überhaupt nichts –, doch er hatte das Gefühl, daß die junge Frau einiges durchgemacht hatte. Die traurigen Augen, ihre blasse Haut und die zaghaften Bewegungen waren nur ein paar eindeutige Indizien.

      Nach Rahmbraten mit Gemüse aus dem Pfarrgarten und einen Vanille-Grießpudding bat er sie in den Garten hinaus. Die Sonne fiel auf die Terrasse, als Sebastian Anja aufforderte, in einem der bequemen Gartenstühle Platz zu nehmen. Die Haushälterin brachte Kaffee und kehrte in die Küche zurück, um sich um den Abwasch zu kümmern.

      »Darf ich fragen, woher Sie kommen?« erkundigte der Geistliche sich nach dem ersten Schluck.

      Anja hatte etwas Milch in ihren Kaffe gerührt. Sie trank ebenfalls, ehe sie antwortete.

      »Bis jetzt war ich in Regensburg zu Hause«, erwiderte sie leise.

      Natürlich war Sebastian die Formulierung nicht entgangen.

      »Bis jetzt…?« fragte er.

      Anja holte tief Luft und biß sich auf die Unterlippe. Ihre Mundwinkel bebten, und Tränen traten ihr in die Augen.

      »Ich…, ich hab’ dort mit einem Mann zusammengelebt«, fuhr sie schließlich fort. »Nach einem Streit – ich weiß net, der wievielte es war – bin ich nachts mit dem Auto verunglückt. Drei Monate lag ich in einer Münchener Klinik, und vorgestern hat man mich dort entlassen. Jetzt bin ich hier und weiß eigentlich net, wie’s weitergehen soll.«

      Sie sah Sebastian an, und der gute Hirte von St. Johann konnte deutlich merken, wieviel Mühe es Anja Weilander kostete, nicht erneut in Tränen auszubrechen.

      »Ja, das ist, sozusagen in Kurzform, meine Geschichte.«

      »Die aber sehr viel früher beginnt.«

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