Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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kann man net wegoperieren.«

      Er schaute die junge Frau eindringlich an.

      »Sie haben mir vorhin erzählt, wie es zu dem Unfall kam. Insbesondere, was dem vorausgegangen war, der Streit mit Ihrem Verlobten. Hierin seh’ ich die Ursache für Ihre Beschwerden, und da müssen wir ansetzen.«

      Im Grunde war ihm alles klar. Anja Weilander hatte sehr viel in diese Beziehung zu Carsten Winter gesteckt. Nicht nur materiell, mehr noch emotional. Wie sie erzählte, war er der Mann ihrer Träume gewesen. Er sah blendend aus, konnte ein charmanter Unterhalter sein und hatte die junge Frau vom ersten Augenblick ihres Kennenlernens an fasziniert. Er bot ihr ein Heim und Geborgenheit, holte sie aus ihrer Einsamkeit, in der sie sich nach dem Tode der Eltern verkrochen hatte, und dafür war Anja bereit gewesen, ihm blind zu vertrauen. Bis zur Selbstaufgabe. Erst im letzten Moment ging ihr ein Licht auf und sie zog die Konsequenzen. Die vordringlichste Frage, die sich Toni Wiesinger jetzt stellte, war, ob Anja Weilander wirklich dieses Kapitel für sich abgeschlossen hatte oder ob sie diesen Mann doch immer noch liebte.

      »Nein«, schüttelte sie auf seine Frage den Kopf, »ganz gewiß net. Net, nach dieser Enttäuschung, und seinem Schweigen. Er hat ja net einmal versucht, mit mir Verbindung aufzunehmen, obwohl man ihn seitens der Klinik verständigt hatte. Nein, Dr. Wiesinger, mit dem Mann bin ich fertig.«

      Der junge Arzt nickte.

      »Dann wollen wir uns mal darum kümmern, daß wir Ihre Kopfschmerzen in den Griff bekommen«, sagte er und nahm ein dickes, ledergebundenes Buch zur Hand.

      Jetzt war er nicht mehr nur der Allgemeinmediziner, sondern zugleich auch Homöopath. Schon früh hatte Toni Wiesinger erkannt, welches Potential in dieser »sanften« Medizin steckte. Es mußten nicht immer die chemischen Präparate sein, mit ihren oft sehr schädlichen Nebenwirkungen.

      Zusätzlich zu den Fachbüchern verfügte der Arzt über ein Computerprogramm, in das er die Daten der Patientin eingab. Alter, Größe, Gesundheitszustand, die markanten Symptome der Erkrankung. In Windeseile schlug der Computer zwei, drei Mittel vor, die Toni Wiesinger noch einmal mit den Vorschlägen aus dem Buch abglich. Er nickte zufrieden. Dann stand er auf und ging zu einer Anrichte, die er öffnete. Hinter den Türen befand sich eine Reihe von flachen Schubladen, in denen unzählige Döschen und Gläser standen, gefüllt mit den unterschiedlichsten Präparaten. Angefangen bei Aconitum, über Belladonna und Nux vomica bis hin zu Silicea.

      Der Arzt nahm ein durchsichtiges Papiertütchen und füllte einige von den weißen Kügelchen aus einer Dose hinein.

      »So«, sagte er und reichte Anja das Medikament, »davon nehmen S’ abends drei Kügelchen und lassen sie im Mund zergehen. Sollten die Kopfschmerzen akut auftreten, ebenfalls drei Stück nehmen.«

      Er deutete auf die Schachtel mit den Kopfschmerztabletten, die sie aus der Klinik mitgebracht hatte.

      Die setzen wir ab. Am besten lassen S’ sie gleich hier, und ich entsorg’ sie.«

      *

      Anja fühlte sich unendlich erleichtert, als sie die Praxis wieder verließ. Besonders das Gespräch mit dem Arzt hatte ihr gut getan und sie darin bestärkt, daß es keinen Schritt zurück geben konnte. Sie wollte Carsten endlich aus ihrem Kopf streichen und einen Neuanfang wagen, wenn sie sich erholt hatte.

      Einen kurzen Moment mußte sie lächeln, als sie an den jungen Mann dachte, mit dem sie in der Tür des Pfarrhauses zusammengestoßen war. Er hatte gut ausgesehen und war ihr auf den ersten Blick sympathisch gewesen.

      Du mußt wirklich auf dem Wege der Besserung sein, Anja Weilander, dachte sie mit einem Anflug von Humor, wenn du schon wieder an einen Mann denken kannst!

      Pfarrer Trenker freute sich zu hören, daß der Besuch bei Dr. Wiesinger so erfolgreich verlaufen war.

      »Ich bin sicher, daß das Mittel Ihnen helfen wird, die Kopfschmerzen loszuwerden, ohne jede Nebenwirkung«, sagte er. »Und in ein paar Tagen, da werden wir schon gemeinsam eine kleine Bergtour unternehmen können.«

      »Glauben S’ das wirklich?« fragte sie.

      »Aber ganz bestimmt«, nickte der Bergpfarrer mit Nachdruck.

      Bis zum Abendessen war es noch ein bißchen Zeit. Anja verzichtete darauf, Kaffee zu trinken. Der Arzt hatte sie darauf hingewiesen, daß das Koffein die Wirkung des homöopathischen Mittels beeinträchtigen würde. Sophie Tappert kochte ihr einen Tee, den die junge Frau im Pfarrgarten trank, während sie nebenbei in der Tageszeitung blätterte.

      Zum ersten Mal seit – ja seit sie den Unfall hatte.

      Später setzte sich Pfarrer Trenker zu ihr und erzählte von dem jungen Mann, der ihn besucht hatte.

      »Der Herr Mahler ist Fotograf. Eigentlich macht er Urlaub hier, möchte aber auch einige Fotos in der Kirche machen, für einen Bildband. Ich glaub’, daß das eine schöne Sache wird. Dadurch bekommen gewiß noch mehr Leute Lust, hier ihre Ferien zu verbringen.«

      Anja hörte interessiert zu. Sie hatte während des Lesens gemerkt, daß ihre Gedanken immer wieder abschweiften. Florian Mahler hieß er also. Sie fragte sich, warum der Mann sie so ansprach. Schließlich war sie weit davon entfernt, sich zu verlieben.

      Nicht, nach dem, was hinter ihr lag!

      Dennoch gelang es ihr nicht, ihn aus ihrem Kopf zu streichen…

      Der Geistliche erzählte auch von der Bergtour.

      »Wenn S’ sich fit genug fühlen, steigen wir zur Kandererhütte auf«, sagte er. »Ich denk’, daß Sie das schon bald schaffen werden.«

      Anja nickte. Sie fühlte sich ausgesprochen gut. Nachdem sie soweit genesen war, daß sie aufstehen durfte, hatte sie in der Klinik täglich Übungen gemacht, um die Muskulatur wieder zu stärken. Inzwischen fühlte sie sich soweit wieder hergestellt, daß sie sich vornahm, jeden Morgen zu laufen. Früher hatte sie das immer vor der Arbeit getan.

      »Das ist eine gute Idee«, munterte Sebastian sie auf. »Laufen macht vor allem auch den Kopf frei.«

      Er schaute sie nachdenklich an.

      »Sagen Sie, Anja, gibt es wirklich sonst keinen Menschen, der sich für Sie interessiert? Der wissen müßte, wo Sie sind, wie es Ihnen geht?«

      Die junge Frau sah einen Moment vor sich hin.

      »Na ja, auf der Arbeit gibt’s schon ein, zwei Kolleginnen, mit denen ich ab und zu mal ausgegangen bin. Eine hat mich auch mal in der Klinik besucht. Aber ich wollte das eigentlich net, wegen der Entfernung. Ich hab’ mich allerdings net wieder bei der Frauke gemeldet.«

      »Dann sollten Sie das aber tun«, meinte der Bergpfarrer. »Ich bin sicher, daß sie sich fragt, was mit Ihnen ist.«

      »Glauben S’ wirklich?«

      »Aber ja. Immerhin haben S’ da einen Menschen aus Ihrer alten Umgebung, der sich Gedanken um Sie gemacht hat. Sonst hätte die Frauke sie net besucht. Ich find’ schon, daß Sie’s ihr schuldig sind. Warum rufen S’ sie net nach dem Abendessen an?«

      Anja lächelte.

      »Vielleicht sollte ich das wirklich tun«, sagte sie. »Ja, Frauke und Ines müssen wissen, daß es mir gutgeht.«

      »Außerdem

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