Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 131

Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

ich Ihnen net ein bissel zur Hand geh’n, Frau Tappert?« fragte sie. »Ich wohn’ hier und bereite Ihnen zusätzliche Arbeit. Irgendwie muß ich das doch wieder gutmachen.«

      Sophie Tappert hatte Anja Weilander vom ersten Augenblick an in ihr Herz geschlossen.

      »Kommen S’ erstmal wieder richtig zu Kräften«, antwortete die Haushälterin. »Dann find’ sich bestimmt schon was, bei dem sie mir helfen können.«

      »Aber ich fühl’ mich doch gesund«, protestierte Anja.

      »Na schön«, gab die Perle des Pfarrhaushalts nach, »dann geh’n wir nachher in den Garten. Die Kirschen müssen herunter, ehe die Spatzen sich alles holen.«

      Sebastian Trenker hatte schmunzelnd zugehört. Anja fügte sich bestens in die kleine Gemeinschaft ein, und eigentlich war es schade, daß Claudia und Max nicht da waren. Bestimmt hätte sie sich mit der Journalistin gut verstanden.

      »Was haben S’ denn sonst noch für den Tag geplant?« erkundigte er sich.

      Anja zuckte die Schultern.

      »Eigentlich nix«, antwortete sie. »Beim Laufen hab’ ich darüber nachgedacht, was ich so machen könnt’, aber mir ist nix rechtes eingefallen.«

      »Also, wenn S’ sich zutrauen, schon wieder selbst Auto zu fahren, dann können S’ gerne meinen Wagen benutzen und die Gegend erkunden. Ich brauch’ ihn heut’ net, und falls aus irgendeinem Grund doch, dann nehm’ ich den von meinem Bruder.«

      Die junge Frau freute sich über das Angebot. Noch vor ein paar Wochen war sie sicher, nie wieder ein Auto lenken zu können. Doch inzwischen war diese Angst überwunden.

      »Vielen Dank, Hochwürden«, sagte sie. »Aber erstmal kümmern wir uns um die Kirschen.«

      *

      Obwohl draußen die Sonne schien, waren die Vorhänge in der Wohnung zugezogen. Carsten Winter lag auf dem Sofa, die Augen halb geschlossen, und in seinem Mundwinkel qualmte eine Zigarette. Die Luft in dem Zimmer war abgestanden, es roch nach Rauch und dem kalten Essen, das auf einem halbleeren Teller auf dem Tisch stand. Er hatte sich rasch ein Fertiggericht in dem Mikrowellenherd heiß gemacht, als er vor zwei Stunden nach Hause gekommen war. Der Achtundzwanzigjährige trug immer noch den dunklen Anzug und die Krawatte. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Sachen auszuziehen, sondern sich gleich auf das Sofa gelegt.

      Es war eine schlechte Nacht, die er hinter sich hatte. Bis kurz nach sieben war er in dem illegalen Spielklub gewesen. Anfangs sah es ganz so aus, als habe er endlich einmal eine Glückssträhne. Doch kurz nach Mitternacht holte ihn das Pech wieder ein, und bis zum Morgen hatte er den ganzen Gewinn wieder verspielt.

      Aber damit nicht genug. Franz Schreiber, der Besitzer des Klubs, hatte sich geweigert, ihm Kredit zu geben. Im Gegenteil, der Kerl hatte ihm die Pistole auf die Brust gesetzt und verlangt, Carsten sollte innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden das Geld zurückzahlen, das er Schreiber noch schuldete.

      Ansonsten würde er lernen, was es hieße, Spielschulden seien Ehrenschulden!

      Carsten konnte sich vorstellen, wie diese Lektion aussah. Franz Schreiber war dafür bekannt, daß er nicht zimperlich war, wenn es darum ging, außenstehende Forderungen einzutreiben. Er beschäftigte ein paar brutale Schläger, die alles taten, was ihr Chef verlangte.

      Er richtete sich mühsam auf und drückte die Zigarette zu den anderen in den übervollen Aschenbecher, als es an der Wohnungstür klingelte.

      Hoffentlich waren es nicht schon die Geldeintreiber!

      Aber das konnte nicht sein, die Frist war noch nicht abgelaufen. Wahrscheinlich der Hauswirt, der seit zwei Monaten auf seine rückständige Miete wartete. Er hatte schon mit Kündigung gedroht und sich nur erweichen lassen, weil Carsten Winter ihm die Herz zerreißende Geschichte erzählt hatte – Anjas fürchterlicher Unfall, das ganze Drama und so weiter. Immerhin hatte ihm das einen kleinen Aufschub eingebracht, aber ewig würde sich der Besitzer des Hauses auch nicht damit abspeisen lassen.

      Durch die Glasscheibe sah Carsten den Umriß eines Mannes, der auf dem Flur stand. Er drückte gerade noch einmal auf die Klingel.

      »Guten Morgen, Herr Winter«, grüßte der Postbote. »Ich hab’ hier einen Brief mit Zustellungsurkunde für Sie. Wenn S’ bitt’ schön hier unterschreiben wollen.«

      Er hielt ihm einen Zettel hin und Carsten seufzte innerlich.

      Brief mit Zustellungsurkunde, das bedeutete nichts anderes, als ein Mahnbescheid. Irgendwer wollte Geld von ihm, und da er nicht gezahlt hatte, versuchte sein Gläubiger jetzt die Forderung gerichtlich einzutreiben.

      Es war nicht das erste Schreiben dieser Art, das Carsten Winter erhielt. Er würde es zu den anderen legen, die ungeöffnet auf der Kommode im Flur lagen, neben Anjas Post, die immer noch an diese Adresse kam, wo der ganze Kram von ihm aus verschimmeln konnte.

      »So, und dann das hier noch«, sagte der Postbote und händigte ihm ein paar Briefe aus. »Einen schönen Tag noch.«

      Der Informatiker murmelte einen Gruß und schloß die Tür wieder. Er wollte den ganzen Stapel zu den anderen Briefen legen, als er auf dem obersten Brief, der an Anja gerichtet war, den Absender las; eine Rechtsanwalts- und Notarskanzlei aus Frankfurt.

      Frankfurt?

      Da klingelte irgendwas bei ihm. Lebte da nicht dieser Onkel? Eigentlich ein Großonkel, Bruder von Anjas Großmutter, mit dem sie aber noch nie Kontakt hatte.

      Was bedeutete das?

      Mit ihrem Unfall konnte das Schreiben doch nichts zu tun haben. Den hatte Anja doch hier gehabt, in der Nähe von Regensburg.

      Eine Erbschaft vielleicht?

      Carsten warf die anderen Briefe auf die Kommode und riß den Umschlag auf. Mit weit aufgerissenen Augen las er und sah seine Vermutung bestätigt.

      Sehr geehrte Frau Weilander,

      in der obigen Erbschaftssache wenden wir uns nun ein zweites Mal an Sie mit der Bitte, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Die gesetzlich vorgeschriebene Schrift zur Annahme oder Ablehnung des Erbes läuft am 31. des Monats aus.

      Das zweite Mal, überlegte Carsten Winter, dann hatte es also schon mal einen Brief gegeben. Hastig suchte er den Stapel durch und fand den Umschlag. Tatsächlich, der Anwalt hatte Anja geschrieben, daß sie sich wegen einer Erbschaft bei ihm melden solle. Wenn sie es wünsche, könne die Angelegenheit auch durch einen hiesigen Kollegen weitergeführt werden, was allerdings mit Mehrkosten verbunden wäre.

      Carsten las noch mal und schluckte.

      Eine Erbschaft, wer hätte das gedacht?

      Und du Idiot hast sie einfach gehen lassen!

      Wer hätte das ahnen können?

      Er ging ins Wohnzimmer zurück, setzte sich auf das Sofa und zündete sich eine Zigarette an.

      So, und jetzt ganz ruhig überlegen, wie man selbst aus dieser Sache Kapital schlagen konnte.

      Wieviel Geld mochte es wohl sein? Bestimmt nicht wenig, wenn extra ein Rechtsanwalt

Скачать книгу