Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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und schaute sie liebevoll an.

      »Gute Nacht, Florian«, antwortete Anja, und er bemerkte ihr Zögern.

      »Was ist?« frage er.

      Anja lächelte.

      »Wie wär’s, wenn du mich jetzt küßt?«

      Das ließ er sich natürlich nicht zweimal sagen. Zärtlich preßten sich seine Lippen auf ihren Mund, und in diesem Moment dachte Anja nicht mehr an das, was hinter ihr lag.

      *

      Carsten Winter fluchte laut vor sich hin. Seit gestern der Brief von dem Anwalt gekommen war, hatte er keine ruhige Minute mehr gehabt. Sein erster Versuch, in der Klinik anzurufen, war fehlgeschlagen – sein Telefon war gesperrt worden, weil er die letzten zwei Rechnungen nicht bezahlt hatte. Wie verrückt hatte er alle Schränke und Schubladen durchsucht. In einer von Anjas Handtasche war er fündig geworden. Im Seitenfach steckte eine Telefonkarte. Er hoffte inständig, daß noch ein Guthaben darauf war, und rannte zur nächsten Telefonzelle. Er hatte Glück. Den Zettel, mit der Nummer der Klinik, fand er zwischen der ungeöffneten Post. Doch dann ereilte ihn das Pech wieder. Anja Weilander habe am vergangenen Sonnabend die Klinik verlassen, wurde ihm mitgeteilt.

      Ratlos war Carsten Winter wieder nach Hause gegangen.

      Wo mochte sie stecken?

      Verwandte hatte Anja nicht mehr, außer diesem Großonkel. Aber der war ja inzwischen wohl tot.

      Und Freunde?

      Er wußte nur von ein paar Arbeitskolleginnen, mit denen sie ab und zu ausgegangen war. Die anderen, die sie kannte, gehörten alle zu seinem Freundeskreis, und mit denen hatte sie nie viel anfangen können.

      Aber wie hießen die von der Arbeit noch?

      Frauke, fiel ihm endlich ein Name ein. Frauke Kistner. Also war er am frühen Abend zu dem Kaufhaus gegangen. Daß Anja schon wieder arbeitete, war unwahrscheinlich. Sie war wohl noch krankgeschrieben, vermutete er.

      Carsten stellte sich an die Rückseite des Geschäfts, wo sich der Personalausgang befand, und wartete ungeduldig. Endlich schienen die ersten Angestellten Feierabend zu haben. Als Frauke Kistner durch die Tür kam, trat er mit einem Lächeln auf sie zu.

      »Hallo, hast du einen Moment Zeit?« fragte er.

      Anjas Kollegin war gerade mit einer anderen Frau in ein Gespräch vertieft. Sie schaute verdutzt auf, als Carsten Winter sie ansprach.

      »Nur kurz«, bat er.

      Frauke nickte der Kollegin zu, die rasch weiterging und sah den Exfreund ihrer Freundin fragend an.

      Carsten wußte nicht, ob Anja überhaupt mit Frauke Kontakt gehabt hatte, und wenn ja, was sie ihr über ihm erzählt hatte. Also wählte er seine Worte vorsichtig.

      »Du, ich glaub’, ich hab’ da einen großen Bock geschossen«, gab er sich zerknirscht. »Ich weiß net, ob du gehört hast, was da zwischen Anja und mir vorgefallen ist…«

      Er schaute betroffen zu Boden.

      Frauke zuckte gleichmütig die Schultern.

      »Ich weiß davon«, erwiderte sie kühl. »Ich hab’ Anja in der Klinik besucht. Sie hat mir alles erzählt. Und was willst du jetzt von mir?«

      »Bitte, Frauke«, sagte er flehentlich, »ich muß wissen, wo sie jetzt ist. Ich hab’ in der Klinik angerufen, und man hat mir gesagt, daß sie letzte Woche entlassen wurde.«

      »Bißchen spät, dein Mitgefühl«, sagte sie. »Meinst’ net auch?«

      »Ja«, gab er zu. »Ich weiß, ich hätt’ mich gleich bei ihr melden müssen. Es tut mir ja auch alles sehr leid, und deshalb möcht’ ich’s wiedergutmachen. Mich wenigstens bei ihr entschuldigen. Frauke, du weißt doch, wie sehr wir uns geliebt haben. Bitte, Frauke, wenn du was weißt, dann sag’s mir!«

      Die junge Frau blickte ihn unentschlossen an. Sie erinnerte sich nur zu gut an Anjas Anruf, als sie ihr sagte, sie sei fertig mit diesem Mann. Aber Frauke erinnerte sich an die unzähligen Male, wo Anja von Carsten als dem Mann ihres Lebens geschwärmt hatte. Sie wurde unsicher. Vielleicht bereute Anja inzwischen ja genauso, wie er.

      Durfte sie sich einer Versöhnung entgegenstellen, indem sie ihm Anjas Aufenthaltsort verschwieg?

      »Bitte«, sagte Carsten noch einmal.

      Frauke holte tief Luft.

      »Anja ist in St. Johann«, erklärte sie schließlich. »Sie macht dort einen Genesungsurlaub.«

      »St. Johann? In einer Kurklinik?«

      »Nein«, schüttelte die junge Frau den Kopf. »Sie wohnt im Pfarrhaus, der Geistliche hat sie bei sich einquartiert, weil die Zimmer in dem Ort alle ausgebucht sind.«

      Carsten atmete insgeheim auf. Jetzt hatte er endlich ihre Adresse. Allerdings gab es noch ein anderes Problem – er war blank. Bis auf ein paar Euro hatte er nichts mehr in der Tasche.

      Und das war der Grund, warum er jetzt fluchend den Kleiderschrank durchsuchte, in Anjas Garderobe herumwühlte und die Sachen auf den Boden warf, wenn er nichts fand. Er wußte nämlich nicht, wie er nach St. Johann kommen sollte, von dem er inzwischen wußte, daß dies ein kleiner Ort in den Bergen war.

      Eine Lederjacke hing noch auf einem Bügel. Er nahm sie heraus, griff in die Taschen und unterdrückte einen spontanen Freudenschrei, als er etwas zwischen den Fingern spürte, das sich wie ein Geldschein anfühlte.

      Triumphierend holte er es heraus und stellte fest, daß es sogar zwei Scheine waren, insgesamt hundertfünfzig Euro. Damit ließ sich doch schon was anfangen. Jetzt konnte er nur noch hoffen, daß der alte Campingbus, der hinten im Hof stand, seinen Geist noch nicht aufgegeben hatte. Und dann stand einer Fahrt nach St. Johann nichts mehr im Wege.

      Hastig lief er in den Hof und versuchte den Wagen zu starten. Der Bus war schon alt, ein Überbleibsel aus Tagen, in denen es ihm besser gegangen war. Aber die würden wiederkommen, davon war Carsten Winter überzeugt.

      Der TÜV war vor drei Monaten abgelaufen, und wahrscheinlich waren nicht nur die Bremsen defekt. Aber der Motor war jedenfalls in Ordnung. Er sprang sofort an, als Carsten den Zündschlüssel drehte, und er atmete erleichtert ein.

      An diesem Abend verkniff er es sich, durch die Straßen und Spielhallen zu streifen, auch wenn das Geld, das er in der Tasche hatte, ihn geradezu herausforderte. Carsten wußte, daß er es als eine Investition in eine bessere Zukunft betrachten mußte. In Gedanken spielte er bereits mit Millionenbeträgen, die dieser Großonkel Anja vielleicht hinterlassen hatte, da konnte er schon mal darauf verzichten, hundertfünfzig Euro zu verspielen. Bei aller Leidenschaft hieß es jetzt, einen kühlen Kopf zu bewahren und zu überlegen, wie er Anja dazu bringen konnte, ihm zu verzeihen und vor allem, ihm in dieser Angelegenheit freie Hand zu lassen. Er mußte geschickt vorgehen, sie einlullen, auf die alten, guten Zeiten miteinander verweisen, dann konnte das alles gar kein Problem sein.

      An diesem Abend legte er sich zufrieden schlafen. Carsten Winter war sicher, daß Anja, wenn er seinen Charme spielen ließ, dahinschmelzen würde, wie Eiscreme in der Sonne!

      *

      Himmel,

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