Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Anja nicht geglaubt, daß sie jemals wieder so fühlen könnte wie jetzt. Damals war sie in einen Abgrund gestürzt, und es hatte keinen Menschen gegeben, der ihr wieder herausgeholfen hätte.

      Doch jetzt hatte sie ihn gefunden.

      Zuerst war sie erschrocken gewesen und voller Zweifel. War es richtig gewesen, sich wieder zu verlieben?

      Im ersten Rausch hatte sie zugelassen, daß Florian sie küßte, mehr noch; sie hatte ihn dazu aufgefordert. Als sie dann in ihrem Bett lag und nicht einschlafen konnte, weil soviel auf sie einstürmte, da fragte sie sich, ob sie nicht einen großen Fehler gemacht hatte, als sie ihren Gefühlen nachgab.

      Pfarrer Trenker war die Veränderung der jungen Frau nicht entgangen. Als sie beim Frühstück saßen, blickte Anja Weilander stumm vor sich hin, ohne sich, wie sonst, an der Unterhaltung zu beteiligen. Für einen Moment glaubte Sebastian, sie wäre in Depressionen gefallen, so schwermütig war ihr Blick. Doch dann ahnte er, daß es etwas mit dem gestrigen Abend zu tun haben müsse. Er beschloß, abzuwarten, bis Anja von sich aus zu ihm kam, um darüber zu sprechen.

      Nach dem Frühstück zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück. Die junge Frau hatte Sophie Tappert beim Abräumen geholfen und den Abwasch gemacht. Jetzt klopfte sie an Sebastians Tür.

      »Kommen S’ nur herein, Anja«, forderte er sie auf. »Ich hab’ mir schon gedacht, daß Sie mit mir reden möchten.«

      Er bat sie, Platz zu nehmen und sah sie schmunzelnd an. »Es geht um gestern abend, net wahr?«

      Sie nickte stumm.

      »Hat der Florian Ihnen gesagt, daß er Sie liebt?« fragte der Bergpfarrer.

      Anja schaute ihn verwundert an.

      »Woher wissen Sie das?«

      »Das war net schwer zu erraten«, antwortete er lächelnd. »So, wie der Florian Sie immer angeschaut hat, und Sie ihn…«

      Die junge Frau lächelte auch.

      »Ja«, sagte sie leise, »es ist so. Er hat’s mir gesagt, und ich ihm.«

      »Na, dann ist doch alles in bester Ordnung.«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Nix ist in Ordnung. Können S’ net verstehen, daß ich Angst hab’? Angst, wieder auf einen Mann hereinzufallen. Noch einmal all das durchzumachen, was ich hinter mir hab’?«

      »Doch, Anja«, antwortete der Geistliche, »das kann ich sehr gut verstehen. Und Sie wären auch net gesund, wenn S’ sich blindlings in eine neue Liebe stürzten, ohne die möglichen Folgen zu bedenken, nur weil Sie einsam sind und sich nach jemandem sehnen, der Sie in die Arme nimmt und zärtliche Worte zu Ihnen sagt.

      Aber glauben S’ mir; Florian ist net der Mann, den Sie verlassen haben, dem Sie so gleichgültig sind, daß er sich net einmal nach Ihnen erkundigt hat, als sie auf Leben und Tod in der Klinik lagen. Florian ist ein and’rer Schlag.«

      Sie blickte immer noch zweifelnd.

      »Wie können S’ da so sicher sein?«

      »Weil ich die Menschen kenn’«, erwiderte Sebastian.

      »In all den Jahren, die ich jetzt Seelsorger bin, hab’ ich unzählige kennengelernt. Arme und Reiche, liebens- und verachtenswerte, und immer hab’ ich gewußt, was ich von ihnen zu halten hatte. Florian Mahler gehört zu jenen seltenen Zeitgenossen, denen die Aufrichtigkeit ins Gesicht geschrieben steht, und wenn er Ihnen sagt, daß er Sie aufrichtig liebt, dann dürfen S’ ihm das ohne Wenn und Aber glauben.«

      Sie sprachen noch eine ganze Weile darüber, und als Anja das Arbeitszimmer des Bergpfarrers verließ, war er sicher, sie überzeugt zu haben. Sebastian freute sich darüber, daß die zwei jungen Menschen sich gefunden hatten. Anja brauchte einen starken Halt, um das Erlebte zu verkraften, und Florian war der Mann, der ihr diesen Halt geben konnte.

      Als sie das Pfarrhaus verließ, kam der Fotograf gerade den Kiesweg herauf. Er winkte ihr zu.

      »Guten Morgen«, begrüßte er sie und gab ihr einen Kuß. »Hast du gut geschlafen?«

      »Zuerst war’s net leicht«, gab sie zu. »Ich hab’ an so viele Dinge denken müssen.«

      Florian hatte ihre Hand genommen. Sie gingen zur Straße hinunter.

      »Ich weiß, daß du Zweifel hast«, sagte er. »Dieser Mann hat sich schuftig gegen dich benommen, und es ist nur logisch, wenn du vorsichtig bist.«

      Er blieb stehen und schaute sie an.

      »Aber ich bin net so«, versicherte er.

      Anja sah seine Augen, in denen soviel Liebe lag. Nein, diese Augen konnten nicht lügen. Und sie wollte ihm ja glauben, ihm und Pfarrer Trenker.

      Und vor allem wollte sie nicht an ihrem Glück vorbeigehen. Ein Glück, von dem sie nicht geglaubt hatte, daß es ihr noch jemals wieder begegnen würde.

      Anja schlang ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn zärtlich.

      »Was unternehmen wir denn jetzt?« fragte Florian.

      »Vielleicht einfach nur irgendwohin spazierengehen«, antwortete sie.

      Florian nickte.

      »Ich weiß auch schon wohin«, erklärte er. »Mit den Fotos bin ich fertig, und eigentlich sollte jetzt der Urlaub anfangen. Aber ich hab’ da heut’ morgen was erfahren…«

      Während des Frühstücks hatte er sich mit Ria Stubler unterhalten. Die Pensionswirtin erzählte ihm von dem alten Jagdschloß Hubertusbrunn, im Ainringer Wald.

      »Das gehört unserem Herrn Pfarrer«, sagte sie.

      Der Fotograf war stutzig geworden.

      Dem Geistlichen gehörte ein Jagdschloß?

      Ria hatte geschmunzelt und ihm nach und nach die Zusammenhänge erklärt.

      Nach dem Tode des letzten Besitzers, Baron Maybach, war Hubertusbrunn jahrelang verwaist gewesen. Wie das Dörnröschenschloß lag es, unter Hecken versteckt, einsam und verlassen im Wald. Als Markus Bruckner, der umtriebige Bürgermeister des Ortes sich für den Besitz zu interessieren begann und daraus ein Spielcasino machen wollte, trat Pfarrer Trenker auf den Plan. Und just zu diesem Zeitpunkt stellte sich heraus, daß es doch einen Erben gab – besser gesagt eine Erbin. Die junge Frau lebte und arbeitete, ohne ihre wahre Herkunft zu ahnen, mit ihrer früheren Amme, die sie für die Mutter hielt, auf einem Bauernhof. Sie verliebte sich in den Sohn ihres Arbeitgebers, doch der Bauer hatte etwas gegen diese Verbindung. Erst der Bergpfarrer konnte Frieden stiften und dafür sorgen, daß das junge Paar heiraten durfte. Zum Dank schenkte das Madl ihm das Schloß im Wald, und Sebastian Trenker konnte sich einen lang gehegten Traum erfüllen – eine Begegnungsstätte für junge Menschen.

      »Das hört sich ja sehr romantisch an«, sagte Anja, als Florian ihr davon erzählte.

      Er nickte.

      »Und ich hab’ mir gedacht, daß so ein romantischer Ort genau das Richtige wäre für uns.«

      Der

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