Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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fand keine Antwort auf ihre Frage, aber sie wußte, daß es nicht so gekommen wäre, wenn sie nicht den kleinen Schaukasten im Regensburger Bahnhof entdeckt hätte.

      Zweifellos gab es manchmal die merkwürdigsten Zufälle im Leben.

      Sie schloß die Augen und dachte an Florian, der wahrscheinlich genauso erschlagen wie sie, in seinem Bett liegen würde, und in Gedanken flüsterte sie ihm die zärtlichsten Worte ins Ohr.

      Anja Weilander wäre nicht so glücklich gewesen, wenn sie geahnt hätte, daß gegenüber auf der anderen Straßenseite, jener Campingbus stand, an den sie heute mittag so unangenehm erinnert worden war.

      *

      Carsten Winter betrat das Hotel. An der Rezeption stand eine Angestellte.

      »Guten Morgen«, grüßte er freundlich. »Ich würd’ gern’ bei Ihnen frühstücken.«

      Die junge Frau nickte.

      »Bitt’ schön, da durch die Tür«, deutete sie zum Restaurant.

      Er wurde schon früh wach und hatte sich überlegt, ein paar Euro in ein gutes Frühstück zu investieren. Nachdem er gestern zu seiner Überraschung feststellen mußte, daß Anja sich offenbar schnell mit einem anderen Mann getröstet hatte, war Carsten zu dem Entschluß gelangt, daß es wohl doch nicht so rasch gehen würde, wie er es sich vorgestellt hatte. Vielleicht würde es ein paar Tage dauern, bis er ihr gegenüber trat, möglicherweise schon heute, ja nach Lage der Dinge. Aber da mußte er erst einmal abwarten, wie sie sich entwickelten. Auf jeden Fall wollte er nicht das Risiko eingehen, von seinem Standplatz vertrieben zu werden, und hatte sich überlegt, daß es besser sei, den Inhaber des Hotels um Erlaubnis zu bitten, den Bus auf dem Parkplatz abstellen zu dürfen.

      Er bestellte Kaffee, Rühreier und Aufschnitt und aß genüßlich. Seinen Platz hatte er so gewählt, daß er durch das Fenster auf die Straße sehen konnte. Ihm würde es nicht entgehen, wenn Anja das Pfarrhaus verließ.

      Während er es sich schmecken ließ, blätterte er in der ausliegenden Tageszeitung, vergaß aber nicht, immer wieder einen Blick nach draußen zu werfen.

      Seit er von der Erbschaft wußte, kreisten seine Gedanken nur noch darum. Was würde er alles mit dem Geld anfangen!

      Vorausgesetzt, es handelte sich tatsächlich um eine größere Summe. Aber da war Carsten Winter zuversichtlich. Warum sonst hätte der Anwalt die Angelegenheit so dringend machen sollen?

      Er winkte der Bedienung und fragte nach dem Chef. Sepp Reisinger trat dann kurz darauf an seinen Tisch.

      »Grüß Gott«, nickte der Hotelier. »Ist etwas net in Ordnung?«

      »Nein, nein«, versicherte Carsten. »Das Frühstück war hervorragend. Es handelt sich um etwas ganz anderes, das ich mit Ihnen besprechen wollt’.«

      Natürlich hatte er sich vorher zurechtgelegt, was er sagen würde. Eine zu Herzen gehende Geschichte, mit der er auch schon seinen Hauswirt herumgekriegt hatte.

      »Meine Verlobte wohnt drüben im Pfarrhaus«, sagte er. »Wissen S’, Herr Reisinger, sie hatte einen schweren Unfall und lag sehr lang’ in der Klinik.«

      »Ach, sprechen S’ von der Frau Weilander?« fragte Sepp.

      Für einen Moment wurde Carsten Winter unsicher.

      Wußte der Mann etwa Bescheid?

      Die nächsten Worte des Hoteliers beruhigten ihn aber. »Frau Weilander hat bei uns übernachtet«, erklärte Sepp »Leider hatten wir gar nix mehr frei, so daß wir sie in einem Angestelltenzimmer unterbringen mußten. Am nächsten Tag hat sich dann Hochwürden ihrer angenommen.«

      »Ja, ja«, fiel Carsten gleich ein, »das mit den Zimmern ist so eine Sache. Ich bin natürlich gleich hergekommen, als ich hörte, wo Anja sich aufhält.«

      Er machte eine bedeutungsvolles Gesicht.

      »Wissen Sie, der Unfall hat meine Verlobte sehr mitgenommen. Sie ist zeitweise, wie soll ich sagen – verwirrt. Ich bin in größter Sorge hierher gefahren, und jetzt steh’ ich mit meinem Campingbus draußen, auf Ihrem Parkplatz, und wollt’ Sie um die Erlaubnis bitten, für ein paar Tage dort sehen bleiben zu dürfen. Wenigstens so lang’, bis es Anja wieder bessergeht.«

      Er schluckte und fuhr sich über das Gesicht.

      »Sie ist doch alles, was ich hab’…«, flüsterte er.

      Sepp Reisinger war gerührt. Daß etwas mit der jungen Frau nicht in Ordnung war, hatte er schon geahnt, als er sie am Samstag quasi von der Straße auflas. Er nickte.

      »Aber natürlich, Herr…?«

      »Entschuldigen S’, Winter. Carsten Winter.«

      »Also, Herr Winter, freilich können S’ mit Ihrem Bus da parken. Der Platz ist ja groß genug. Ich hoff’, daß es Ihrer Verlobten bald wieder besser geht.«

      »Ich dank’ Ihnen recht schön«, sagte Carsten und mußte sich ein Grinsen verkneifen. »Die Ärzte sind sehr zuversichtlich. Aber es braucht eben seine Zeit.«

      »Natürlich«, nickte der Hotelier und verabschiedete sich.

      Im selben Moment schaute er aus dem Fenster und sah Anja über die Straße gehen. Hastig verlangte er die Rechnung und verließ das Restaurant. Es hatte kaum zwei Minuten gedauert, doch als Carsten auf die Straße trat, war von Anja nichts mehr zu sehen.

      Er überlegte, in welche Richtung sie gegangen sein mochte, und schlenderte um die Ecke. Suchend glitt sein Blick über die Häuser, und schließlich entdeckte er das Praxisschild eines Arztes. Im Haus daneben war eine Zahnarztpraxis untergebracht.

      Carsten vermutete, daß Anja zu dem Allgemeinmediziner gegangen war. Er kehrte zu seinem Campingbus zurück und wartete ab. Irgendwann würde sie ins Pfarrhaus zurückgehen, dann würde er sehen, ob er sie ansprach oder nicht.

      *

      Dr. Wiesinger begrüßte sie mit einem Lächeln.

      »Nun, Frau Weilander, wie geht’s Ihnen?« erkundigte er sich. »Wie ich hör’, haben S’ gestern schon eine Bergtour gemacht.«

      »Es geht mir wunderbar, Herr Doktor«, antwortete Anja.

      »Es war zwar anstrengend, aber wunderschön.«

      »Und die Kopfschmerzen?«

      »Wie fortgezaubert.«

      Der junge Arzt nickte.

      Von Pfarrer Trenker hatte Toni Wiesinger erfahren, daß Anja Weilander sich in einen Mann verliebt hatte. Vor dem Hintergrund ihrer Erlebnisse mit dem Unfall, dem Aufenthalt in der Klinik und besonders der Sache mit dem Exfreund, war dem erfahrenen Arzt schnell klar geworden, daß die Hauptursache für die Kopfschmerzen im seelischen Bereich der Patientin zu suchen war. Auf Grundlage dieser Kenntnis hatte er auch das Mittel ausgesucht, daß vor allem Anja Weilanders Psyche stärken sollte. Offenbar hatte es tatsächlich gegriffen.

      »Ich freu’ mich, daß es Ihnen so gut geht«, sagte er zufrieden. »Wir werden die Dosis

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