Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 140

Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

Stunde. Dr. Wiesinger nahm sich die Zeit, über die Beschwerden hinaus mit seinen Patienten zu sprechen. Als Anja wieder auf die Straße trat, fühlte sie sich ausgesprochen wohl.

      Vor dem Frühstück war sie schon eine gute Strecke gelaufen – natürlich zusammen mit Florian. Jetzt wollten sie sich bald wieder treffen, um den Tag gemeinsam zu verbringen, vielleicht einen Abstecher über die Grenze, nach Österreich, machen.

      Beschwingt ging Anja die Straße entlang. In Höhe des Hotels wollte sie die Fahrbahn überqueren und zum Pfarrhaus hinübergehen. Eher zufällig fiel ihr Blick auf den Parkplatz – und sie erstarrte.

      Diese Bus gehörte Carsten! Ein Irrtum war gar nicht möglich. Oft genug hatte sie den rostigen Wagen bestiegen, und ein Blick auf das Kennzeichen löschte jeden Zweifel aus.

      Wie gehetzt schaute sie sich um. Die Vorhänge des Busses waren zugezogen. Sie konnte nicht erkennen, ob Carsten sich darin aufhielt, aber sie ahnte seine Anwesenheit und spürte beinahe körperlich seine Nähe.

      Im selben Moment wurde die Tür aufgeschoben, und er sprang heraus.

      »Guten Morgen, Anja«, sagte er lächelnd. »Wie geht’s dir?«

      Die junge Frau hatte sich wieder einigermaßen gefaßt. Sie atmete tief durch und versuchte, ruhig zu bleiben.

      »Sie kommt ein bissel spät, deine Frage«, antwortete sie.

      Carsten ging auf sie zu und zog sie in seine Arme. Anja wehrte sich und versuchte, sich seinem Griff zu entziehen. Doch er hielt sie fest.

      »Wart’«, sagte er. »Du hast ja recht. Ich hab’ viele Fehler gemacht und ich bereu’s zutiefst, daß ich dich net besucht hab’, als du in der Klinik lagst. Aber deswegen bin ich ja hergekommen, um mit dir zu sprechen, dich um Verzeihung zu bitten.«

      Anja schluckte und schüttelte den Kopf.

      Wie sehr hatte sie diesen Mann einmal geliebt. Doch jetzt hatte sie nur noch Verachtung für ihn übrig. Er hatte sie benutzt und ausgenutzt, und wenn er den Mund aufmachte, dann kamen nur Lügen heraus.

      »Zu spät, Carsten«, sagte sie. »Das hättest’ dir eher überlegen müssen.«

      Er ließ sie los und schaute sie kopfnickend an.

      »Natürlich«, gab er sich zerknirscht, »ich kann verstehen, daß du wütend auf mich bist. Ich geb’ ja zu, es war net richtig, dir den wahren Grund für meine Kündigung zu verheimlichen. Aber ich hab’ mich geschämt. Ich bin da in eine dumme Sache hineingeschlittert und hab’ net gewußt, wie ich da wieder herauskommen sollt’. Aber das ist jetzt zweitrangig. Das Wichtigste für mich ist, daß wir zwei uns aussprechen. Bitte, Anja, das bist’ du mir schuldig!«

      An ihrer Reaktion hatte er gleich gemerkt, daß sie nicht gewillt war, sich mit ihm zu versöhnen. Also mußte er zu anderen Mitteln greifen. Wahrscheinlich war dieser andere Kerl der Grund für ihre Widerspenstigkeit. Er mußte sie dazu bringen, sich noch einmal mit ihm zu einer großen Aussprache zu treffen; wenn sie erstmal im Campingbus saß, hatte er schon halb gewonnen. Am liebsten hätte er sie gleich in das Gefährt gezwungen. Allerdings konnte er sie schlecht am hellichten Tag entführen.

      »Ich will net«, schüttelte Anja energisch den Kopf. »Am besten fährst’ wieder nach Regensburg zurück.«

      Jetzt war er es, der den Kopf schüttelte.

      »Niemals«, stieß Carsten Winter hervor. »Net, bevor wir uns net ausgesprochen haben. Und wenn ich bis zum St. Nimmerleinstag hier stehen muß!«

      Anja sah sein entschlossenes Gesicht und wußte, wie ernst es ihm mit dem war, was er gesagt hatte. Trotzdem hatte sie keine Lust, sich jetzt und hier, von ihm ein Gespräch aufzwingen zu lassen. Carsten mußte erkennen, daß er keine Macht mehr über sie hatte. Sie drehte sich um und ließ ihn einfach stehen.

      Aber ihr Herz raste, und sie wagte nicht, sich umzuschauen, ob er ihr vielleicht folgte.

      *

      Als sie die Straße überquert hatte, lief Anja so schnell, daß sie völlig außer Atem im Pfarrhaus ankam.

      »Du liebe Zeit, was ist denn mit Ihnen geschehen?« fragte Sebastian Trenker.

      Sie atmete tief durch, um wieder ruhiger zu werden.

      »Carsten, er ist hier«, stieß sie hervor. »Drüben, auf dem Parkplatz vom Hotel, steht sein Campingbus.«

      Der Geistliche runzelte die Stirn.

      »Haben S’ ihn gesprochen?«

      Sie nickte.

      »Und was wollte er?«

      »Sich mit mir aussprechen, hat er gesagt. Und, daß ihm alles leid täte.«

      Der gute Hirte von St. Johann blickte nachdenklich durch die Tür, die immer noch offenstand. Dann sah er Anja an.

      »Und Sie, wollen S’ auch mit ihm reden?«

      Sie schüttelte hastig den Kopf.

      »Nein, das will ich net«, antwortete sie bestimmt. »Ich will ihn nie wiedersehen. Es war wohl ein Fehler, Frauke anzurufen. Bestimmt hat er über sie herausgefunden, daß ich hier bin.«

      Sebastian nahm seine Jacke vom Haken und zog sie über.

      »Nun, dann werd’ ich mal mit dem Herrn sprechen«, sagte er. »Mal sehen, was er mir zu erzählen hat.«

      Er ging den Kiesweg hinunter und überquerte die Straße. Als er den Parkplatz betrat, war der zu seinem Erstaunen leer. Nicht ein einziger PKW stand dort, von einem Campingbus ganz zu schweigen.

      »Vielleicht hat er begriffen, daß er bei Ihnen keine Chancen mehr hat«, meinte Sebastian, als er wieder im Pfarrhaus war.

      Anja hoffte, daß der Geistliche recht habe. Die Begegnung mit Carsten hatte vieles wieder aufgewühlt. Sie ging in ihr Zimmer hinauf und setzte sich auf das Bett. Eigentlich hatte sie sich umziehen wollen und dann mit Florian treffen. Doch jetzt war sie unfähig, sich zu rühren. Wie ein Film liefen die Bilder vor ihr ab, als sie an die vergangenen Jahre zurückdachte. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder fähig war, einen klaren Gedanken zu fassen. Anja stand auf und schüttelte die Erinnerung ab. Was immer Carsten dazu veranlaßt haben mochte, hierher zu kommen, sie konnte ihm nicht glauben, daß es wahre Reue gewesen war, und noch weniger wollte sie glauben, daß es aus Liebe geschah. Wenn er sie wirklich liebte, dann würde er sie nicht in ihrem Kummer und Schmerz allein gelassen haben. Drei Monate ohne ein Wort von ihm, kein Besuch, kein Anruf, nicht einmal ein Kartengruß oder was immer man in solch einem Fall machen würde.

      Sie konnte sich nicht vorstellen, daß Florian sie jemals so alleine gelassen hätte, wie Carsten es getan hatte.

      Anja stand vor dem Spiegel und schaute ihr Gesicht an, das von den paar Tagen Aufenthalt in den Bergen schon eine viel gesündere Farbe bekommen hatte. Die Haare waren inzwischen soweit wieder nachgewachsen, daß die Frisur Anja ein sportliches Aussehen gab. Es schien, als blicke sie eine andere Frau aus dem Spiegel an, eine, die die Vergangenheit hinter sich gelassen hatte. Daß sie heute noch einmal mit ihr konfrontiert worden war, hatte Anja Weilander kurz ins Wanken gebracht. Doch jetzt hatte sie sich wieder gefangen.

      Carsten

Скачать книгу