Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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dann konnte er sich nur noch in Geduld fassen und von den Reichtümern träumen, die ihn erwarteten. Wenn es sein mußte, würde er sie sogar heiraten, um an das Geld zu kommen. Allerdings hoffte er, daß er nicht soweit würde gehen müssen.

      Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Zwischendurch nickte er immer wieder ein, und schreckte hoch, wenn ein anderes Auto auf den Parkplatz fuhr oder jemand über die Straße ging. Anja war nicht unter den Leuten, die durch das Dorf spazierten, und nachdem er ein paar Stunden gewartet hatte, fragte sich Carsten Winter, ob er nicht vielleicht einer falschen Information aufgesessen war.

      Hielt sich Anja denn wirklich hier in diesem Ort auf, oder hatte Frauke Kistner ihn etwa einfach angelogen?

      Am liebsten wäre er ausgestiegen und zum Pfarrhaus gegangen, um sich nach ihr zu erkundigen. Doch dann ließ er es bleiben. Bei ihrem ersten Zusammentreffen sollte es möglichst keinen Zeugen geben. Jemand, der Anja vielleicht beeinflußte.

      Carsten öffnete die Tür und stieg aus. Vom vielen Sitzen war er ganz steif geworden, und in seinen Beinen kribbelte es. Er lief ein paar Schritte, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen. Außerdem hatte er Hunger. Die belegten Semmeln, die er am Morgen gekauft hatte, waren alle verzehrt, und zu trinken hatte er auch nichts mehr.

      In Gedanken zählte er das Geld durch, das er noch besaß und beschloß, in den Kaffeegarten des Hotels zu gehen. Inzwischen war es früher abend geworden, und viele Leute saßen unter den hohen Bäumen und nahmen ihre Mahlzeit zu sich.

      Carsten setzte sich an einen freien Tisch und bestellte Kaffee und ein Schinkenbrot. Während er genüßlich aß, stellte er sich das Gesicht vor, das Anja machen würde, wenn sie ihm plötzlich gegenüberstand.

      »Schatz, es tut mir unendlich leid«, würde er sagen, und wenn es half, sogar eine Träne vergießen.

      Und dann mußte er sie überreden, mit ihm zu kommen. Wenn sie sich weigerte, würde er auf eine Aussprache dringen. Die zumindest war sie ihm schuldig, nach all den Jahren, die sie zusammengelebt hatten. War sie dann erst einmal im Campingbus, dann wußte er schon, was er zu tun hatte. Bisher hatte er noch jede Frau herumgekriegt. Unter seinen Küssen und Liebesschwüren wurden alle schwach, und Anja bildete da keine Ausnahme. Nur zu gut erinnerte er sich der leidenschaftlichen Stunden, die sie erlebt hatten. Und diese Erinnerung mußte auch Anja überzeugen, daß er der richtige Mann für sie war.

      In aufgeräumter Stimmung bezahlte er und verließ den Kaffeegarten durch den Seiteneingang. Wenn er heute abend nichts mehr von Anja sah, dann würde er morgen seine Taktik ändern und doch zum Pfarrhaus gehen.

      Carsten spazierte ein Stück die Straße hinunter, bis zu dem kleinen Einkaufszentrum, und kehrte dann zum Parkplatz zurück. Bevor er durch die Einfahrt ging, warf er einen Blick zurück und erstarrte – auf der anderen Straßenseite stand Anja.

      In Begleitung zweier Männer!

      Auch wenn sie diese merkwürdigen Sachen trug, erkannte er sie sofort. Offenbar hatten die drei eine Wanderung gemacht.

      War einer von ihnen der Geistliche?

      Carsten zog scharf die Luft ein, als er sah, wie Anja sich zu einem der Männer hinüber beugte. Es war der Jüngere. Sie legte ihren Arm um seinen Hals und küßte ihn.

      Rasch drückte er sich in die Einfahrt, um nicht gesehen zu werden. Sein Herz hämmerte in der Brust.

      Sie hat einen Geliebten, schoß es ihm durch den Kopf.

      Das änderte einiges, wenn nicht sogar alles. Jetzt mußte er anders vorgehen, als er es sich überlegt hatte.

      Wer war der Kerl? Wo hatte sie ihn kennengelernt? Hier oder schon in der Klinik?

      Letzteres war eher unwahrscheinlich. Frauke Kistner würde es ihm wohl erzählt und ihn darauf hingewiesen haben, daß er bei Anja keine Chancen mehr habe.

      Aber das war im Moment auch egal. Jetzt kam es darauf an, sie alleine zu stellen und in den Bus zu locken. Dann würde man schon weitersehen.

      Er beobachtete, wie Anja und der ältere Mann zur Kirche weitergingen, während der andere in einer Seitenstraße verschwand. Langsam öffnete Carsten die Tür des Busses und stieg ein.

      Heute würde Anja das Pfarrhaus wohl nicht mehr verlassen, vermutete er. Nicht, nachdem sie eine Bergwanderung gemacht hatte. Er konnte sich also beruhigt schlafen legen.

      Carsten stieg in den hinteren Teil des Busses und zog die Vorhänge zu.

      Hoffentlich kommt niemand vom Hotel und beschwert sich, daß ich hier steh’, dachte er noch, bevor er die Augen schloß und einschlief.

      *

      Anja sank nach dem Abendessen müde, aber glücklich ins Bett. Ein unvergeßlicher Tag lag hinter ihr.

      Nach der Frühstückspause waren sie zügig weitergewandert. Zwischendurch erkundigte sich Pfarrer Trenker nach ihrem Befinden, und sie versicherte, daß es ihr ausgezeichnet gehe. Auf Anfragen Dr. Wiesingers hatte sie von den homöopathischen Kügelchen eine Wasserauflösung gemacht und gestern hin und wieder einen Schluck davon getrunken. Es mußte ein wahres Wundermittel sein, denn die Kopfschmerzen hatten sie bis jetzt verschont, und sie fühlte sich leicht und unbeschwert.

      Gegen Mittag sahen sie die Kandererhütte malerisch in einer Senke liegen. Auf den Wiesen ringsum standen Kühe und Ziegen, von zwei Hütehunden bewacht. Die Sonnenterrasse war von Scharen von Wanderern belegt, die über andere, meist leichtere, Wege heraufgekommen waren.

      Franz Thurecker winkte ihnen von weitem zu. Der alte Senner hatte den Bergpfarrer natürlich schon erkannt, als der und seine Begleiter noch den steinigen Weg herunterkamen.

      »Grüß Gott, Hochwürden«, rief Franz und schüttelte die Hände. »Schön, daß Sie mal wieder heraufschauen. Die Milch kommt gleich.«

      Natürlich kannte er die Vorliebe Pfarrer Trenkers für eiskalte Alpenmilch.

      Sebastian deutete auf die Terrasse.

      »Soll ich dir net erstmal helfen?« fragte er.

      Es wäre nicht das erste Mal, daß er dem Senner zur Hand gegangen wäre, doch Franz schüttelte den Kopf.

      »Danke schön, Hochwürden«, sagte er. »Die sind alle schon versorgt.«

      Er eilte in die Hütte, während Sebastian und seine beiden Begleiter sich einen Platz suchten. Kurz darauf kam Franz wieder zurück, in den Händen einen großen Krug und drei Gläser.

      »Lassen S’ sich schmecken«, wünschte er.

      »Was hast’ denn heut’ Gutes für uns?« erkundigte sich der Bergpfarrer.

      Franz Thurecker bot neben einer Brotzeit auch immer ein, zwei warme Gerichte an. Es war erstaunlich, daß der alte Mann, er war immerhin schon weit über siebzig, alles alleine bewerkstelligte. Angefangen beim Melken und Käsen über die Versorgung der Tiere, wenn eines von ihnen erkrankte, bis hin zur Bewirtschaftung der Almhütte.

      Und abends fand er dann noch immer Zeit, sich vor die Hütte zu setzen und Spielzeug und Figuren zu schnitzen, die er an die Besucher verkaufte.

      »Einen kräftigen Eintopf hätt’ ich da«, sagte Franz. »Und Kässpatzen mit Salat.«

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