Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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wenn Sepp mit der Trinkerei schon lange Schluß gemacht hatte.

      Nachdem er den letzten Winter in Italien verbracht hatte, war er über Tirol nach Bayern zurückgekehrt und war in der Gegend um den Achsteinsee hängengeblieben. Vor ein paar Wochen machte er die Bekanntschaft eines anderen Landstreichers, der ihm von einem Ort vorgeschwärmt hatte, in dem die Menschen freundlich und ohne Vorurteile waren. Besonders der Seelsorger des Ortes sei herzensgut und dessen Haushälterin eine Meisterköchin.

      Und jetzt stand der Mooser-Sepp vor dem Pfarrhaus und traute sich nicht hinein.

      Endlich gab er sich einen Ruck, öffnete die Pforte und ging über den Weg. Noch einmal zögerte er, bevor er den Finger auf die Klingel legte. Dann drückte er den Knopf hinunter und wartete mit klopfendem Herzen ab.

      Nach ein paar Minuten hörte er drinnen Schritte, und die Tür wurde geöffnet. Eine dürre Frau streckte ihren Kopf heraus und schaute den Besucher, der zwei Plastiktüten mit sich führte, mit mürrischem Blick an.

      »Grüß Gott, Frau Tappert«, sagte Sepp, der seinen Hut abgenommen hatte und in den Händen drehte. »Einen schönen Gruß vom Moislinger-Karl soll ich ausrichten.«

      Hermine Wollschläger schüttelte unwillig den Kopf.

      »Was reden S’ da für ein dummes Zeug?« fragte sie. »Ich kenn’ keinen Moislinger-Karl. Und Tappert heiß’ ich schon gar net.«

      Sepp machte ein bestürztes Gesicht.

      »Net?« fragte er ratlos. »Aber er hat mir doch soviel von Ihnen und Ihren Kochkünsten erzählt, und vom Herrn Pfarrer Trenker.«

      »Da sind S’ hier falsch«, erwiderte die Haushälterin. »Pfarrer Trenker wohnt in St. Johann. Dies hier ist Engelsbach. Haben S’ denn das Ortsschild net gesehen?«

      Das hatte der Landstreicher in der Tat nicht gesehen, denn in der Richtung, aus der er gekommen war, lag der Bergwald. Sepp hatte sich quer durch die Büsche geschlagen und war, nachdem er durch ein paar Gärten abgekürzt hatte, auf die Hauptstraße gekommen.

      Er hatte sich also schlichtweg im Ort geirrt.

      Jetzt schluckte er. Er hatte gleich so ein ungutes Gefühl gehabt. Allerdings war es über acht Stunden her, daß er etwas gegessen hatte, und in seinem Magen nagte ein bohrendes Hungergefühl. Er mußte unbedingt etwas zwischen die Zähne bekommen.

      »Hätten S’ die Güte, meinen Irrtum zu entschuldigen«, bat er unterwürfig. »Und wenn S’ vielleicht eine Scheibe Brot hätten oder eine Semmel? Gern’ auch vom Vortag.«

      Hermine Wollschläger schürzte die Lippen. Semmeln kamen ihr nicht ins Haus. Die waren viel zu ungesund, und sonst gab es nur Knäckebrot. Allerdings war da auch ein Stück von dem Kuchen übrig, den sie vor ein paar Tagen gebacken hatte. Hochwürden hatte es verschmäht, davon zu essen, sehr zum Verdruß seiner Haushälterin.

      »Warten S’ einen Moment«, sagte sie und schloß die Tür.

      Sepp trat von einem Fuß auf den anderen. Wenn das Vesperlepaket so ausfiel, wie diese Frau ausschaute…

      Die Tür wurde wieder geöffnet, und die Haushälterin drückte ihm eine Tüte in die Hand.

      »Guten Appetit«, wünschte sie.

      »Vergelt’s Gott«, nickte der Landstreicher und wandte sich zum Gehen.

      Net einmal etwas zu trinken oder ein kleines Geldstück, dachte er, während er ins Dorf marschierte.

      Erst, als er aus Sichtweite des Pfarrhauses war, öffnete er die Tüte und schaute hinein. Was er sah, war noch schlimmer, als er erwartet hatte. Der Kuchen war bestimmt etliche Tage alt und staubte schon im Mund. Sepp konnte nicht definieren, was das eigentlich sein sollte. Es schmeckte nach Haferflocken und erinnerte ihn an die Kekse, die seine Tante früher immer gebacken hatte.

      Die hatte er nie gemocht. Aber jetzt trieb der Hunger ihn dazu, den Kuchen zu essen, und er wünschte sich sehnlichst einen Fluß, an dem er seinen Durst hätte stillen können.

      Am Ortsausgang traf er einen Bauern und erfuhr, daß er tatsächlich in Engelsbach war. Sepp fragte nach dem Weg nach St. Johann und schlug die Richtung dorthin ein.

      Er hoffte, daß die Worte vom Moislinger-Karl sich dort bewahrheiten würden.

      *

      Christel und Kathrin fielen sich in die Arme.

      »Mensch, ich bin so aufgeregt«, sagte die Freundin, und Kathrin drückte sie an sich. »Ich auch«, sagte sie. »Und vor allem freu’ ich mich, hier zu sein.«

      Christels Mutter hatte einen herrlichen Blumenstrauß bekommen, den sie stolz ihrer Tochter zeigte.

      »Können wir noch was helfen?« fragte Kathrin.

      Sie standen in der Küche, und auf dem Herd zischte und brodelte es.

      »Nein, nein, geht nur«, schüttelte Maria Berger den Kopf. »Ihr habt euch doch bestimmt eine Menge zu erzählen.«

      Das hatten die Freundinnen allerdings, und natürlich wollte Kathrin das Hochzeitskleid sehen, daß Christel seit Tagen vor Tobias in ihrem Schrank verbarg.

      »Stell’ dir vor, der wollte es doch tatsächlich schon sehen«, sagte Christel kopfschüttelnd. »Dabei weiß doch jeder, daß das Unglück bringt.«

      In diesen Dingen war sie eben abergläubisch. Aber das gehörte genauso zu den Hochzeitsvorbereitungen, wie das große Glas mit Pfennigen, die Christel Berger seit Jahren gespart hatte, um damit Hochzeitsschuhe zu kaufen. Inzwischen waren aus den Pfennigen zwar Cents geworden, aber das tat dem schönen Brauch keinen Abbruch.

      »Und übermorgen ist also der große Tag«, stellte Kathrin fest.

      »Ja«, nickte die Freundin. »Es wird richtig groß gefeiert. Einhundertzwanzig Gäste sind eingeladen, und alle haben zugesagt. Seit gestern wird auf dem Bauernhof gebacken und gekocht.«

      »Aber einen Polterabend macht ihr net.«

      »Die Leute werden genug Porzellan auf der Feier zerschlagen«, lachte Christel. »Das hat sich inzwischen so eingebürgert, man nennt es Polterhochzeit. Irgendwie ist’s schon schad’, um den alten Brauch. Aber ich bin ganz froh, sonst hätten wir noch einen Tag mehr gebraucht, und es ist jetzt schon ganz eng. Die Arbeit auf dem Hof geht ja weiter.«

      Kathrin hatte das Kleid gebührend bewundert. Es war ein Traum aus weißer Seide, mit einer langen Schleppe und Schleier. Die Schleppe sollte von den ehemaligen Freundinnen des Bräutigams getragen werden. Seine Freunde hatten sich diesen Spaß ausgedacht, und Christel war einverstanden gewesen. Sie verstand sich mit den Madeln ausgezeichnet, und Eifersucht gab es zwischen ihnen schon lange nicht mehr.

      Auf das Blumenstreuen freuten sich die beiden Töchter von Tobias’ Schwester. Die vier- und fünfjährigen Madln pflückten schon seit Tagen Blumen und übten fleißig, wie Christel schmunzelnd berichtete.

      Als ihr Vater von der Arbeit nach Hause gekommen war, wurde zu Abend gegessen. Tobias war ebenfalls eingetroffen. Fritz Berger begrüßte Kathrin ebenso herzlich wie seine eigene Tochter, und auch Tobias schloß die Freundin seiner Braut in die Arme. Sie saßen auf der Terrasse, wo es immer noch herrlich

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