Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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standesamtliche Trauung ist um elf«, erklärte Christel. »Aber da kommen nur ein paar Leute mit. Du hoffentlich auch?«

      Der letzte Satz war an Kathrin gerichtet. Sie nickte. Natürlich würde sie sich das nicht entgehen lassen.

      »Um zwei müssen alle pünktlich in der Kirche sein«, fuhr Christel fort. »Danach geht’s dann zum Brennerhof und die Feier beginnt.«

      »Hoffentlich reicht das Bier«, seufzte Tobias.

      Christel gab ihm einen Stups in die Seite.

      »Drei Fässer soll’n ja wohl reichen«, meinte sie.

      »Sag’ mal, was ist das eigentlich für einer, den du mir da als Tischherrn ausgesucht hast?« wollte Kathrin später wissen, als die beiden Freundinnen in der Küche standen und den Abwasch machten.

      Christel legte das Geschirrtuch aus der Hand und räumte die Teller in den Schrank, die sie gerade abgetrocknet hatte.

      »Ach, der Ingo ist eigentlich ein ganz netter Bursch’«, antwortete sie. »Du wirst ihn mögen.«

      Kathrin entging nicht der leichte Unterton in der Stimme der Freundin. Sie schaute Christel forschend an.

      »Hast’ dir was Bestimmtes dabei gedacht?«

      Christel sah sie einen Moment an und nickte.

      »Ja, Kathrin«, gab sie zu. »Weißt du, Tobias’ Verwandten sind…, wie soll ich sagen? Also sie halten net viel von Ingo, weil er sein eigenes Leben lebt, genau so, wie er’s für richtig hält. Viele halten ihn für spinnert. Er malt und zwar wirklich gute Bilder, wie ich find’. Aber er verkauft sie net. Sie stapeln sich in seinem Atelier und werden immer mehr. Aber sich von ihnen trennen, das kann der Ingo net.

      Ich kenn’ dich, Kathrin und ich weiß, daß du ebenso wenig Vorurteile hast, wie ich. Deshalb hab’ ich euch beide zusammengesetzt, damit du dich ein bissel um ihn kümmerst und vielleicht auch ein Auge darauf hast, falls einer Ingo mit Worten herausfordert. Er reagiert da nämlich sehr empfindlich.«

      »Das mach’ ich natürlich gern.«

      Sie mußte an den Burschen denken, der ihr am Nachmittag beinahe die Tür des Blumenladens vor den Kopf gestoßen hätte. Im ersten Moment war sie verärgert gewesen, weil der Rüpel es nicht nötig hatte, sich zu entschuldigen.

      Auf den zweiten Blick hatte sie festgestellt, daß er gar nicht so übel ausschaute. Er hatte sogar etwas Attraktives an sich gehabt.

      Ob der Bursche und dieser Ingo wohl ein und derselbe waren?

      Wahrscheinlich schon. So viele Kunstmaler gab es in diesem kleinen Ort wohl nicht. Kathrin war jedenfalls darauf gespannt, Tobias’ Cousin kennenzulernen…

      *

      Nachdem der Landstreicher gegangen war, stand Hermine Wollschläger noch eine geraume Zeit hinter der Gardine und schaute hinaus.

      Merkwürdige Leute trieben sich hier herum. Einmal mehr wünschte sich die Haushälterin, Hochwürden wäre nicht dem Ruf des Bischofs gefolgt, diese Pfarrstelle zu übernehmen und statt dessen in Südamerika geblieben, wo er jahrelang erfolgreich die Heiden am Orinoko bekehrt hatte.

      Ob der Kerl, der jetzt mit dem schönen Kuchen davongezogen war, sich vorher in der Kirche herumgetrieben hatte?

      Am besten würde es sein, wenn sie mal nachschaute. Man hörte ja oft genug von aufgebrochenen Opferstöcken, aus denen das Geld entwendet worden war.

      Einen Moment zögerte sie.

      Wenn der Kerl tatsächlich ein Dieb war, würde er dann noch am Pfarrhaus geklingelt haben, anstatt Fersengeld zu geben?

      Sie zuckte die Schultern.

      Vertrauen ist gut, Kontrolle war besser. Vielleicht war dieser… wie hieß er doch noch gleich? Richtig, seinen Namen hatte er ja gar net genannt, nur den anderen. Aber vielleicht war dieser Kerl ja ein ganz raffinierter Dieb und hatte deswegen geklingelt und um etwas zu essen gebettelt.

      Die Haushälterin verließ das Pfarrhaus und eilte zur Kirche hinüber. Pfarrer Eggensteiner war wieder mal net da, wenn man ihn brauchte! Mochte der Herrgott wissen, wo Hochwürden wieder steckte. Wahrscheinlich hockt er in einem Wirtshaus und setzt sich über meinen Diätplan hinweg, vermutete Hermine Wollschläger.

      Seit sie festgestellt hatte, daß der Seelsorger von St. Anna zuviel Gewicht auf die Waage brachte und auch sonst nichts für seine Gesundheit tat, war Blasius Eggensteiner das, in seinen Augen bemitleidenswerte, Opfer einer rigorosen Speisenplanung geworden.

      Das begann beim Frühstück, wo es nicht mehr die herrlichen Semmeln, sondern Knäckebrot gab. Dazu coffeeinfreien Kaffee! Statt Wurst und Käse stand Magerquark auf dem Tisch, und ein gekochtes Ei gab es höchstens alle vierzehn Tage, am Sonntag!

      Zum Mittagessen sah es nicht viel besser aus. Salat mit Essig und ganz wenig Öl angemacht, Pellkartoffeln oder dünne Suppen stellte Hermine Wollschläger dem Geistlichen auf den Tisch, und der verweigerte meistens das Essen.

      Zumindest hätte Blasius Eggensteiner das gerne getan, doch seine resolute Haushälterin paßte auf, wie ein Luchs, und so zwang sich der Seelsorger, wenigstens ein paar Happen zu essen.

      Daß er trotzdem nicht schlanker wurde und seinen fülligen Körper immer noch unter einer zu groß gekauften Soutane verstecken mußte, beschäftigte Hermine Wollschläger sehr, doch im Moment hatte sie keine Gedanken dafür. Sie stand in der Kirche und schaute sich argwöhnisch um.

      Alles schien wie immer zu sein. Prüfend glitt ihr Blick über die Bänke bis zum Altar. Wenigstens in dieser Hinsicht konnte man sich auf Franz Moser, den Mesner, und dessen Frau verlassen. Das Gotteshaus war immer ordentlich gereinigt. Ansonsten argwöhnte Hermine, daß Hochwürden des öfteren bei der Familie Moser das nachholte, was zu essen sie ihm verweigerte.

      Mit den Gedanken bei Pfarrer Eggensteiner und seinen ›Eßkapaden‹, wie sie es nannte, strich die Haushälterin unabsichtlich mit dem Ellenbogen am Altar vorbei, wobei sich der weite Ärmel ihres Kleides an dem Tuch verfing, auf dem Kreuz, Kelch und Blumenvase standen. Mit einer überraschten Bewegung riß Hermine Wollschläger das Tuch herunter, und alles, was auf dem Altar stand, fiel scheppernd zu Boden.

      Mit bleichem Gesicht betrachtete die Haushälterin das Unglück. Unheilvoll hatte es durch das Kirchenschiff gehallt, als die Sachen auf die Steinfliesen aufkamen, und die Vase in tausend Stücke zerbrach.

      Du lieber Gott, was sag’ ich denn bloß Hochwürden?

      Hermine hatte das schwere, goldene Altarkreuz aufgehoben und mit Entsetzen festgestellt, daß es den Sturz nicht unbeschadet überstanden hatte. Der Fuß des Kreuzes hatte an mehreren Stellen Kratzer, die deutlich zu sehen waren, eine Kante war gar richtig eingedrückt worden.

      Die Haushälterin hielt das Kreuz immer noch in den Händen, als die Tür geöffnet wurde und Pfarrer Eggensteiner eintrat.

      »Was ist denn hier passiert?« fragte er, als er die Bescherung gesehen hatte.

      Hermine Wollschläger hatte vor Aufregung und Scham einen roten Kopf bekommen.

      Ausgerechnet das Altarkreuz, dachte sie. Darum hatte es schon einige Aufregung gegeben,

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