Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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kleine Rosen hineinzustecken. Aber das ging natürlich erst, wenn Christel ihr Kleid angezogen hatte.

      Nebenan zog Kathrin sich um. Inzwischen war sie auch von der allgemeinen Aufregung ergriffen. Von den belegten Schnitten hatte sie nur eine essen können und mehr als einen Schluck Saft zu trinken, war ihr nicht möglich gewesen.

      Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel. Das Kleid saß perfekt, und die Schuhe waren gut eingelaufen. Kathrin nahm die Samtjacke vom Bügel und schlüpfte hinein. Das Täschchen, mit allem, was man vielleicht brauchte, lag bereit. Noch einmal drehte sie sich, nickte zufrieden, dann verließ sie das Zimmer und klopfte an die Nebentür.

      Maria öffnete sie einen Spalt. Als sie sah, daß es Kathrin war, ließ sie sie eintreten. Der jungen Frau entrang sich ein bewundernder Ausruf, als sie die Freundin erblickte.

      Christel schaute hinreißend aus!

      Und sie strahlte, wie es sich für eine Braut am Tag ihrer Hochzeit gehörte.

      »Können wir?« fragte ihre Mutter.

      Die Friseurmeisterin legte letzte Hand an; hier eine Strähne zurechtlegen, da ein Röschen feststecken, noch ein kritischer Blick.

      Traudel Förnbacher nickte zufrieden.

      »Auf geht’s.«

      Die drei Frauen nahmen die Schleppe. Christel spürte, wie ihr Herz vor Aufregung klopfte, als sie die Treppe hinunterschritt. Unten standen die Gäste im Halbkreis, darin Tobias, der erwartungsvoll nach oben blickte.

      Der junge Mann hielt die Luft an, als er seine wunderschöne Frau sah, und er konnte nicht verhindern, daß sich ihm eine Träne ins Auge stahl.

      Die Gäste klatschten Beifall, als er Christels Hand nahm und an seine Lippen führte. Dann drehte er sich zu Fritz und Maria um, die jetzt neben ihrem Mann stand.

      »Liebe Schwiegereltern«, sagte er mit belegter Stimme, »ich dank’ euch, für eure Tochter. Daß ihr sie mir anvertraut, sollt ihr net bereuen. Das versprech’ ich euch.«

      Maria wischte sich über das Gesicht, und auch die anderen Gäste konnten ihre Rührung nicht verbergen. Fritz Berger räusperte sich.

      »Die Reden halten wir später«, meinte er salopp, wobei der Tonfall über seine eigene Ergriffenheit hinwegtäuschen sollte. »Jetzt müssen wir zur Kirche. Schließlich wollen wir Hochwürden net warten lassen.«

      *

      Sebastian Trenker schaute verblüfft auf seinen Amtsbruder, der, mit hochrotem Gesicht, in die Kirche gestürmt kam. In der Hand trug Pfarrer Eggensteiner einen Holzkasten. Sebastian, der sich gerade für die Trauung umgezogen hatte und die Hochzeitsgesellschaft an der Tür erwarten wollte, blickte den Geistlichen von St. Anna fragend an.

      »Ist was geschehen, Blasius? Du scheinst mir ziemlich aufgeregt zu sein«, sagte er.

      »Ob was geschehen ist?« gab sein Amtsbruder zurück. »Das kann man wohl sagen!«

      Er öffnete den Kasten und nahm das Altarkreuz heraus.

      »Schau dir das an.«

      Sebastian betrachtete das Kreuz. Die Dellen und Kratzer waren deutlich zu erkennen.

      »Was soll ich dazu sagen?« fragte er. »Wie ist das denn passiert?«

      Blasius Eggensteiner holte tief Luft.

      »Ich wär’ schon gestern gekommen«, erklärte er. »Aber da hatte ich eine Trauerfeier; die alte Frau Seltzmann. Ist der Kerl noch da?«

      Der Bergpfarrer verstand immer noch nicht.

      »Welcher Kerl?« wollte er wissen. »Von wem redest’ denn eigentlich?«

      »Von dem Landstreicher«, gab der rundliche Pfarrer erbost zurück. »Dem Kirchenschänder. Erst hat er sich im Hause Gottes umgeschaut und als er nix fand, das zu stehlen lohnte, hat er randaliert. Den Altar geschändet, die Vase zerbrochen, das Kreuz auf den Boden geworfen. Man sieht jetzt noch den Abdruck auf den Fliesen. Also, wo steckt er?«

      »Sag’ mal, redest’ etwa von dem Mooser-Sepp?« fragte Sebastian kopfschüttelnd.

      »Was weiß ich, wie der Kerl heißt. Jedenfalls hat er hinterher am Pfarrhaus geklingelt und um etwas zu essen gebettelt. Er scheint sich aber im Ort geirrt zu haben, weil er offenbar hierher wollte. Jedenfalls sprach er meine Haushälterin mit Frau Tappert an.«

      Der gute Hirte von St. Johann verstand allmählich.

      »Also, jetzt mal langsam«, meinte er beschwichtigend. »Hast du Beweise, für deine, immerhin schwere, Anschuldigung? Ist der Sepp denn gesehen worden, als er in die Kirche ging oder herauskam?«

      »Was braucht man da noch Beweise?« ereiferte sich Blasius Eggensteiner. »Die Sachlage ist doch ganz offensichtlich. Es war ja sonst niemand anderer da.«

      Sebastian warf einen Blick auf die Uhr. Die Hochzeitsgesellschaft konnte jeden Moment kommen, und die Zeit drängte. Aber natürlich konnte er die Sache nicht so einfach auf sich beruhen lassen – zumal Sepp Mooser noch immer drüben im Pfarrhaus war – und schon gar nicht auf die pauschale Anschuldigung seines Amtsbruders hin.

      Daß der manchmal gern übers Ziel hinausschoß mit seinen Verdächtigungen, wußte Sebastian Trenker aus eigener, leidvoller Erfahrung…

      »Du hast den Mann also auch net gesehen«, stellte er fest. »Nur deine Haushälterin. Aber auch net, als er angeblich aus der Kirche kam. Wo warst du denn überhaupt?«

      Blasius Eggensteiner schluckte aufgeregt, sein Adamsapfel hüpfte hoch und runter.

      »Wo…, wo ich war?« fragte er. »Was geht dich denn das an?«

      Das fehlte noch, daß er diesem aufgeblasenen Pfarrer eine Rechtfertigung dafür gab, was er tat oder nicht!

      »Ich hatte zu tun«, gab er dennoch zurück.

      Diese Erklärung hatte auszureichen. Schließlich mußte nicht jeder wissen, daß er an dem bewußten Nachmittag im Wirtshaus zu Waldeck gegessen und ein großes Stück Apfelkuchen mit Sahne verzehrt hatte. Zumal er dazu ein Kännchen ›richtigen‹ Kaffee getrunken hatte!

      Herrlich hatte es geschmeckt!

      Blasius Eggensteiner leckte sich unwillkürlich die Lippen, als er daran dachte. Natürlich war seine Haushälterin verärgert gewesen, als er zum Abendessen nur eine Tomate – ohne Salz, wegen des Blutdrucks – aß. Aber zu fragen, ob Hochwürden woanders bereits gegessen habe, wagte sie nicht.

      »Na ja, es spielt ja auch keine Rolle«, sagte Sebastian. »Es wär’ nur vielleicht hilfreich gewesen, wenn du etwas gesehen hättest. So steht Aussage gegen Aussage, denn natürlich wird der Mooser-Sepp bestreiten, etwas damit zu tun zu haben. Und ich glaub’s auch net. Der Mann macht einen grundehrlichen Eindruck. Er hat ein bissel Pech gehabt im Leben, aber er ist kein schlechter Kerl.«

      Allerdings war die Angelegenheit mit dem beschädigten Altarkreuz ein Vorfall, der aufgeklärt werden mußte.

      »Am besten gehst’ zu meinem Bruder und zeigst die Sache an«, schlug der Bergpfarrer vor.

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