Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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hatte, sein Erscheinen in St. Johann würde niemandem auffallen, so irrte er sich gewaltig. Am dritten Abend war er in die Gaststube gegangen und hatte dort über eine Stunde gesessen. Er glaubte, daß ihn niemand erkennen würde, obgleich er selbst nicht wenige der Anwesenden von früher her kannte. Doch die Männer, Bauern und Knechte meist, saßen an ihren Tischen und unterhielten sich, ohne einen Blick auf den einsamen Gast zu werfen, der sich einen Platz am Fenster ausgesucht hatte.

      Allerdings wurde er hin und wieder doch unauffällig gemustert, und so mancher fragte sich, wer der junge Mann wohl sein mochte, der alleine saß, sein Bier trank und dabei aus dem Fenster blickte.

      Nachdem Adrian gezahlt und die Gaststube verlassen hatte, wurden Fragen laut.

      »Sepp«, rief einer der Bauern den Wirt, »wer war denn das?«

      »Ein Gast unseres Hauses«, erklärte Sepp.

      »Und wie heißt er? Wo kommt er her?«

      Der Gastwirt und Hotelier schüttelte den Kopf.

      »Was ihr alles wissen wollt«, meinte er. »Sein Name ist Winkler, er kommt aus München.«

      »Und was macht er so?« wollte der Fragesteller wissen.

      »Woher soll ich das wissen?« gab Sepp Reisinger ungeduldig zurück. »Wahrscheinlich macht er Urlaub hier.«

      Tobias Wagner, der den Wirt mit seinen Fragen genervt hatte, wandte den Kopf zu den anderen um.

      »Ich weiß net, irgendwie kommt mir der Bursche merkwürdig vor«, sagte er in die Runde. »Außerdem hab’ ich das Gefühl, als würd’ ich ihn von irgendwoher kennen.«

      Ein Tischnachbar zuckte die Schultern.

      »Ich kenn’ ihn jedenfalls net«, sagte er.

      Der Fremde blieb weiterhin Thema des Gesprächs, obwohl niemand sagen konnte, was eigentlich so interessant an ihm war. Dennoch wurden Vermutungen angestellt, Behauptungen aufgestellt, und am Ende wußte niemand etwas Genaues, weil alles nur Spekulation war.

      Trotzdem blieb davon etwas hängen und machte bald die Runde durch das Dorf. Und wie immer, wenn etwas weitergetratscht wurde, war Maria Erbling mit von der Partie. Die Witwe und gefürchtete Klatschtante von St. Johann tat sich immer ganz besonders hervor, wenn es darum ging, Neuigkeiten zu verbreiten. Wobei der Wahrheitsgehalt der Neuigkeiten stets nebensächlich war.

      Adrian Greininger bekam von alldem nichts mit. Nicht einmal, daß die Leute, denen er begegnete, ihn musterten und die Köpfe zusammensteckten, wenn er vorüber war.

      Wie er es sich vorgenommen hatte, kaufte er jeden Tag einen Blumenstrauß und brachte ihn zum Grab seiner Eltern. Die Verkäuferin in dem Geschäft begrüßte ihn inzwischen schon wie einen alten Stammkunden und schien sichtlich erfreut, wenn er hereinkam.

      Jedesmal, wenn er dann zum Friedhof ging, steckten die Blumen vom Vortag in der Vase, und gestern standen sogar zwei auf der Grabstelle. Offenbar war der gestrige Strauß noch frisch genug gewesen, so daß Sophie Tappert der Meinung gewesen war, daß es zu schade wäre, sie schon auf den Kompost zu werfen.

      Daß nur die Haushälterin des Geistlichen es sein konnte, die sich darum kümmerte, stand für Adrian außer Zweifel. Allerdings ahnte er auch noch nicht, daß gerade dieser Umstand der Grund dafür war, daß seine Tarnung schon bald auffliegen sollte…

      Doch noch schien niemand den Fremden zu kennen, auch wenn man sich hinter seinem Rücken viele Fragen über ihn stellte und die tollsten Gerüchte in Umlauf setzte. Adrian verbrachte die Tage zwischen Hotelsuite und Friedhof und gelegentlichen Einkäufen in dem Tabakladen, die sich allerdings auf die Zeitungen beschränkten, die nicht im Hotel auslagen. Das Rauchen hatte sich Adrian nie angewöhnt, obwohl beinahe jeder Arbeiter der Bohrinsel in der Freizeit an Land fast immer eine Zigarette im Mund hatte.

      Gerne wäre er einmal zum Hof hinaufgefahren und hätte sich dort umgeschaut. Doch er hatte Angst, daß das vielleicht falsch sein könnte. Immerhin mochte es seltsam anmuten, daß ein Fremder dort auftauchte, und andererseits konnte es geschehen, daß Tina in ihm den Mann wiedererkannte, mit dem sie in der Passage zusammengeprallt war.

      Adrian Greininger hatte seitdem sehr intensiv an die hübsche Bauerntochter gedacht und sich gefragt, ob sie wohl von den Machenschaften ihres Vaters wußte. Ob ihr damals, an jenem Tag, als sie sich gegenüberstanden, schon klargewesen war, daß da ein großes Unglück geschah?

      An diesem Samstag beschloß er, trotz seiner Bedenken, hinzufahren. Zu groß war sie Sehnsucht, den Hof wiederzusehen, den Ort, wo er geboren war und seine Kindheit verbracht hatte. Nachdem er im Kaffeegarten des Hotels zu Mittag gegessen hatte, brach er auf.

      Als er vom Parkplatz fuhr, bemerkte er eine ältere Frau, die ihn forschend anschaute. Adrian erkannte Maria Erbling und duckte sich unwillkürlich hinter dem Lenkrad. Er wußte schließlich um den Ruf, den die Witwe des ehemaligen Poststellenleiters des Ortes genoß.

      Maria hatte sich, was Adrian nicht wußte, schon geraume Zeit auf dem Parkplatz aufgehalten. Zu groß war ihre Neugier, etwas über den Fremden zu erfahren, über den alle sprachen.

      Ein Privatdetektiv, der einen Fall aufzuklären hatte, vermuteten die einen, ein Millionär aus München, die anderen.

      Die Klatschtante glaubte indes keines von beidem. Für einen Detektiv benahm sich der Mann nicht unauffällig genug. Sie konnte das beurteilen, schließlich waren die Freitagabendkrimis im Fernsehen ihre liebste Unterhaltung, und daß der Mann aus München kam, war ebenso unmöglich.

      Warum wohl fuhr er dann ein Auto, das ein Kennzeichen aus Kiel hatte?

      Das hatte sie mit einem schnellen Blick auf den Wagen festgestellt, als der an ihr vorüberfuhr.

      Adrian ahnte indes nichts von den Gedanken, die sich die Klatschbase machte. Er hatte das Dorf verlassen und fuhr über die kurvige Bergstraße.

      Es war ein herrlicher Sonnentag, und zahlreiche Tagestouristen waren nach St. Johann gekommen.

      Unterwegs begegneten ihm etliche Wandergruppen, erst als er die Straße zum Greiningerhof einbog, blieben die Ausflügler zurück.

      Adrian bemerkte die Aufregung, in der er sich befand, als der Hof in Sichtweite kam. Auf den ersten Blick schien sich dort nichts verändert zu haben, lediglich das Haus und die Nebengebäude, die noch vom Urgroßvater stammten, waren ausgebessert worden. Die Farben leuchteten jetzt wieder intensiver, als er es in Erinnerung gehabt hatte. Er fuhr daran vorbei und kehrte wieder um.

      Einen halben Kilometer von dem Anwesen hielt er an und stieg aus. Mit klopfendem Herzen ging er langsam weiter und gab sich dabei den Anschein eines Spaziergängers, der sich an dem Wetter und der schönen Umgebung erfreute.

      *

      »Sag’ mal, hast du auch von diesem Gerede über einen seltsamen Mann gehört, der im Löwen abgestiegen ist und aus München stammen soll?« fragte Max seinen Bruder beim Mittagessen.

      Sebastian Trenker sah auf und nickte.

      »Allerdings, und ich hab’ mich schon gefragt, was dieses Gerede soll«, antwortete er. »Ich weiß net, wieso die Leute immer wieder solche Gerüchte in die Welt setzen müssen. Auf der Bank erzählten s’ gestern, er wär’ ein Millionär und wollt’ das halbe Dorf aufkaufen.«

      Der

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