Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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die ihm ganz und gar nicht gefiel…

      *

      Adrian Greininger war überrascht, daß sich in den sechs Jahren seiner Abwesenheit kaum etwas in St. Johann verändert hatte. Alles sah noch genauso aus wie damals, nur das kleine Einkaufszentrum war neu.

      Er betrat die Passage und schaute sich die Geschäfte an. Ignaz Herrnbacher, der Kaufmann, hatte sich hier eingerichtet; es gab Modegeschäfte und Andenkenläden. Man konnte Tabakwaren und Zeitschriften kaufen und sich sogar zu einem Eisbecher niederlassen.

      Der Heimkehrer, der unter falschem Namen im Hotel wohnte, betrat das Blumengeschäft. Früher mußte man bis zur Gärtnerei am Rande des Dorfes laufen, wenn man Blumen kaufen wollte.

      Adrian kannte die junge Frau, die hinter dem Tresen stand und gerade ein Gesteck band, noch von damals. Sie begrüßte ihn mit einem Lächeln, schien sich aber nicht an ihn zu erinnern.

      Er suchte einen kleinen Strauß aus, bezahlte und verließ den Laden wieder. Während er weiterschlenderte, achtete er auf die Gesichter der Leute, die ihm begegneten. Die meisten waren Touristen, wie er unschwer an den Fotoapparaten und Videokameras erkennen konnte. Einheimische sah er auch einige, doch die meisten kannte er nicht.

      Adrian verließ die Passage, ging an der Bankfiliale vorüber und schritt weiter zur Straße. Auf der anderen Seite stand die Kirche, daneben lag der Friedhof.

      Ob Pfarrer Trenker immer noch der Seelsorger der Gemeinde war?

      Er erinnerte sich an die Stunden, die er als Messdiener in der Kirche zugebracht hatte, an den Kommunionsunterricht, die Freizeiten, die der Pfarrer mit den Jugendlichen unternommen hatte.

      Und er erinnerte sich, daß Sebastian Trenker der einzige Mensch gewesen war, der versucht hatte, das Unabänderliche aufzuhalten, der für den Erhalt des Greiningerhofes gekämpft hatte und doch nichts erreichen konnte.

      Ja, wenn er recht überlegte, dann war der Bergpfarrer, wie die Leute den Geistlichen mit einer Mischung aus Liebe und Respekt nannten, der einzige Mensch, gegen den er in all den Jahren keinen Groll gehegt hatte, und Adrian bedauerte, daß er sich entgegen seines Versprechens, das er Hochwürden damals gab, nie wieder bei ihm gemeldet hatte.

      Er ging über den Kiesweg, ließ die Kirche links liegen und öffnete die Pforte des schmiedeeisernen Zaunes, der den Friedhof umgab.

      Still war es hier und friedlich. Kein Mensch störte Adrian bei seinem Besuch. Die Grabstätte der Familie Greininger lag im hintersten Teil der Anlage, in der Nähe des Pfarrhauses. Adrian blickte auf die Steine, las die Namen und Daten.

      Schon die Urgroßeltern hatten hier ihre letzte Ruhestätte gefunden, dann noch Großmutter und Großvater. Adrian erinnerte sich noch an sie, besonders an die leckeren Knödel, die die Mutter seines Vaters immer gemacht hatte. Mit dem Großvater war er auf Schwammerlsuche gegangen, und wenn sie am Abend mit ihrer Beute heimkehrten, dann wurde geputzt und geschnitten und eine cremige Pilzsauce bereitet, die zu den Knödeln gereicht wurde.

      Die Daten seiner Eltern hatte er noch dem Steinmetz in Auftrag gegeben und dann die Heimat verlassen. Nur sechs Wochen nach dem Tod der Mutter war der Vater ihr gefolgt. Nach dem Verlust des Hofes war dieses tragische Ereignis zuviel für das ohnehin geschwächte Herz des Greiningerbauern gewesen. Adrian fand ihn am Morgen friedlich in seinem Bett liegend, das schon nicht mehr in der eigenen Kammer des Hofes stand, der drei Generationen der Familie gehört hatte.

      Ausquartiert hatte man den Vater und ihn, nachdem der alte Knecht entlassen worden war. Ein mildtätiger Nachbar hatte ihnen zwei Kammern im Gesindehaus überlassen, während sich auf dem heimischen Hof schon der neue Besitzer breitmachte.

      Adrian schloß für einen Moment die Augen, als die Erinnerung wieder zurückkam, dann legte er den Strauß auf das Grab, sprach ein kurzes Gebet und ging davon.

      Die letzte Ruhestätte seiner Eltern war überraschend gepflegt gewesen. Vermutlich war es Pfarrer Trenkers Haushälterin gewesen, die sich darum kümmerte. In den Jahren seiner Abwesenheit hatte ihn immer das schlechte Gewissen geplagt, weil er wußte, daß niemand sich dieser Aufgabe annahm. Jetzt war er dankbar, daß er das Grab nicht von Unkraut überwuchert vorgefunden hatte.

      Der junge Bauer, der schon lange keiner mehr war, ging zum Hotel zurück. Der erste Tag seiner Ankunft war doch anstrengender gewesen, als er geglaubt hatte. Die vielen Erinnerungen und Eindrücke, die auf ihn einstürzten, kosteten Kraft. Hinzu kam, daß er müde war. Die lange Fahrt, wenig Schlaf, kaum etwas gegessen, das alles ließ seinen Körper ihm deutlich sagen, daß er unbedingt ausruhen mußte.

      Adrian ging in seine Suite hinauf und bestellte eine Kleinigkeit zu essen. Nachdem er satt war, ging er in das Bad, wusch sich Gesicht und Hände, und legte sich ins Bett.

      Er schlief bis zum nächsten Morgen durch.

      *

      Christina Reindl stellte ihr Auto auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums ab. Die Vierundzwanzigjährige nahm einen großen Korb aus dem Kofferraum, suchte nach einem Geldstück für den Einkaufswagen und betrat das Geschäft. Es war nicht viel, was sie besorgen mußte; die meisten Dinge des täglichen Bedarfs wurden daheim auf dem Hof produziert. Nur bestimmte Sachen kauften sie im Dorf ein. Rasch hatte die junge Frau die Liste abgehakt und sich an der Kasse angestellt.

      Ignaz Herrnbacher sah sie mit einem Lächeln an.

      »Grüß dich, Tina«, sagte er. »Welch seltener Besuch. Wie geht’s daheim?«

      »Danke, gut«, versicherte sie. »Ich hab’ gerad’ Urlaub. Was macht das Geschäft?«

      Sie wechselten ein paar Worte, wie es eben zwischen zwei Kassiervorgängen möglich war, dann schob die junge Frau den Einkaufswagen nach draußen. Tina verstaute den Korb im Auto und schaute auf die Uhr.

      Gerade mal elf. Bis zum Mittagessen war es noch eine gute Stunde; Zeit genug also, sich noch ein wenig in der Passage umzusehen. Ganz besonders interessierte sie eine Bluse, die sie schon vor ein paar Tagen in dem kleinen Geschäft gesehen hatte, das ihre Freundin Angela betrieb.

      Sie ging zurück und betrat den Laden.

      »Guten Morgen«, begrüßte die Freundin sie.

      Die beiden Frauen kannten sich seit der Schulzeit. Angela und Tina hatten später zusammen eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau gemacht und lange Zeit in der Kreisstadt gearbeitet, ehe Angela dieses Geschäft hier eröffnete. Tina arbeitete immer noch in dem kleinen Kaufhaus, in dem auch Angela angestellt gewesen war.

      »Wie geht’s in der Firma?« erkundigte sie sich.

      »Na ja, der Laden läuft ganz gut«, gab Tina zurück.

      Sie schaute neugierig zu den Ständern, auf denen Blusen, Kleider und Jacken hingen.

      »Suchst’ was Bestimmtes?«

      Die Bauerntochter nickte.

      »Die gelbe Bluse«, erwiderte sie. »Die mit den roten Punkten. Sie war neulich im Schaufenster. Bei uns gibt’s so was Schickes net.«

      Das Kaufhaus, in dem sie arbeitete, führte eher ganz konservative Mode, einer von den Gründen, warum Angela dort aufgehört und sich in St. Johann selbständig gemacht hatte.

      »Kauft der Wörner immer noch diese

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