Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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die Vorspeise serviert wurde, sprachen sie über die letzte Ausstellung in der Fabrik, die, wie alle anderen vorher, ein großer Erfolg gewesen war. Es war nicht abgesprochen, doch sie vermieden beide das Thema Ingo Bruckner anzuschneiden.

      »Wie lange wirst du hierbleiben?« erkundigte er sich.

      Kathrin erzählte, daß sie gleich ihren Jahresurlaub genommen hatte.

      »In der kommenden Woche steig ich mit Pfarrer Trenker auf«, sagte sie und amüsierte sich über sein fragendes Gesicht.

      »Mit dem Pfarrer? Den Berg hinauf?«

      Sie erklärte ihm, was es mit dem Geistlichen auf sich habe, und Jörn fiel auf, daß Kathrin in all den Jahren, die sie sich jetzt kannten, nicht viel über ihr Privatleben preisgegeben hatte. Daß sie ab und an hier ihren Urlaub verbrachte oder die Freundin besuchte, wußte er schon. Aber wirkliche Einzelheiten, wie die mit dem Pfarrer, der ein begeisterter Bergsteiger war, kannte Jörn Haller nicht.

      »Dazu fehlt mir leider die Zeit«, meinte er bedauernd. »Ich muß gleich am Dienstag wieder nach München zurück.«

      Allerdings war dieses Bedauern nicht echt. Das einzige, was ihm leid tat, war die Tatsache, daß er die Tage hier nicht mit Kathrin verbringen konnte, und er beneidete den Geistlichen glühend um den Ausflug mit ihr.

      Indes, der Mann würde ihm nicht gefährlich werden können, so wie der Maler.

      Der Abend zog sich hin. Natürlich war das Essen großartig und fand den Beifall des verwöhnten Gourmets, der Jörn war. Aber die Unterhaltung plätscherte vor sich hin. Ihr fehlte, was sie sonst auszeichnete, wenn sie zusammen waren; Witz, Esprit, Spontanität.

      Und das hatte seinen Grund in dem, was unausgesprochen in der Luft lag – Ingo Bruckner und seine Beziehung zu Kathrin.

      Die junge Frau war froh, als sie sich endlich verabschiedete. Jörn bot an, sie nach Hause zu begleiten, doch sie lehnte mit dem Hinweis ab, daß es ja nur ein paar Schritte wären.

      Beim Abschied spürte sie, wie gerne er sie in seine Arme genommen und geküßt hätte. Doch er hielt sich zurück und stand schweigend in der Tür, bis er sie aus dem Blickfeld verlor.

      Nachdenklich ging der Galerist in die Hotelbar und ließ sich einen Obstler einschenken. Er mußte überlegen, was er dem Kontrahenten um Kathrins Gunst morgen sagen würde, und dazu war etwas Hochprozentiges genau das Richtige.

      *

      Ingo hatte eine recht schlaflose Nacht hinter sich.

      Daß Kathrin gestern mit dem Kunsthändler wieder zurückgefahren war, hatte ihm gar nicht behagt. Auch ihre beruhigenden Worte beim Abschied, er solle sich keine Gedanken machen, es sei alles in Ordnung, hatten ihn nicht wirklich beruhigt. Sie hatte ihm zwar nichts über ihre Beziehung zu Jörn Haller erzählt, aber Ingo spürte sofort, daß der Mann Kathrin liebte und ihn als Nebenbuhler betrachtete.

      Aus diesem Grund sah er der erneuten Begegnung mit einer gewissen Furcht entgegen. Jörn Haller konnte ihn mit einem Wort in den Olymp der berühmtesten Maler heben oder in den tiefsten Abgrund stoßen, wenn sein Urteil vernichtend ausfiel. Und aus einem Gefühl heraus, das er nicht weiter benennen konnte, wußte Ingo, daß es so sein würde.

      Der Galerist kam früher, als er erwartet hatte. Da er gerade Kaffee gekocht hatte, bot Ingo dem Besucher welchen an, der lehnte kopfschüttelnd ab.

      »Ich hab’ gerad’ im Hotel Kaffee getrunken«, sagte er. »Lassen S’ uns lieber ins Atelier gehen.«

      Ingo räusperte sich.

      »Gestern haben S’ sich gar net geäußert«, sagte er, als er die Glastür öffnete und Jörn Haller eintreten ließ. »Ehrlich gesagt, hab’ ich mir die ganze Nacht Gedanken darüber gemacht.«

      Während er auf den Kunsthändler wartete, hatte der Maler sich überlegt, dem Mann so unbefangen wie möglich gegenüberzutreten.

      Der Kunstmaler war ehrlich genug, zuzugeben, daß er den Mann, in seiner Eigenschaft als Kritiker, fürchtete.

      Was nützte es, wenn man ihm versicherte, wie gut seine Bilder waren? Pfarrer Trenker oder Kathrin mochten sie vielleicht gefallen. Doch jetzt war das etwas ganz anderes. Dieses Urteil, das jetzt gefällt wurde, würde über seinen weiteren Lebensweg entscheiden.

      Jörn Haller tat, als habe er die Bemerkung überhört, und nahm eines der Bilder in die Hand, das ihm schon gestern aufgefallen war. Eine blumenübersäte Wiese, dahinter ein Feld, auf dem sich das goldgelbe Korn im Wind wiegte. Der Betrachter meinte regelrecht den Lufthauch zu spüren, der das Getreide streifte.

      Es war gut. Es war sensationell, und trotzdem durfte er es nicht sagen. Nicht, wenn er Kathrin nicht verlieren wollte.

      »Herr Bruckner«, sagte der Kunsthändler, nachdem er eine Weile das Gemälde schweigend betrachtet hatte, »ich will Ihnen nicht zu nahe treten, und ich darf Ihnen versichern, daß mein Urteil absolut objektiv ist, aber ich muß Ihnen sagen, daß das, was ich hier gesehen habe, net für eine Ausstellung reicht.«

      Ingo holte tief Luft, wollte zu einer Erwiderung ansetzen, doch Jörn Haller sprach unbeirrt weiter.

      »Sie haben Talent«, fuhr er fort. »Ganz ohne Zweifel. Aber es reicht net aus, um ein großer Maler zu sein. Man sieht den Bildern an, daß sie schnell gemalt worden sind. Hier und da fehlt die entscheidende Nuance, die aus einem Bild ein Kunstwerk macht.«

      Er stellte die Leinwand wieder zurück.

      »Für Ihre Ansprüche mag es genügen. Aber die Leute, denen ich Bilder verkaufe, die erwarten etwas anderes. Einen Paukenschlag, der alle vor Ehrfurcht erstarren läßt. Und diesen Paukenschlag vermisse ich in Ihrem Werk.

      Es ist und bleibt nichts weiter, als – entschuldigen S’ den Ausdruck – als Hobbymalerei, was Sie da betreiben.«

      Ingo hatte das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Sein Mund war ganz trocken geworden, und seine Stimme krächzte.

      »Warum haben S’ mir das net schon alles gestern gesagt?« konnte er endlich fragen.

      Jörn Haller blickte ihn mit einem überlegenen Ausdruck an.

      »Vor meiner Verlobten?« spielte er seinen letzten Trumpf aus, der den Nebenbuhler vernichten sollte.

      Er sah, daß seine Worte wirkten. Der Kunstmaler war leichenblaß geworden.

      »Sie…, sie ist Ihre Verlobte?« fragte er mit tonloser Stimme.

      Der Galerist nickte ungerührt.

      »Haben S’ das net gewußt?«

      Ingo schüttelte den Kopf.

      »Schauen Sie«, sprach er unbeirrt weiter, »Kathrin hat Ihnen helfen wollen. Sie ist nun mal so, daß sie Mitleid mit einem Künstler hat, der am Anfang steht. Vielleicht haben S’ dieses Mitgefühl falsch gedeutet und als Zuneigung ausgelegt. Aber ich kann Ihnen versichern, daß Kathrin und ich sehr glücklich sind.«

      Er lächelte mokant.

      »Noch einmal – ich möcht’ Ihnen net zu nahe treten, aber können S’ sich wirklich vorstellen,

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