Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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entzogen, ohne ihm irgendwelche Hoffnungen zu machen, die ihn berechtigten, aus ihrer Beziehung mehr, als nur eine Freundschaft abzuleiten.

      Außerdem – er mußte ja nicht unbedingt erfahren, daß sie ihr Herz an Ingo Bruckner verloren hatte.

      »Ich weiß net«, antwortete der Kunstmaler abwehrend auf ihre Frage.

      In der darauffolgenden Diskussion brachte er tausend Argumente, die gegen diesen Anruf sprachen, jedenfalls aus seiner Sicht. Kathrin hingegen ließ sich davon nicht beirren.

      »Also gut«, gab Ingo schließlich seufzend nach. »Dann tu’ halt, was du net lassen kannst. Aber jetzt will ich nix mehr davon wissen.«

      Er griff nach ihr und zog sie in seine Arme. Auch Kathrin dachte nicht mehr an die Malerei, als er sie liebevoll küßte.

      *

      »Keine besonderen Vorkommnisse«, meldete Sepp Mooser beim Frühstück.

      Für Sebastian war es selbstverständlich gewesen, daß der Obdachlose während ihrer Abwesenheit im Pfarrhaus blieb, und Sepp hatte dieses Vertrauen gerechtfertigt. Nach der Trauung half er dem Mesner beim Aufräumen und Saubermachen der Kirche. Später hatte er im Pfarrgarten für Ordnung gesorgt und sich das Abendessen schmecken lassen, das Sophie Tappert für ihn bereitgestellt hatte.

      Zum Frühstück, das heute etwas später eingenommen wurde als sonst, waren auch Claudia und Max herübergekommen. Die Journalistin hatte Sepp am Vortag kennengelernt und wollte sich an diesem Vormittag etwas länger mit ihm unterhalten. Schon lange schwebte ihr vor, einen Artikel über Obdachlose zu schreiben, und wenn der Moislinger-Karl mal wieder auftauchte, würde sie auch ihn zu seinem Leben auf der Straße befragen.

      Sebastian Trenker beschäftigten an diesem Morgen zwei Fragen.

      Zum einen interessierte es ihn, ob es Kathrin Sonnenleitner gelingen würde, Ingo Bruckner zu einer Ausstellung zu bewegen. Er hatte sie gestern kurz auf dieses Thema angesprochen.

      Zum anderen fragte er sich, was es mit dieser ominösen Geschichte um die angebliche Kirchenschändung auf sich hatte. Wenn es wirklich so war, daß jemand in St. Anna randaliert hatte, dann mußte man vielleicht ein wachsames Auge auf die anderen Gotteshäuser haben. Nachdem seinerzeit die berühmte Madonnenstatue aus seiner Kirche gestohlen worden war, hatte Sebastian beschlossen, abends die Tür abzuschließen. Doch schon bald ließ er sie wieder offen. Schließlich war das Haus des Herrn auch ein Zufluchtsort für jeden, der Hilfe brauchte, und die Vergangenheit hatte gezeigt, daß dieses Asyl öfter angenommen wurde, als viele ahnten. Der Seelsorger brauchte sich nur an den jungen Mann erinnern, der sich, auf der Flucht vor einem brutalen Ganoven, in der Kirche versteckt hatte. Wie sich herausstellte, war er der Sohn einer Frau, die Sebastian Trenker gut kannte. Einmal hatte ein junges Madl in der Kirche Zuflucht gesucht, das von seiner Tante um das Erbe betrogen und in ein Heim gesteckt werden sollte. Diese Beispiele überzeugten den guten Hirten von St. Johann immer wieder von der Notwendigkeit, die Tür seiner Kirche offenzuhalten. Dennoch mußte in der Angelegenheit um St. Anna etwas unternommen werden.

      Daß Sepp Mooser etwas damit zu tun haben könne, hielt Sebastian genauso absurd, wie den Gedanken, daß überhaupt jemand in ein Gotteshaus gehen und dort randalieren würde.

      Warum sollte jemand so etwas Unsinniges tun?

      Gut, in der Großstadt mochte so etwas vielleicht vorkommen. Jugendliche etwa, die in ihre Langweile nicht wußten, was sie den lieben, langen Tag tun sollten. Aber doch net hier auf dem Land, wo es doch immer ruhig und friedlich zuging.

      Meistens jedenfalls…

      Sebastian beschloß, nach dem Frühstück nach Engelsbach zu fahren und sich noch einmal mit seinem Amtsbruder zu unterhalten. Max hatte zwar seinen freien Tag, begleitete ihn aber dennoch. Der Polizist hatte gestern mittag noch die Anzeige Blasius Eggensteiners entgegengenommen, sich den Tatort aber noch nicht angesehen.

      Sie trafen den Geistlichen in der Kirche an, wo er mit dem Mesner, der ebenfalls Moser hieß, eine hitzige Debatte über den Blumenschmuck für das morgige Hochamt führte.

      »Weiße Rosen, Herr Moser, haben S’ mich verstanden?« hallte seine Stimme durch das Gotteshaus. »Weiße Rosen und keine roten oder blaue oder gelbe! Ich hoff’, ich hab’ mich jetzt klar und deutlich ausgedrückt.«

      Der Kirchendiener nickte gottergeben und entfernte sich, als die Besucher hereinkamen. In der Hand trug er eine Kiste mit frischen Rosen.

      Sie waren dunkelrot!

      »Grüß Gott«, murmelte er, als er an Sebastian und Max Trenker vorbeiging.

      Der Bergpfarrer nickte ihm freundlich zu und erwiderte den Gruß.

      »Guten Morgen, Blasius«, sagte er, als er vor dem Amtsbruder stand. »Ich wollt’ noch mal mit dir über den Vorfall reden.«

      Pfarrer Eggensteiner war immer noch ärgerlich über seinen Mesner, der, entgegen den Anweisungen des Geistlichen, dunkelrote Rosen besorgt hatte. Als er Sebastian anschaute, blitzte es in seinen Augen.

      Warum nur, fragte er sich, kann ich diesen Kerl net ausstehen?

      Schon während des gemeinsamen Studiums war er des öfteren mit Sebastian Trenker aneinandergeraten. Meistens ging es um kirchliche Dispute, Fragen der Religion, in denen Blasius einen konservativen Standpunkt vertrat. Dabei war ihm dieser fortschrittliche Theologiestudent Trenker stets ein Dorn im Auge gewesen, der auch noch, was Blasius Eggensteiner aus tiefstem Herzen verabscheute, besonders sportlich war und jeden Morgen seine Übungen auf dem Rasen machte.

      Er warf einen Blick auf Max, der sich bereits umschaute. Spuren eines Einbruchs waren nicht zu finden. Es hatte ja auch keinen gegeben, die Kirchentür war ja nicht verschlossen gewesen. Lediglich auf den Bodenplatten, vor dem Altar, konnte man die Kratzer sehen, die das schwere Kreuz beim Sturz hinterlassen hatte. Auch der Meßkelch, der wieder an seinem Platz stand, war lädiert.

      »Was gibt’s da noch zu bereden?« fragte Blasius Eggensteiner ungehalten, mit einem Blick auf Max. »Ich hoff’, die Polizei macht ihre Arbeit ordentlich.«

      »Darauf kannst’ dich verlassen«, antwortete Sebastian ruhig. »Davon zeugt ja schon die Tatsache, daß Max mitgekommen ist, obwohl er heut’ gar keinen Dienst hat. Er will sich aber umsehen und nachher mit deiner Haushälterin sprechen.«

      »Mit der Frau Wollschläger?« wunderte sich der rundliche Pfarrer. »Was hat die denn damit zu tun?«

      »Immerhin hat sie jemanden gesehen, den sie der Tat verdächtigt«, ließ Max sich vernehmen. »Ich würd’ sie gern’ befragen, ob sie den Vorwurf immer noch aufrecht hält.«

      »Tun S’, was Sie net lassen können«, brummte Blasius Eggensteiner.

      »Sag’ mal«, wandte sich Sebastian an ihn, »du hast doch bestimmt in der Nachbarschaft herumgefragt. Gibt’s denn wirklich niemanden, der etwas gesehen hat?«

      »Doch«, nickte sein Amtsbruder, »ein Bauer, der Brandner-Heinrich, der hat den Landstreicher gesehen, als er zum Dorf hinausgeschlichen ist. Sogar gesprochen hat er mit ihm.«

      »Der Brandner«, sagte Sebastian nachdenklich. »Hm, hat er denn was gesagt, war der Mooser-Sepp irgendwie aufgeregt, nervös? Ich könnt’ mir vorstellen, daß man doch ganz schön wütend sein muß, wenn man solch eine Tat begeht, und das baut sich doch net in kurzer Zeit wieder ab.«

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