Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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anvertraut. Die Freundin schmunzelte, als Kathrin ihr ›beichtete‹, daß sie sich Hals über Kopf in Tobias’ Cousin verliebt hatte.

      »Mensch, das ist doch prima«, freute sich Christel. »Ich bin ja so froh, daß ausgerechnet meine Hochzeit der Anlaß war, daß ihr euch kennengelernt habt.«

      Die junge Frau verabschiedete sich und fuhr zum Brucknerhof, der nicht weit von dem der Familie Brenner entfernt war. Ingo hatte ihr den Weg ausführlich beschrieben. Er wartete in der Tat schon auf sie, und als Kathrin vor der großen Scheune ihr Auto anhielt, riß er ungestüm die Tür auf.

      »Endlich!«

      Glücklich fiel sie ihm in die Arme und ließ sich seine Küsse nur zu gern gefallen.

      »Hast du gut geschlafen?« fragte er.

      Sie unterdrückte ein Gähnen.

      »Ja, bloß viel zu kurz.«

      »Wir machen’s uns nachher im Garten gemütlich«, versprach Ingo. »Ich hab’ schon zwei Liegen aufgestellt.«

      »Jetzt möcht’ ich aber erst mal deine Bilder anschauen.«

      Ein wenig wunderte sie sich über seine Miene. Aber er nickte und führte sie hinter die Scheune.

      »Ich hoff’, du erwartest net allzuviel«, sagte er, als er die Tür öffnete und sie herein bat.

      Erwartungsvoll betrat Kathrin das Atelier und schaute sich um. Es sah nicht anders aus, als sie es vermutet hatte. Aber das interessierte sie gar nicht weiter. Ihr Augenmerk galt den zahllosen Bildern, die hintereinander gestapelt, an den Wänden des ehemaligen Gewächshauses lehnten.

      Es mußten an die zweihundert Stück sein.

      »Die hast du alle gemalt?«

      Unglaube und Respekt klangen in ihrer Frage mit.

      »Wie lang’ machst’ denn das schon?«

      »Angefangen hab’ ich schon in der Schule«, erzählte Ingo. »Aber da war’s noch net so ernsthaft wie heut’. Erst nach dem Tod meiner Eltern konnt’ ich mich ganz der Malerei widmen. Das ist jetzt bald sechs Jahre her.«

      Kathrin nickte verstehend und nahm eine Leinwand in die Hand. Sie hielt sie so, daß das Sonnenlicht darauf fiel.

      Das Motiv des Bildes war eine alte Frau, die vor einem Haus saß und Gemüse schälte. Es war unschwer zu erkennen, daß es sich um das Bauernhaus des Brucknerhofes handelte.

      »Das ist meine Großmutter«, sagte Ingo. »Ich hab’ sie so gemalt, wie ich sie in Erinnerung hatte. Sie saß meistens draußen und schälte Kartoffeln und putzte Gemüse.«

      Kathrin bewunderte, wie realistisch das Werk war. Jede Einzelheit konnte sie erkennen; die Falten im Gesicht der Frau, die kleinen Erbsen in den Schoten, sogar der Schalk in den Augen der Großmutter schien zu blitzen.

      Nach und nach betrachtete sie eingehend die anderen Bilder. Ingo stand unterdessen daneben und trat ungeduldig von einem Bein auf das andere.

      »So, jetzt hast’ genug gesehen«, sagte er schließlich. »Laß uns in den Garten geh’n.«

      Kathrin gab nach. Das was sie gesehen hatte, überzeugte sie ohnehin schon mehr, als sie erwartet hatte. Ingo war mehr, als nur ein talentierter Hobbymaler. Die Farben, die er mischte, die Führung des Pinsels, seine Technik, mit dem Spachtel an den richtigen Stellen zu arbeiten, das alles zeugte von großer Professionalität. Es war viel zu schade, daß die Bilder hier verstaubten. Sie mußten ausgestellt werden, und wenn Ingo auch wenig Wert darauf legte, berühmt zu werden, so sollte er doch wenigstens den Menschen die Möglichkeit geben, sich an seiner Kunst zu erfreuen.

      *

      »Hast du nie daran gedacht, auszustellen?« fragte sie später, als sie es sich im Garten bequem gemacht hatten und die Sonnenstrahlen genossen.

      Ingo hatte die Liegen dicht nebeneinander gestellt, davor einen Tisch aufgebaut, auf dem Kaffeegeschirr und Kuchen standen. Ein Topfkuchen, den er selber gebacken hatte, wie er ernsthaft versicherte. Jetzt schenkte er Kaffee ein und reichte Kathrin einen Becher.

      »Warum?« fragte er.

      »Warum?« wiederholte sie verständnislos. »Weil du Künstler bist, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ich kenn’ nur wenige Maler, die so mit Farben und Pinsel umzugehen verstehen, wie du.«

      Er hatte sich neben ihr niedergelassen.

      »Verstehst du denn soviel von der Malerei?« fragte er irritiert.

      »Ein wenig schon«, antwortete sie. »Ich organisiere Ausstellungen, in der Firma, in der ich arbeite. Eigentlich hat das alles mal aus einer Laune des Chefs heraus angefangen, aber inzwischen ist es eine feste Einrichtung geworden. Es kommen immer viele interessierte Leute, und sie kaufen auch tatsächlich die ausgestellten Bilder.«

      »Ich weiß net«, meinte Ingo zweifelnd. »Pfarrer Trenker hat das auch schon öfter vorgeschlagen; im Gemeindehaus oder im Rathaus von St. Johann wären Ausstellungen möglich. Aber irgendwie hab’ ich das Gefühl, net wirklich gut zu sein. Natürlich, ich male gern und könnt’ mir auch gar nix anderes vorstellen. Aber ob’s auch wirklich reicht, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen?«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Kennst du Robert Demant?«

      »Selbstverständlich«, nickte Kathrin. »Persönlich sogar, net nur vom Namen her. Über Pfarrer Trenker, der mit ihm befreundet ist, konnte ich einmal einen Kontakt mit ihm herstellen. Zu einer unserer Ausstellungen hat er einige Bilder beigesteuert. Warum fragst du?«

      Ingo neigte den Kopf.

      »Er hat sich mal meine Bilder angeseh’n«, erzählte er.

      »Und, wie hat er sich geäußert?«

      »Na ja, es ist jetzt schon einige Jahre her. Mein Werk war noch net so umfangreich. Aber ich glaub’, sie haben ihm gefallen.«

      »Na also, das muß doch ein Ansporn für dich gewesen sein.«

      »Zum weitermachen, ja«, nickte der Kunstmaler. »Aber ich hab’ dennoch meine Zweifel, ob die Zeit schon reif ist, mich der Öffentlichkeit zu präsentieren.«

      Diese Zweifel konnte Kathrin durchaus verstehen. Welcher Künstler, egal welcher Richtung, hatte sie nicht einmal in seinem Leben. Aber sie wollte ihm darüber hinweghelfen.

      »Ich kenn’ da einen Kunsthändler in München«, sagte sie. »Ihn würd’ ich gern’ herbitten, damit er sich deine Bilder anschaut und ein Urteil darüber abgibt. Jörn Haller ist recht bekannt in der Szene, und er vertritt viele bekannte Maler. Hättest du etwas dagegen, wenn ich ihn mal anrufe?«

      Sie hatte lange überlegt, ob sie diesen Vorschlag machen sollte. Immerhin verband sie mit Jörn mehr, als nur das gemeinsame Interesse an der Malerei.

      Würde er, wenn er bemerkte, daß was zwischen ihr und Ingo war, wirklich objektiv sein können?

      Schließlich schob sie diese Bedenken beiseite. Jörn hatte ihr zwar immer wieder gesagt,

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