Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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vor, daß Jörn Haller über die Dörfer fuhr, und in den Bergen war er noch weniger unterwegs. Meistens war er irgendwo in den Metropolen der Welt zu Gast, in denen Kunst gehandelt wurde: London, Paris, Mailand oder gar New York.

      »Ein wirkliches Idyll«, meinte er.

      »Da vorne müssen wir abbiegen«, erklärte Kathrin, die neben ihm saß und den Weg wies.

      Jörn bog von der Bergstraße ab, auf einen Seitenweg und sah den Bauernhof schon vor sich liegen.

      Ingo Bruckner schien ein wenig nervös zu sein. Seit Kathrin angerufen und mitgeteilt hatte, daß der Kunsthändler aus München eingetroffen sei, und sie in Kürze mit ihm zum Hof kommen würde, war der Kunstmaler wie kopflos zwischen Haus und Atelier herumgelaufen, hatte hier geräumt und da geordnet, die aufgestapelten Bilder durchgesehen und überlegt, ob er das ei ne oder andere besser irgendwo in die hinterste Ecke verbannen sollte, damit es gar nicht erst unter die kritischen Augen des Besuchers kam.

      Auch wenn er es gar nicht mehr abwarten konnte, so wäre es ihm jetzt doch lieber gewesen, er hätte Kathrin davon abhalten können, diesen Mann herzuholen.

      Doch nun war es zu spät; der Wagen fuhr gerade auf den Hof, und die beiden stiegen aus.

      Kathrin lächelte ihm aufmunternd zu, als sie ihn mit dem Kunsthändler bekannt machte. Ingo kam es irgendwie merkwürdig vor, wie der Mann ihn ansah.

      Ganz so, als wolle er ihn einschüchtern…?

      »Ich hab’ ja wahre Wunder über Sie gehört«, sagte Jörn Haller mit einer überraschend angenehmen Stimme. »Sie sind also der neue Rembrandt.«

      Ingo zuckte verlegen die Schultern, und Kathrin, die seine Verlegenheit bemerkte, stieß den Kunsthändler an.

      »Schau’ dir erst mal die Bilder an, bevor du überhaupt was sagst«, meinte sie.

      Ingo musterte sie verstohlen. In Gegenwart dieses elegant gekleideten Mannes kam sie ihm ganz anders vor, als gestern noch. Irgendwie geschäftsmäßig. Der Maler wurde sich wieder bewußt, woran er beim ersten Kuß gedacht hatte, daß sie eine Frau war, die aus einer ganz anderen Welt kam, als der, in der er lebte.

      Hatte da diese Liebe überhaupt einen Sinn?

      Gestern abend, nach einem romantischen Essen, im Schein unzähliger Windlichter, die Ingo aufgestellt hatte, da hatte er diese Zweifel erstmals geäußert.

      »Was wird aus uns, Kathrin?« fragte er und schaute in ihre wunderschönen, grünen Augen. »Unsere Herkunft ist so verschieden, daß man meinen könnt’, wir lebten in verschiedenen Welten.«

      »Was macht das schon?« hatte sie gefragt. »Wir haben uns gefunden, und das ist doch alles, was zählt.«

      Ingo hatte den Blick abgewendet und nachgedacht.

      Natürlich war ihre Liebe die Hauptsache. Aber Kathrin war eine selbständige Frau, die mit beiden Beinen im Leben stand. Die wußte, wohin ihr Weg führte. Er hingegen lebte mehr oder weniger von der Hand in den Mund. War auf die pünktliche Pachtzahlung angewiesen und selbst die reichte nicht immer.

      Hinzu kam, daß er ein Außenseiter war. Außer Tobias und dessen Familie sprach sonst keiner seiner Verwandten mit ihm. Das hatte erst gestern der Eklat auf der Hochzeit wieder gezeigt. Auf den Tanzabend im Löwen verzichtete er schon seit Jahren, Freunde gab es auch nicht.

      »Aber du bist ein Künstler«, beharrte Kathrin, als er alle seine Bedenken ins Feld führte. »Und du wirst’ es schaffen. Eines Tages werden all die, die dich heut’ schneiden, bewundern. Wenn sie’s net schon längst tun, weil du so lebst, wie du es für richtig hältst.«

      »Dann würdest’ mich also so nehmen, wie ich bin?« fragte er.

      Kathrin hatte ihn angelächelt und zärtlich geküßt.

      »Das hab’ ich doch schon längst getan«, antwortete sie.

      Als er sie jetzt neben dem weltmännischen Kunsthändler zum Atelier gehen sah, da waren die Zweifel wieder da. Doch jetzt gab es keinen Schritt zurück mehr. Die Tür wurde geöffnet, und sie traten ein.

      *

      »Und«, fragte Kathrin auf der Rückfahrt gespannt, »was hältst du von seinen Bildern?«

      Jörn Haller schwieg einen Moment, dann nickte er.

      »Sie sind gut«, sagte er. »Sie sind wirklich gut.«

      Die junge Frau klatschte in die Hände.

      »Dann steht einer Ausstellung in München nix mehr im Weg?«

      Jörn atmete tief durch. Er wußte genau, daß er jetzt jedes Wort genau überlegen mußte.

      »Nein, überhaupt nicht. Allerdings werde ich morgen noch mal hinfahren und mit dem Herrn Bruckner über die Einzelheiten sprechen. Ich möcht’ dich aber bitten, mich allein’ mit ihm reden zu lassen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß ihn deine Gegenwart hemmt…« Er hob beschwichtigend die Hand, als Kathrin zu einer Erwiderung ansetzte.

      »Versteh’ mich net falsch. Aber ich täusch’ mich doch net, wenn ich annehme, daß da was ist, zwischen dir und Ingo Bruckner.«

      Die junge Frau spürte, daß ihre Kehle trocken wurde. Vor diesem Moment hatte sie sich ein wenig gefürchtet. Sie wußte ja, wie sehr Jörn sie begehrte, und die Angst, er könne vor lauter Eifersucht Ingos Werk vernichtend beurteilen, war immer noch da.

      »Ja«, gab sie dennoch zu. »Ich liebe ihn. Aber das ist nicht der Grund, warum ich dich gebeten hab’, seine Bilder zu begutachten. Auch wenn ich nix für Ingo empfinden würd’, hätt’ ich dich darum gebeten, weil ich der Meinung bin, daß sie viel zu gut sind, als daß sie in seinem Atelier verstauben.«

      »Du hast völlig recht«, stimmte er zu.

      Doch insgeheim dachte er etwas ganz anderes.

      Es war vom ersten Augenblick für ihn offenbar gewesen, daß der Kunstmaler und die Frau, die er so sehr liebte, ein Paar geworden waren. Und während er die Bilder anschaute, wurde Jörn Haller von rasender Eifersucht gequält. Er stellte sich vor, wie Kathrin in den Armen des Nebenbuhlers lag, wie sie sich küßten und mehr…

      Dabei war der Mann wirklich gut, das mußte Jörn neidlos anerkennen. In den letzten Jahren war ihm nicht ein Maler begegnet, dessen Bilder ihn so beeindruckt hatten wie diese hier.

      Doch das Werk des Malers Ingo Bruckner würde niemals der Öffentlichkeit vorgestellt werden! Nie würde er sich dafür einsetzen, daß der Mann, der im Begriff war, ihm die Frau wegzunehmen, berühmt wurde!

      Allerdings konnte er das nicht hier und jetzt kundtun. Da mußte er zu subtileren Mitteln greifen.

      Noch während er die Bilder betrachtete, nahm ein Plan langsam Gestalt an. Doch davon durfte er sich nichts anmerken lassen, um Kathrins willen. Wenn sie dahinterkam, was er ausheckte, dann war alles vorbei.

      Deshalb auch seine Bitte, am nächsten Tag alleine mit Ingo Bruckner reden zu dürfen.

      Einen ersten, kleinen Sieg glaubte er errungen zu haben, als Kathrin wieder in seinen Wagen stieg. Ingo Bruckner schien erwartet zu haben, daß

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