Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Dennoch stand die Anklage gegen ihn im Raum, und die lautete: Kirchenschändung.

      Als Pfarrer Eggensteiner hinzukam, stand seine Haushälterin in der Kirche, und das Kreuz, ein Kelch für den Wein, der beim Abendmahl gereicht wurde, und eine Vase lagen vor dem Altar am Boden.

      Da der obdachlose Mooser-Franz kurz zuvor am Pfarrhaus geklingelt und um etwas zu essen gebeten hatte, wie Hermine Wollschläger berichtete, kam für den Geistlichen nur dieser Mann für die Tat in Frage. Eigentlich hatte Mooser sich noch im Dorf geirrt, wollte ursprünglich nach St. Johann, und Pfarrer Eggensteiner folgte ihm auf dem Fuße. Dort hatte Sebastian Trenker Franz Mooser kurzerhand bei sich einquartiert, und zum Ärger des Geistlichen von St. Anna, legte er auch noch schützend die Hand über seinen Gast.

      Das war zuviel des Guten. Blasius Eggensteiner wurde mehrfach im Bischöflichen Ordinariat vorstellig, um sich über den früheren Studienkollegen zu beschweren, und irgendwann konnte Sebastian dieses Gespräch mit seinem Vorgesetzten nicht mehr weiter hinauszögern.

      Allerdings hatte er das auch nicht getan, weil er sich davor fürchtete, vielmehr gab es Dinge im Leben des guten Hirten von St. Johann, die er für wichtiger ansah, als sich mit dem Amtsbruder darüber zu streiten, ob der Mooser-Franz nun ein Kirchenschänder war oder nicht.

      Der Sekretär erschien und meldete, daß Seine Exzellenz nun bereit sei, den Besucher zu empfangen.

      Ottfried Meerbauer kam Sebastian mit geöffneten Armen entgegen.

      »Entschuldige, daß ich dich hab’ warten lassen«, begrüßte er den Bergpfarrer.

      »Das macht nix«, erwiderte Sebastian. »Ich hab’ mir derweil die Porträts deiner Vorgänger angeschaut.«

      Die Gemälde hingen in der Empfangshalle.

      »Ach, die Bilder, ja…«, nickte der Bischof deprimiert. »Net mehr lang’, dann kann man da auch eins von mir bewundern.«

      »Bist du etwa krank?« erkundigte sich Sebastian besorgt.

      Seit einer gemeinsamen Bergtour, auf der er dem Bischof die Schönheiten seiner Heimat gezeigt hatte, duzten sich die beiden Männer.

      »Nein, nein«, versicherte Ottfried Meerbauer. »Aber du weißt ja selbst, die Zeit bleibt net stehen, und irgendwann werd’ ich auch abtreten müssen.«

      »Na, bis dahin wird’s ja wohl noch recht lang’ dauern«, meinte Sebastian Trenker. »Du bist doch gerad’ im besten Alter für deine Aufgaben hier.«

      »Trotzdem muß man sich beizeiten nach einem geeigneten Kandidaten umsehen, der einmal meinen Platz einnehmen soll.«

      Er schaute den Besucher prüfend an.

      »Du kommst ja wohl net in Frage«, sagte er schließlich.

      »Bloß das net«, schüttelte Sebastian entsetzt den Kopf. »Du weißt ja, wie ich darüber denk’.«

      Ottfried Meerbauer deutete auf einen Sessel.

      »Ja, ich weiß, du kümmerst dich lieber um deine Gemeinde, als in der Kirche Karriere zu machen. Aber das ist auch net der Grund, warum ich dich net vorschlagen könnt’, sondern vielmehr dein Dickschädel, mit dem du dich über meine Anweisungen hinwegsetzt.«

      Den letzten Satz sprach der Bischof gerade aus, als der Sekretär hereinkam und ein Tablett mit Kaffee und Tassen auf das Beistelltischchen stellte. Sebastian entging nicht das Lächeln, das der Mann bei diesen Worten auf seinen Lippen hatte.

      Ottfried Meerbauer schüttelte den Kopf, als der Sekretär einschenken wollte.

      »Das mache ich selbst«, sagte er. »Und jetzt bitte keine Störungen mehr!«

      Er reichte dem Bergpfarrer eine Kaffeetasse und sah ihn dabei über den Goldrand seiner Brille hinweg an.

      »Was mach’ ich bloß mit dir?« fragte er halblaut, wobei zu merken war, daß er diese Frage mehr an sich als an seinen Besucher gerichtet hatte.

      »Gibt mein Amtsbruder denn immer noch keine Ruhe?« erkundigte sich Sebastian.

      »Nein. Es vergeht kaum ein Tag, an dem er net anruft oder sogar herkommt und nachfragt, ob etwas in dieser unleidlichen Angelegenheit unternommen worden ist.«

      »Wahrscheinlich wär’s ihm am liebsten, wenn man mir die Ordination entzöge«, vermutete der gute Hirte von St. Johann, »und mich womöglich in ein Kloster verbannte.«

      »Vermutlich ja«, seufzte der Bischof. »So langsam hab’ ich Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee war, den Bruder Eggensteiner aus dem Urwald zurückzuholen und ihm St. Anna als Pfarrei zu geben. Dort drüben hat er gute Arbeit geleistet – aber hier? Nix als Scherereien!«

      Sebastian hatte einen Schluck Kaffee getrunken.

      »Es tut mir wirklich leid, was da vorgefallen ist«, sagte er. »Aber ich habe dir ja schon mehrfach am Telefon gesagt, daß der Mooser-Franz unschuldig ist. Er hat mit dem, was da in der Kirche vorgefallen ist, net das Geringste zu tun. Ich hab’ keine Ahnung, warum Blasius sich so darauf versteift, daß Franz es gewesen sein soll. Überhaupt halt ich den Vorwurf der Kirchenschändung für ausgemachten Blödsinn. Es gibt nix, was darauf hindeutet. Wenn jemand der Kirche wirklich hätte Schaden zufügen wollen, dann hätt’ er net nur die Sachen vom Altar heruntergeworfen, sondern noch ganz andere Dinge angerichtet.«

      Ottfried Meerbauer nickte.

      »Wahrscheinlich hast du recht«, meinte er.

      »Ich vermute viel eher, daß das Kreuz, der Kelch und die Vase unabsichtlich heruntergeworfen worden sind. Vielleicht von einem unachtsamen Besucher, der sich dann net getraut hat, die Angelegenheit zu melden. Das ist ärgerlich, kommt aber nun mal vor.«

      Der Bischof nickte wieder – und verzog für einen Moment das Gesicht, als habe er Schmerzen.

      Sebastian entging es nicht, obwohl Ottfried Meerbauer sich rasch abwandte.

      »Ist was?« fragte der Bergpfarrer besorgt.

      »Nein, nein«, versicherte sein Vorgesetzter. »Alles in Ordnung.«

      Pfarrer Trenker wußte nicht so recht, ob er das glauben konnte, zumal der Bischof sich mit der rechten Hand an die Seite faßte.

      »Ist der Herr Mooser denn noch bei dir?« fragte er dabei schnell, bevor der Bergpfarrer seine Frage stellen konnte.

      »Nein, nach vierzehn Tagen hat er sich verabschiedet, und ich hab’ ihn natürlich ziehen lassen.«

      Die Tür wurde geöffnet, und der Sekretär trat ein.

      »Verzeihen Sie, Exzellenz«, sagte er, »aber der Termin bei…«

      »Ja, ich weiß schon«, antwortete Ottfried Meerbauer und sah Sebastian an. »Tut mir leid, aber…«

      Der gute Hirte von St. Johann war schon aufgestanden und verabschiedete sich. Auf der Fahrt nach St. Johann fragte er sich, warum er den Eindruck gehabt hatte, daß Ottfried Meerbauer irgendwie froh gewesen zu sein schien, ihn losgeworden zu sein.

      Diese Frage beschäftigte ihn auch noch, als er das Pfarrhaus betrat.

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