Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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doch genau, wer da vor ihm stand – Christina Reindl.

      Die Tochter seines ärgsten Feindes!

      Er reichte ihr die Tüte, und sie murmelte eine Entschuldigung.

      »Es ist ja nix passiert«, antwortete er und zuckte zurück, als ihre Hände sich berührten.

      Erkannte sie ihn ebenfalls? Wußte sie, wer er war?

      Es hatte nicht den Anschein. Tina drängte sich durch die Leute, ohne sich noch einmal umzusehen, und er stand wie angewurzelt vor dem Geschäft, unfähig, sich zu rühren.

      Endlich ging ein Ruck durch seinen Körper. Es war, als erwache er aus einem Traum.

      Wie in einem Film sah er den Tag, an dem sie sich zuletzt gegenüberstanden. Die Tochter des Nachbarn, zwei Jahre jünger als er, ein Mädchen noch. Sie hatten sich angesehen, und dann hatte sich Adrian abgewendet, weil er fürchtete, sein ganzer Haß, den er auf den Bauern fühlte, könne auch sie treffen.

      Sie hatten nie viel miteinander gesprochen, und auch an diesem Tag schwiegen sie sich an. Jetzt, nach dieser unerwarteten Begegnung, schien es Adrian, als wäre es erst gestern gewesen. So frisch war die Erinnerung daran, und er fragte sich, ob sie hätten Freunde werden können, wenn es alles anders gekommen wäre. Wenn man seinen Vater nicht um den Hof betrogen hätte, wenn er nicht in die Fremde hätte gehen müssen.

      Er schaute, aber Tina war in der Menge verschwunden.

      Adrian ging weiter und betrat den Blumenladen. Die Verkäuferin erkannte ihn von gestern wieder und lächelte ihn an. Er kaufte wieder einen kleinen Strauß, bezahlte und verließ das Geschäft. Dann ging er zum Friedhof und legte die Blumen auf das Grab. Es war, als wollte er all die versäumten Jahre nachholen.

      Jeden Tag frische Blumen, das hatte er sich vorgenommen.

      Den Strauß vom Vortag hatte inzwischen jemand in eine Vase gestellt. Adrian vermutete, daß es Sophie Tappert gewesen sei, und dankte ihr im stillen für diesen Liebesdienst.

      Als er nach einem Gebet den Friedhof wieder verließ, war ihm das Herz so schwer wie noch nie, seit er wieder hier war, und er ahnte, daß es etwas mit der Begegnung mit Christina zu tun hatte.

      Das unverhoffte Wiedersehen hatte ihn mehr aus dem Gleichgewicht gebracht, als er zugeben mochte…

      *

      »Also, langsam wird dieser Mensch penetrant!« schimpfte Max Trenker beim Mittagessen im Pfarrhaus.

      Sebastian sah seinen Bruder verwundert an. Solch ein Ausbruch kam bei dem jungen Polizeibeamten äußerst selten vor. Es mußte also schon etwas Schwerwiegendes vorgefallen sein.

      »Was ist denn los?« fragte der Bergpfarrer.

      Max bediente sich aus den Schüsseln. Sophie Tappert hatte eines seiner Leibgerichte gekocht, und der Anblick der Königsberger Klopse, die in einer aromatisch duftenden Kapernsauce schwammen, stimmte ihn schon wieder ein wenig versöhnlicher.

      »Lieber Pfarrer Eggensteiner«, schnaubte er dennoch. »Dein Amtsbruder raubt mir den letzten Nerv. Heut’ morgen hat er schon wieder angerufen und gefragt, ob es in dem Fall ›Kirchenschändung‹ etwas Neues gibt.

      Ich hab’ ihm deutlich gesagt, daß es einen solchen Fall überhaupt net gibt, und er hat gedroht, sich bei meinem Vorgesetzten zu beschweren.«

      »Ja, ist der Mensch denn von allen guten Geistern verlassen?« seufzte Sebastian. »Was will er denn bloß damit erreichen? Ich hab’ ihm doch schon mehrfach gesagt, was ich von der Angelegenheit halt’, daß wahrscheinlich ein unachtsamer Besucher die Sachen aus Versehen heruntergeworfen hat. Auch wenn es eigentlich net sein soll, so kommt es doch vor, daß die Leute ihre Hände net still halten können und irgendwas anfassen müssen.«

      Die Rote Beete hatte die Haushälterin im Pfarrgarten geerntet und süßsauer eingelegt. Sie war eine pikante Beilage zu den Klopsen. Max nahm noch eine Portion davon.

      »Daß er sich beschweren will, ist mir ja völlig eins«, meinte er dabei. »Mein Chef lacht sich höchstens kringelig, wenn Pfarrer Eggensteiner ihm mit der Geschichte kommt. Was mich ärgert, ist die Zeit, die er mir damit raubt. Jetzt behauptet er auch noch, ich würd’ die Angelegenheit verschleppen. Dabei kann davon überhaupt keine Rede sein. Du weißt selbst, daß ich inzwischen mehrmals nach Engelsbach gefahren bin und versucht hab’, Licht in das Dunkel zu bringen. Aber da ist nix. Es gibt keine Zeugen, und außer der Aussage von der Frau Wollschläger hab’ ich überhaupt nix, was ich irgendwie verwerten könnt’.«

      Sebastian nickte. Zweimal hatte er Max bei seinen Ermittlungen begleitet. Schließlich lag ihm selbst daran, daß die Sache aufgeklärt, und der Verdacht von Franz Mooser genommen wurde. Doch sein Bruder hatte recht: das Ergebnis seiner Untersuchungen war mehr als mager.

      Indes beschäftigte den guten Hirten von St. Johann noch ein anderes Problem, das betraf seinen Vorgesetzten, Bischof Meerbauer.

      Seit dem gestrigen Besuch im Bischöflichen Ordinariat ließ Sebastian der Gedanke nicht mehr los, Ottfried könne ihm etwas verheimlichen. Nur zu gut erinnerte er sich an den merkwürdigen Ausdruck in dessen Gesicht, als er sich erkundigte, ob er krank sei, weil der Bischof sich Gedanken um seinen Nachfolger machte.

      Zunächst hatte der Bergpfarrer nichts darauf gegeben, doch dann beim Abschied, wie Ottfried seine Hand an den Leib preßte…, und wieder dieser Schmerz, den Sebastian zu sehen glaubte.

      Natürlich – sein Vorgesetzter war nicht mehr der Jüngste, und von irgendwelchen Leiden wurde jeder mal heimgesucht. Doch hier war es etwas anders, das sagte ihm sein Gefühl.

      Sebastian war beinahe sicher, daß es Ottfried Meerbauer längst nicht so gut ging, wie dieser behauptete, er wußte nur noch nicht, wie er es herausfinden konnte.

      Den Sekretär zu fragen, war unmöglich. Der Mitbruder stand schon seit Jahren im bischöflichen Dienst und war verschlossen wie eine Auster, was die Interna im Ordinariat betraf. Er würde sich eher die Zunge abbeißen, als gegen einem Landpfarrer etwas über den Gesundheitszustand des Bischofs verlauten zu lassen.

      »Du scheinst aber auch mit irgend etwas beschäftigt zu sein«, vermutete Max. »Dein Gesicht spricht Bände.«

      »Ja, da gibt’s tatsächlich einiges, über das ich mir Gedanken mach’«, nickte der Geistliche. »Ich hab’ dir doch von meinem Besuch beim Bischof erzählt…«

      »Ja, und daß er auch nix mehr von der leidigen Angelegenheit wissen will.«

      »Das mein’ ich net«, meinte Sebastian. »Als ich bei ihm war, hatte ich den Eindruck, daß es ihm net besonders gut gehe. Aber Ottfried bestreitet, krank zu sein.«

      »Was du ihm aber net glauben willst.«

      »Richtig. Ich kenn’ ihn ja nun schon lang’ genug, um zu wissen, wie ich die Anzeichen deuten soll, die ich an ihm bemerke. Ich mach’ mir wirklich Sorgen; seine Äußerungen über einen Nachfolger waren vielleicht net ernst gemeint, vielleicht aber auch ein unbewußter Hilferuf.«

      »Was willst’ denn da jetzt unternehmen?«

      Sebastian schaute seinen Bruder nachdenklich an.

      »Das weiß ich, ehrlich gesagt, überhaupt net.«

      *

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