Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 174

Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

mich nur, wer diese Gerüchte aufbringt«, meinte Max. »Der Hirsinger hat mich gefragt, ob der Privatdetektiv aus München mich schon um Amtshilfe gebeten hat.«

      Die beiden Männer am Tisch lachten. Es war wirklich nicht zu glauben, was die Phantasie der Leute manchmal ausbrütete.

      Einzig Sophie Tappert lachte nicht. Sie schaute mit ernster Miene vor sich hin, wirkte nachdenklich. Sebastian kannte seine Haushälterin. Sie sprach ohnehin nie viel, aber daß sie so schweigsam war, kam dem Geistlichen doch merkwürdig vor.

      »Nun, Frau Tappert«, sprach er sie an, »was halten Sie denn von dem ganzen Gerede?«

      Die Haushälterin legte ihren Löffel auf den leeren Teller. Am Samstag gab es meistens Suppe im Pfarrhaus. Zum einen, weil am Abend oft üppiger gespeist wurde – nicht selten hatte man Gäste zum Essen –, zum anderen aber auch, weil sowohl Hochwürden, als auch Max sehr gerne Eintöpfe aßen. Heute stand Linsensuppe auf dem Tisch, mit Rauchfleisch und Regensburgern darin.

      »Ich glaub’, ich weiß, wer der Mann ist«, sagte sie zur großen Überraschung der beiden Brüder.

      »Sie kennen ihn?« forschte der Geistliche nach.

      Sophie Tappert nickte.

      »Als ich am Montag auf dem Friedhof nach dem Grab der Greiningers geschaut hab’, da fiel’s mir auf. Ein frischer Blumenstrauß lag darauf. Zum ersten Mal seit acht Jahren.«

      Sebastian wurde aufmerksam.

      »Ein Blumenstrauß?«

      »Ja«, nickte die Haushälterin, »aber es blieb net bei dem einen. Am nächsten Tag, neugierig geworden, bin ich wieder hingegangen, fand ich einen neuen Strauß, dann am übernächsten und so weiter, bis gestern. Jeden Tag ein frischer Strauß. Und gestern hab’ ich gesehen, wer ihn dort abgelegt hat. Es war Adrian.«

      Sebastian Trenker war jetzt noch mehr als überrascht.

      »Sind S’ sich da ganz sicher?« fragte er nach.

      Sophie Tappert nickte.

      »Ich hab’ ihn gleich erkannt«, erwiderte sie, »auch wenn er sich sehr verändert hat.«

      »Kann mir mal jemand sagen, um wen es hier geht?« mischte sich Max ein.

      Der Bergpfarrer hatte sich zurückgelehnt.

      »Du kannst darüber nix wissen«, erklärte er seinem Bruder. »Damals warst du gerad’ zur Ausbildung auf der Polizeischule. Der Greiningerbauer hatte seinen Hof heruntergewirtschaftet und verloren. Net lange vorher war seine Frau gestorben, und er folgte ihr schon bald darauf nach. Adrian ist das einzige Kind der beiden. Er verschwand damals aus dem Wachnertal, und man hat nie wieder was von ihm gehört.

      Ich muß gesteh’n, geglaubt zu haben, daß er seinem Leben… ein End’ gemacht hat, so verzweifelt, wie er damals war… ich hab’ versucht, mich um ihn zu kümmern, aber er wollt’ niemanden an sich heranlassen. Er sprach immer wieder von dunklen Machenschaften, durch die sein Vater in den Ruin getrieben worden sein soll.

      Natürlich hab’ ich nachgeforscht, doch seine Spur verlor sich irgendwo in München. Dort war er abgerissen in einem Obdachlosenheim angekommen, aber nachdem er da ein-, zweimal übernachtet hatte, ist er wieder verschwunden. Das war das letzte, was ich über ihn hörte.

      Und jetzt taucht er wieder auf…«

      »Dann hat der Reindlbauer seinerzeit den Greiningerhof gekauft?« fragte Max.

      »Ja, und ich muß sagen, daß es damals alles recht schnell über die Bühne ging. Wie es zuerst hieß, sollte der Hof zwangsversteigert werden, doch dann wurden der Karl Reindl und die Bank sich schnell einig. Man munkelte, daß der Hof nur für den Bruchteil seines wirklichen Wertes verkauft wurde, es soll dabei net mit rechten Dingen zugegangen sein. Allerdings ist es mir nie gelungen, die Angelegenheit aufzuklären. Kurz darauf verunglückte der damalige Leiter der Bankfiliale tödlich, und der Reindlbauer hüllt sich bis heut’ in Schweigen.«

      Max strich sich nachdenklich durch das Haar.

      »Hm, und denkst’, daß Adrians Auftauchen was zu bedeuten hat?« fragte er.

      »Eine Bedeutung steckt bestimmt dahinter«, antwortete sein Bruder. »All die Jahre hat er kein Lebenszeichen von sich gegeben und jetzt, wo er wieder da ist, wohnt er anonym im Hotel, meldet sich net bei mir und umgibt sich mit der Aura des Geheimnisvollen; wenn das alles nix bedeuten soll, dann lassen mich meine Erfahrung und Menschenkenntnis wirklich im Stich.«

      »Und was wirst’ jetzt unternehmen?«

      »Erst mal schau’n, ob Adrian heut’ wieder zum Friedhof kommt, und dann mit ihm reden. Er hat einiges zu erklären, denk’ ich.«

      Sebastian schaute einen Moment nachdenklich auf den Teller mit dem Nachtisch: Birnenkompott auf Vanillecreme.

      »Frau Tappert«, wandte er sich dann an seine Haushälterin, »rechnen S’ heut’ abend mit einem weiteren Gast.«

      »Du willst ihn einladen?« erkundigte sich Max.

      »Freilich«, nickte der Bergpfarrer. »Und nachher geht er vielleicht mit euch in den Löwen.«

      Nach dem Essen verließ Sebastian das Pfarrhaus und ging zum Friedhof. Die Haushälterin hatte erzählt, daß es gestern ein Strauß kleiner Teerosen war, der auf dem Familiengrab der Greiningers lag. Sie habe ihn in die Vase gesteckt.

      Als der Geistliche vor der Ruhestätte stand, sah er, daß ein neuer Blumenstrauß darauf lag. Adrian war also schon hiergewesen.

      Kurz entschlossen ging Sebastian Trenker zum Hotel hinüber. Er würde nach dem Herrn Winkler fragen, von dem das ganze Dorf zu sprechen schien. Millionär, Detektiv, Börsenspekulant oder Investor – die Palette war groß, und er vermutete, daß nichts von alledem stimmte.

      Leider wurde er enttäuscht, denn als der gute Hirte von St. Johann sich nach dem Mann erkundigte, hieß es, daß Herr Winkler nicht im Haus sei.

      Sebastian trat wieder vor das Hotel und sah eine Gestalt an der Ecke des Parkplatzes stehen. Er erkannte Maria Erbling. Die Witwe kam auch gleich auf ihn zu.

      »Grüß Gott, Hochwürden«, begrüßte sie ihn.

      »Wie geht’s?« erkundigte er sich, nachdem er zurückgegrüßt hatte.

      »Danke schön, Hochwürden, gut«, versicherte Maria.

      Da Sebastian natürlich wußte, daß sie die Flöhe husten hörte, versuchte er sein Glück.

      »Sagen S’, Frau Erbling, Sie haben net zufällig den jungen Mann geseh’n, über den sich alle das Maul zerreißen?« fragte er.

      In den Augen der Witwe blitzte es auf.

      »Ist das net schrecklich?« rief sie. »Dieses dumme Gerede! Also wirklich, Hochwürden, ich halt’ mich da raus, hör’ nur, was die and’ren tratschen.«

      Der Bergpfarrer lächelte, sagte aber nichts auf ihre Beteuerung.

      »Aber den hab’ ich wirklich geseh’n«, fuhr Maria Erbling ohne Luft zu holen fort.

Скачать книгу