Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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sich selbst für verrückt erklärt.

      Und doch war es so gekommen. Er liebte Tina, und die Liebe brachte ihn in eine Zwickmühle. Einerseits war da dieser unerfüllte Rachedurst, andererseits war er sich bewußt, daß das, was er vorhatte, seinen Gefühlen für die junge Frau widersprach.

      Adrian stand immer noch reglos da, sah, wie Christina in der Hofeinfahrt verschwand, und setzte sich dann marionettenhaft in Bewegung. Mit staksigen Schritten folgte er ihr, bis er an die Stelle kam, an der er und sein Vater morgens und abends immer die Milchkannen abgestellt hatten. Er blickte zum Haus hinüber, und die Bilder kamen in einer wahren Flut über ihn.

      Und dann zuckte er plötzlich zusammen, als er den Mann erkannte, der aus dem Bauernhaus trat, neugierig zu ihm schaute und dann zu ihm herüberkam.

      Adrian drehte sich abrupt um und ging zu seinem Wagen zurück. Als er einstieg, sah er im Rückspiegel, daß Fritz Reindl in der Einfahrt stand und ihm nachschaute.

      *

      Sebastian Trenker verließ das Pfarrhaus und ging zur Kirche hinüber. Alois Kammeier, der Mesner, war schon mit den Vorbereitungen für die Abendmesse beschäftigt. Ein paar Touristen besichtigten das Gotteshaus und stellten dem Geistlichen einige Fragen.

      Ansonsten war der Bergpfarrer immer gerne bereit dazu. Er freute sich über die Besucher, doch heute merkte er, daß er nicht so recht bei der Sache war. Nach dem Gespräch mit Maria Erbling beschäftigten ihn unzählige Fragen.

      Zum einen, warum war Adrian Greininger unter falschem Namen im Hotel abgestiegen? Was bezweckte er mit dieser Tarnung?

      Und schließlich war da noch der Wagen des Bischofs, den er durch den Ort hatte fahren sehen.

      Sebastian wußte sich keinen Reim darauf zu machen.

      Hatte es womöglich immer noch etwas mit dieser leidigen Angelegenheit in St. Anna zu tun?

      Überhaupt schien dies heute ein seltsamer Tag zu sein. Etwas lag in der Luft, aber er konnte es nicht fassen, nicht sagen, was es war…

      Nachdem er sich von den Touristen verabschiedet hatte, versuchte Sebastian es noch einmal im Hotel. Irgendwann mußte Adrian ja wieder zurückkommen; inzwischen war es später Nachmittag.

      Diesmal hatte er mehr Glück. Auf dem Parkplatz stand das Auto mit dem Kieler Kennzeichen.

      Der Seelsorger betrat das Hotel und sah Sepp Reisinger an der Rezeption stehen.

      »Ist der Herr Winkler inzwischen wieder im Haus?« erkundigte er sich.

      »Ja«, nickte der Hotelier. »Er ist oben in seiner Suite. Soll ich Sie anmelden, Hochwürden?«

      »Net nötig«, schüttelte Sebastian den Kopf. »Ich kenn’ den Weg.«

      »Es ist die ›König-Ludwig-Suite‹«, rief Sepp ihm hinterher.

      »Ja, danke schön«, antwortete der gute Hirte von St. Johann und stieg die Treppe hinauf.

      Oben angekommen, klopfte er an die Tür. Es dauerte einen Moment, bis der Schlüssel im Schloß herumgedreht wurde. Der junge Mann, der öffnete, sah ihn fragend an.

      »Grüß dich, Adrian«, sagte Sebastian. »Darf ich hereinkommen?«

      Adrian Greininger schien nicht wirklich überrascht zu sein. Er nickte und ließ ihn eintreten.

      »Früher oder später mußten S’ ja darauf kommen, daß ich es bin«, meinte er, nachdem er dem Geistlichen einen Sessel angeboten hatte.

      »Ja, allerdings hätt’ ich damit gerechnet, daß du dich bei mir meldest, und net umgekehrt.«

      Der leise Vorwurf war nicht zu überhören.

      »Ich weiß, Hochwürden«, sagte Adrian. »Und ich entschuldige mich dafür.«

      »Auch dafür, daß du dich in all den Jahren net gemeldet hast? Ich hab’ mir wirklich Sorgen um dich gemacht und schon das Schlimmste befürchtet.«

      »Es… es tut mir leid«, antwortete der junge Mann, der im Sessel gegenüber Platz genommen hatte. »Aber es ist soviel geschehen…«

      »Jetzt erzähl’ doch mal«, forderte Sebastian ihn auf. »Wie ist es dir ergangen?«

      Bei seinem Eintreten hatte er Adrian Greininger gemustert und festgestellt, daß der junge Mann wie das blühende Leben aussah. Schlecht konnte es ihm nicht gehen; gesundheitlich nicht und schon gar nicht finanziell. Sonst würde er sich nicht so ein Auto und diese Suite leisten können.

      Es sei denn – er war ein Hochstapler.

      Auch dieses Gerücht wurde im Ort kolportiert.

      Adrian erzählte, was damals geschehen war, als er die Heimat verließ. Von den verzweifelten Gedanken an die ungewisse Zukunft, die vor ihm lag. Wie er jede sich ihm bietende Arbeit angenommen hatte, es ihn schließlich bis nach Norddeutschland verschlug, und er zu guter Letzt in einer Firma anfing, die Jobs auf einer Bohrinsel vermittelte, die vor der norwegischen Küste lag.

      »Glauben S’ mir«, versicherte er, »ich wollt’ mich bei Ihnen melden, ein Lebenszeichen von mir geben. Aber als ich dann im Ausland war, so weit fort von allem – da verging die Zeit anders. Ich kam selten aufs Festland und dann nur in Norwegen selbst. Nach Deutschland bin ich in all den Jahren höchstens zweimal gefahren. Erst nachdem mein Vertrag ausgelaufen war, kehrte ich zurück. Das war vor einem knappen Jahr.

      Sebastian hatte schweigend zugehört. Er konnte sich in etwa vorstellen, welch ein Leben hinter Adrian Greininger lag.

      »Natürlich kann ich verstehen, daß du da keine Zeit hattest«, nickte er. »Um so mehr freut’s mich, daß du den Weg zurück in die Heimat gefunden hast. Doch, um alles in der Welt, warum bist du unter falschem Namen hier abgestiegen?«

      Täuschte er sich oder war Adrian rot geworden?

      »Ich… ich wollt’ net, daß man mich gleich erkennt«, antwortete der Heimkehrer. »Sie wissen ja, unter welchen Umständen ich damals fort bin. Es wurde genug über meine Familie geredet, und jetzt sollte es einfach net wieder dazu kommen.«

      Der Geistliche gab sich zunächst mit dieser Erklärung zufrieden. Er schaute auf die Uhr.

      »Tut mir leid, daß ich schon wieder gehen muß«, sagte er. »Aber in einer Stunde ist Messe. Indes hab’ ich einen Vorschlag, wann und wie wir unser Gespräch fortsetzen können. Komm doch heut’ abend zum Essen ins Pfarrhaus. Mein Bruder und seine Freundin werden auch da sein.«

      »Gern, Hochwürden«, freute sich Adrian über die Einladung. »Ich komme gern.«

      Nachdem der Besucher wieder gegangen war, saß Adrian noch eine ganze Weile nachdenklich in seiner Hotelsuite. Allerdings dachte er weniger an Pfarrer Trenker und dessen Einladung, als an Christina Reindl. Alles, was er sich in den Jahren, die er in der Fremde verbracht hatte, vorgenommen hatte, schien bedeutungslos geworden zu sein, seit er ihr begegnet war.

      War es nicht das Beste, sofort wieder abzureisen, alles hinter sich zu lassen und zu vergessen?

      Sie zu lieben war ohnehin aussichtslos. Selbst wenn sie diese Liebe

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