Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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verliebte. Wie schön wäre es, wenn er jetzt bei ihr wäre, Hand in Hand durch den Wald zu schlendern und zärtlichen Worten aus seinem Mund zu lauschen…

      Ein anderes Paar, das beim Tanzen gegen sie stieß, riß Tina in die Wirklichkeit zurück. Sie öffnete die Augen, die sie geschlossen gehalten hatte, und sah, daß Andreas sie beobachtete.

      Nachdenklich forschend, aber auch liebevoll…

      Und ihr Herz klopfte bis zum Hals hinauf.

      »Sie sollten mich net so ansehen«, sagte sie mit einem leichten Vorwurf in der Stimme.

      »Was ist daran so schlimm?«

      »Daß Sie mich ganz durcheinanderbringen«, erwiderte sie und wünschte sich gleichzeitig, daß er den Blick nie wieder von ihr abwenden möge.

      Andreas-Adrian lächelte und zog sie enger an sich. Er spürte die Formen ihres Körpers, und seine Hand glitt über den weichen Stoff ihrer Bluse. Tina merkte, wie alles in ihr vibrierte, ein wohliges Gefühl breitete sich in ihr aus, sie fühlte sich wie neugeboren.

      Es war bereits der dritte Tanz, und er machte keinerlei Anstalten, sie an ihren Tisch zurückzuführen. Im Gegenteil, immer weiter drehte er sich mit ihr, und Tina wünschte sich, es würde niemals aufhören.

      *

      Im Bischöflichen Ordinariat lag Ottfried Meerbauer in seinem Bett und krümmte sich vor Schmerzen. Das Gesicht war schweißnaß und krampfhaft verzerrt, mit beiden Händen preßte der Bischof auf die Stelle seines Körpers, durch die immer wieder die Wellen des Schmerzes jagten.

      Pater Antonius, der Sekretär, stand ratlos daneben. Er schaute auf die Sammlung von Medizinflaschen und Tablettenröhrchen, die Karaffe, die er gerade wieder mit frischem Wasser gefüllt hatte und das Teekännchen. Daraus entströmte ein ganz merkwürdiger Geruch, der dem Sekretär in die Nase stieg und ihn die Nase rümpfen ließ.

      »Wirkt es denn noch immer nicht?« fragte er teilnahmsvoll. »Soll ich nicht doch lieber Dr. Ambacher rufen?«

      Bischof Meerbauer gab einen ächzenden Laut von sich und versuchte sich aufzurichten. Pater Antonius sprang hinzu und stützte den Oberkörper seines Vorgesetzten.

      »Nein, auf keinen Fall«, schüttelte der Kranke den Kopf. »Irgendwann muß das Zeug doch wirken. Wie lange wird es dauern, hat der Mann gesagt?«

      Der Sekretär nahm die Tasse mit dem übel riechenden Tee und setzte sie an die Lippen des Bischofs.

      »Ein paar Stunden würde es schon dauern. Doch dann sollten die Steine abgehen. So wurde jedenfalls versichert.«

      Ottfried Meerbauer trank in kleinen Schlucken.

      »Gebe es Gott«, murmelte er mit schwacher Stimme. »Fürchterlich genug schmeckt’s ja, das Gebräu.«

      Er rutschte wieder tiefer.

      »Ich glaub’, jetzt wird’s langsam besser«, meinte er.

      Pater Antonius schien noch nicht so recht davon überzeugt.

      »Dr. Ambacher war der Meinung, daß die Gallensteine nur operativ entfernt werden könnten«, wagte er einzuwenden.

      Der Bischof schüttelte unwillig den Kopf.

      »Eine Operation kommt nicht in Frage«, sagte er. »Es muß doch auch so gehen.«

      Er schaute seinen Sekretär an.

      »Gehen Sie jetzt schlafen, Pater. Ich komme schon zurecht.«

      »Wirklich? Es macht mir nichts aus, zu bleiben. Vielleicht sollte ich Ihnen etwas vorlesen?«

      »Nein, nein, gehen Sie nur. Sie brauchen Ihren Schlaf.«

      Pater Antonius verneigte sich und verließ unter gemurmelten Genesungswünschen das Schlafzimmer Seiner Exzellenz.

      Ottfried Meerbauer atmete auf. Die Schmerzen schienen tatsächlich nachzulassen. Jedenfalls kamen die Wellen jetzt nicht mehr so häufig und in der Intensität wie zuvor.

      Im Schlafzimmer brannte nur noch die Lampe auf dem Nachttisch, der Raum war ins Halbdunkel getaucht, und durch die Vorhänge, die vor den geöffneten Fenstern flatterten, schien das Mondlicht herein und malte bizarre Schatten an die Wände.

      Der Kranke versuchte seine Gallensteine zu ignorieren und konzentrierte sich auf das Gespräch, das er am Nachmittag geführt hatte.

      Wieder mal!

      Ottfried Meerbauer war ein umgänglicher Mensch und geduldiger Vorgesetzter, doch inzwischen hatte Pfarrer Eggensteiner es geschafft, ihn zur Weißglut zu bringen. Immer wieder beharrte er darauf, daß Kirchenschänder in St. Anna zu Werke gewesen wären, und bestand auf lückenlose Aufklärung. Inzwischen war die Geduld des Bischofs erschöpft. Er hatte sich so sehr aufgeregt, daß sich seine Galle wieder gemeldet hatte.

      Schon seit Monaten waren immer wieder kleinere Koliken aufgetreten. Dr. Ambacher, sein Arzt, hatte dringend zu einer Operation geraten, doch Ottfried hatte Angst davor. Ansonsten ein Mann von altem Schrot und Korn, wurde ihm schon beim Anblick einer Injektionsnadel schlecht. Eine OP kam also gar nicht in Betracht, es mußte andere Mittel und Wege geben, diese elendigen Steine loszuwerden.

      »Dann sollten S’ net Ihren Arzt konsultieren«, hatte der Doktor ärgerlich erwidert, »sondern einen Wunderheiler.«

      Das war das Stichwort gewesen. Zunächst hatte Ottfried Meerbauer nicht weiter über diesen Satz nachgedacht, doch als die Schmerzen immer unerträglicher wurden, fielen ihm die Worte seines Arztes wieder ein.

      Natürlich hatte Dr. Ambacher seinen Ratschlag nicht ernst gemeint und, um die ärgsten Schmerzen zu lindern, einige Medikamente verschrieben, die jetzt auf dem Nachttisch standen. Doch die hatten nicht mehr geholfen, so daß der Bischof keinen anderen Ausweg mehr wußte, als Pater Antonius nach St. Johann zu schicken…

      Das darf der Sebastian niemals erfahren, dachte Ottfried Meerbauer, während er nach der Teetasse griff. Ausgerechnet sein Bischof läßt sich von einem Wunderheiler behandeln, und dann noch von dem, mit dem der gute Hirte von St. Johann einige Male aneinandergeraten war.

      Aber was immer gegen den Brandhuber-Loisl sprach – der Kräutertee schien allmählich zu wirken. Ottfried merkte, daß es ihm endlich besser ging. Die Schmerzen waren fort, er schien auch kein Fieber mehr zu haben, und seine allgemeine Konstitution besserte sich spürbar.

      Bloß der Bergpfarrer durfte von alledem nichts wissen, er würde seinem Bischof die Hölle heiß machen.

      Ottfried Meerbauer löschte die Lampe und schloß die Augen. Während er langsam in den Schlaf hinüberglitt, dachte er dankbar an den Wunderheiler von St. Johann, und sein schlechtes Gewissen gegenüber Sebastian Trenker schwand immer mehr.

      *

      »Weißt du, daß ich dich vom ersten Augenblick an gemocht habe?« fragte Adrian und blickte Tina dabei liebevoll an.

      Das Madel schluckte.

      Sie standen auf der Straße, abseits von den anderen Gästen, die ebenfalls Abkühlung suchten. Auf dem Saal war es unerträglich heiß, und auch hier draußen

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