Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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zur Polizei gegangen ist.«

      »Dafür gibt’s wohl eine Erklärung«, erwiderte sein Bruder. »Zum einen war er zu jung damals, um die Hintergründe zu durchschauen. Als er dann alles verstanden hat, da ist in ihm der Wunsch wachgeworden, es denen zu zeigen, die er für sein Schicksal verantwortlich macht. Er hat sich genau überlegt, wie seine Rache aussehen soll, deshalb ist er ja auch unter falschem Namen im Löwen abgestiegen.«

      Sebastian blickte Max an.

      »Du erinnerst dich an das Buch, das wir früher, als wir Buben waren, verschlungen haben?«

      Der junge Polizeibeamte schmunzelte.

      »Du meinst ›Der Graf von Monte Christo‹?«

      »Ja. Auch Adrian kennt die Geschichte um den Mann, der um sein Leben betrogen worden ist und der dann zurückkehrt als reicher Mann, um sich an denen zu rächen, die dafür verantwortlich sind. Und vielleicht fühlt er sich genauso wie der Graf, der in seiner blinden Rache vor nichts zurückschreckt.«

      »Ich würde diese Beweise gern’ mal in Augenschein nehmen«, sagte Max.

      Sebastian schüttelte den Kopf.

      »Das wird Adrian net gestatten. Es hat mich schon viel Überredung gekostet, damit ich sie einsehen durfte. Er mißtraut allen.«

      »Was wirst du jetzt unternehmen?« wollte Max wissen.

      Der Bergpfarrer zog die Schultern hoch.

      »Das weiß ich ehrlich gesagt net«, antwortete er und wirkte so ratlos wie nie zuvor.

      *

      Nach dem Besuch des Geistlichen war Adrian nicht wieder ins Bett gegangen. Zu aufgewühlt hatte ihn das Gespräch.

      Welch ein Gegensatz zu gestern abend!

      Da hatten sie noch freundschaftlich miteinander geplaudert. Heute morgen war es eher ein Streitgespräch gewesen.

      Das Frühstück wollte ihm nicht schmecken, und er trank nur Kaffee. Mit seinen Gedanken war er bei Tina. Immer noch spürte er die Küsse, die sie getauscht hatten, und das Glück, das er dabei empfunden hatte.

      Heute nachmittag sollte er zu ihr kommen. Wahrscheinlich würde sich jeder junge Mann über so eine Einladung gefreut haben. Doch Adrian war voller zwiespältiger Gefühle.

      Wie würde er reagieren, wenn er ihrem Vater gegenüberstand? Konnte er sich zurückhalten, ohne ihm seine Verachtung ins Gesicht zu schleudern?

      Adrian verließ das Hotel und wanderte durch das Dorf. Einmal war er versucht, zur Kirche hinüberzugehen. Noch war die Sonntagsmesse nicht zu Ende, und vielleicht würde ein nochmaliges Gespräch mit Pfarrer Trenker ihm Klarheit darüber verschaffen, was er machen sollte.

      Doch dann besuchte er nur das Grab der Eltern und ging anschließend zum Parkplatz. Als er aus dem Dorf hinausfuhr, läuteten die Glocken, und die ersten Kirchgänger kamen den Kiesweg herunter.

      Er hatte es nicht beabsichtigt, doch plötzlich merkte er, daß er sich auf dem Weg zum Greiningerhof befand. Wie schon beim ersten Mal spürte er das Herzklopfen und einen dicken Kloß in seinem Hals, den hinunterzuschlucken ihm unmöglich war.

      Diesmal hielt er direkt vor der Einfahrt an. Ein Hund, der neben der Scheune in seiner Hütte döste, hob kurz den Kopf und schloß dann wieder die Augen.

      Adrian dachte an ›Bino‹, den Mischlingsrüden, der früher auf dem Hof gelebt hatte, und er fragte sich, was aus ihm geworden war. Wenn er noch lebte, dann mußte er jetzt uralt sein.

      Im selben Moment ertönte ein Jaulen, und hinter der Scheune schoß ein brauner Blitz hervor. Der andere Hund in der Hütte sprang auf und folgte seinem Artgenossen.

      »Bino!« entfuhr es Adrian.

      Er war es tatsächlich!

      »Mein Gott, du lebst noch«, murmelte er unter Tränen, während er dem Hund das Fell kraulte.

      Ja, er war alt geworden, der Mischling, aber er hatte ihn nicht vergessen.

      »Und wer bist du?«

      Adrian strich dem anderen Tier über den Kopf. Da Bino den Fremden so freundlich begrüßte, mußte wohl alles in Ordnung sein.

      Er hatte sich niedergekniet und klopfte dem Rüden auf die Brust. Bino wälzte sich auf dem Rücken und jaulte vor Freude.

      Es schien, als wären sie keinen Tag getrennt gewesen.

      Doch dann wurde Adrian bewußt, daß der Reindlbauer und seine Familie jeden Moment zurückkommen würden. Noch sollten sie ihn hier nicht antreffen, und er setzte sich wieder in seinen Wagen, nachdem er die Hunde auf den Hof geschickt hatte.

      Ziellos fuhr er umher und kehrte schließlich nach St. Johann zurück. Im Hotel aß er eine Kleinigkeit und ging dann in seine Suite. Die Einladung war für den Nachmittag ausgesprochen worden. Adrian griff zum Telefon und erkundigte sich, ob es möglich wäre, daß man ihm einen Blumenstrauß besorge. Das Madl an der Rezeption versicherte, daß es kein Problem sei. Zufrieden legte er auf und betrachtete den schwarzen Lederkoffer mit seinem brisanten Inhalt. Sollte er ihn mitnehmen?

      Aber dann würde alles zu Ende sein, bevor es richtig begonnen hatte.

      Aber wie sollte es so weitergehen?

      Er konnte sich doch nicht bis in alle Ewigkeit für jemanden ausgeben, der er gar nicht war. Früher oder später würde die Wahrheit an den Tag kommen. Und was dann?

      Adrian schluckte.

      »Auf was hast’ dich da bloß eingelassen?« fragte er sich halblaut. »Vielleicht hättest’ besser einen großen Bogen um das Madl gemacht.«

      Manchmal, wenn man auf etwas wartete, dann schlich die Zeit geradezu dahin. Jetzt kam es ihm vor, als wenn sie raste. Kaum, daß er auf die Uhr geschaut hatte, war schon wieder eine Viertelstunde vergangen, und ehe er sich versah, war es kurz vor halb vier.

      Zeit zum Aufbruch.

      Adrian verließ die Suite, und der Koffer blieb zurück. Am Empfang nahm er die Blumen entgegen. Es war ein herrlicher bunter Sommerstrauß, wie er ihn vielleicht seiner Mutter geschenkt hätte.

      Die Frau, für die er heute bestimmt war, hatte die Greiningerbäuerin gar nicht gekannt, und Adrian bezweifelte, daß Hedwig Reindl jemals in ihrem Leben einen Gedanken an sie verschwendet hatte.

      Er fuhr langsam und kam doch viel zu schnell an. Tina schien ihn schon erwartet zu haben. Sie stand in der Einfahrt und schaute die Straße hinunter. Als sie seinen Wagen erkannte, winkte sie fröhlich.

      Adrian hielt an und stieg aus. Tina begrüßte ihn mit einem liebevollen Kuß.

      »Komm«, sagte sie. »Die Eltern und Wolfgang warten schon. Sie sind ganz gespannt darauf, dich kennenzulernen.«

      Sie hakte sich bei ihm unter und zog ihn mit sich. Kurz vor dem Haus blieb er stehen.

      »Halt«, rief Adrian, »die Blumen!«

      Er

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