Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Meerbauer nickte. Seine Gestalt straffte sich, und er ging durch die Tür.

      Draußen wartete schon der Wagen, um den Bischof in die Stadt zu bringen, wo er in der Kirche St. Bonifazius die Heilige Messe zelebrieren würde.

      Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Kaum war das Auto vom Grundstück des Ordinariats gefahren, als Ottfried Meerbauer, der im Fond saß, sich zusammenkrümmte und einen lauten Schmerzensschrei ausstieß.

      Pater Antonius, der neben dem Fahrer saß, fuhr herum.

      »Was ist los?« rief er entsetzt, als er das verzerrte Gesicht des Bischofs sah, und wußte im selben Moment die Antwort.

      »Zum Krankenhaus«, wies er den Fahrer an.

      »Nein, nein«, erklang die Stimme von hinten.

      Der Sekretär hörte nicht auf seinen Vorgesetzten. Jetzt galt es, schnell zu handeln. Er nickte dem Fahrer zu.

      »Ins Spital, auf dem schnellsten Wege!«

      Dann kramte er in seinem Aktenkoffer nach dem Handy, Segnung der Technik, die manchmal auch ein Fluch sein konnte, wenn man immer und überall erreichbar war. Diesmal erwies sie sich indes als Segen. Pater Antonius wählte die Nummer des Pfarrhauses von St. Bonifazius und teilte mit, daß der Bischof erkrankt sei und aus diesem Grund die Messe nicht würde zelebrieren können. Für solch einen Notfall stand ein Amtsbruder zur Verfügung, der einspringen würde.

      Dann rief der Sekretär Dr. Ambacher an. Zum Glück war der Arzt zu Hause. Pater Antonius erklärte, was vorgefallen war, und daß sie auf dem Weg ins Krankenhaus wären. Dr. Ambacher versprach, sofort dorthin zu kommen, nachdem er seinen Kollegen im Spital informiert hätte.

      Unterdessen saß Ottfried Meerbauer zusammengekrümmt im Fond der Limousine und wünschte sich nichts sehnlicher, als daß die Schmerzen aufhören mögen.

      »Wir sind gleich da«, versuchte Pater Antonius, ihm Trost zuzusprechen. »Es dauert nicht mehr lange.«

      Der Bischof nickte und schloß wieder die Augen. Das, was er am meisten befürchtete, kam nun unweigerlich auf ihn zu – eine operative Entfernung der Gallensteine.

      *

      »Haben S’ Lust, sich uns’ren Hof anzuschauen?« fragte Friedrich Reindl den Besucher.

      ›Unseren Hof‹, durchzuckte es Adrian.

      Er nickte und stand auf.

      Tina und ihre Mutter hatten den Kaffeetisch abgeräumt und waren jetzt in der Küche beim Abwasch. Die beiden Männer verließen das Bauernhaus.

      »Wie lang’ ist der Hof denn schon im Familienbesitz?«

      Adrian stellte die Frage, obwohl niemand die Antwort besser kannte als er selbst.

      »Noch net so lang«, antwortete der Bauer. »Wissen S’, die Hedwig und ich, wir waren drüben in Waldeck bei einem Bauern in Stellung. Aber natürlich wollten wir eines Tages unseren eigenen Hof haben. Wir hatten ein bissel was gespart, und dann kam überraschend eine kleine Erbschaft dazu, so daß wir das Kapital zusammenhatten, um uns selbständig zu machen. Inzwischen waren ja auch die Kinder schon groß genug, daß sie mit anpacken konnten.«

      Sie standen am Zaun, der den Hof vom Gemüsegarten abtrennte. Adrian erinnerte sich, wie seine Mutter früher hier immer gearbeitet hatte. Der Garten war ihr ganzer Stolz gewesen.

      Friedrich Reindl schmunzelte, als er mit seiner Erzählung fortfuhr.

      »Na ja, die Tina hat einen anderen Weg eingeschlagen. Sie mag zwar gern bei uns sein, aber mit der Landwirtschaft wollt’ sie nix zu tun haben. Die Woche über lebt sie in der Stadt, wo sie arbeitet. Aber unser Bub, der Wolfgang, der wird mal den Greiningerhof übernehmen.«

      »Greiningerhof?« fragte Adrian harmlos. »Ich dachte, es würd’ Reindlhof heißen.«

      »Der Greininger war der Bauer, dem der Hof früher gehörte«, erklärte Tinas Vater. »Ein armer Schlucker, der hat verkaufen müssen. Dankbar konnt’ er sein, daß wir ihm den Hof abgenommen haben. Hat ja nix Rechtes anzufangen gewußt damit.«

      Adrian spürte die kalte Wut, die bei diesen Worten in ihm aufstieg.

      Wie konnte dieser Mensch nur so über Vater reden, den er ja kaum gekannt hatte!

      »Wieso wußte der Greininger nix mit dem Hof anzufangen?« fragte er gepreßt.

      Friedrich Reindl machte eine weitausholende Bewegung.

      »Das alles hier, dazu Felder und Bergwald, das war seit Generationen im Besitz der Familie. Irgendwie hat er’s geschafft, das alles herunterzuwirtschaften. Eine Hypothek nach der and’ren wurd’ aufgenommen, und am End’ war net einmal mehr genug da, um die Zinsen zu tilgen.«

      Der Bauer machte eine verschwörerische Miene und beugte sich vor.

      »Also, unter uns, ich gesteh’, daß ich da ein bissel nachgeholfen hab’. Der damalige Leiter der Bankfiliale in St. Johann, das war ein Cousin von mir. Ein braver Kerl, leider früh verstorben. Zusammen haben wir uns überlegt, wie wir den Greininger ausbooten können. Wir dachten uns: Besser so, als wenn der Hof ganz den Bach hinuntergegangen wär’. Meinen S’ net auch, Herr Winkler?«

      »Greininger«, antwortete Adrian und sah den Bauern kalt an.

      »Wie meinen S’?« fragte Friedrich Reindl irritiert.

      »Ich heiße Greininger«, sagte der junge Mann. »Adrian Greininger. Ich bin der Sohn des Bauern, den Sie und Ihr feiner Cousin von seinem Besitz vertrieben haben. Acht Jahre ist’s jetzt her, und wahrscheinlich haben S’ in all der Zeit geglaubt, daß es nie ans Licht der Öffentlichkeit kommen würd’.

      Doch Sie haben sich getäuscht, Herr Reindl. Ich hab’ nur für diesen Tag gelebt. Den Tag, an dem wir uns gegenüberstehen und ich Ihnen ins Gesicht sagen kann, was für ein Verbrecher Sie sind.

      Ein Verbrecher, jawohl! Denn anders kann man das net bezeichnen.«

      Friedrich Reindl war leichenblaß geworden. Mit flackernden Augen starrte er Adrian an, suchte nach etwas in dessen Gesicht, das ihm sagte, er sei einem Scherz aufgesessen. Aber gleichzeitig war ihm bewußt, daß es nicht so war, und im selben Moment erkannte er in den Zügen seines Gegenübers den schmalbrüstigen Burschen, der ihn damals so voller Verachtung angesehen hatte.

      Es war dieselbe Abscheu, die er jetzt sah.

      »Aber… ich mein… also, es war ja net ganz so«, versuchte er sich herauszureden. »Man übertreibt ja manchmal. Ich versichere Ihnen, Herr Winkler… äh, Herr Greininger, daß es damals mit rechten Dingen zugegangen ist. Ich hab’ alles notariell bestätigt…«

      »Ihre Urkunden können S’ sich an den Hut stecken«, gab Adrian zurück. »Ich besitze Unterlagen, die beweisen, was Sie getan haben, und damit könnt’ ich Sie vernichten. Jedes Gericht der Welt würd’ Sie verurteilen wegen Betruges, und mir den Hof wieder zusprechen. Ihr sauberer Cousin kann ja leider net mehr belangt werden.«

      Friedrich Reindl schluckte. In all den Jahren hatte er nicht einen Moment geglaubt, daß jemals jemand kommen würde, um ihn anzuklagen. Aber in seinem tiefsten Innern war ihm bewußt

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