Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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schlag’ vor, daß du noch bis morgen wartest und dann zu ihr fährst«, sagte er an den jungen Burschen gewandt. »Und wenn du willst, dann begleite ich dich.«

      Als er diesen Vorschlag machte, ahnte er allerdings noch nicht, daß es doch nicht so einfach werden würde…

      *

      Zufrieden fuhr der Bergpfarrer nach St. Johann zurück. Adrian Greininger war noch auf dem Hof geblieben. Tinas Eltern hatten ihn darum gebeten. Auf die Frage, was mit den Papieren geschehen sollte, die im schwarzen Koffer in der Hotelsuite lagen, hatte Adrian geantwortet, sie würden in den Reißwolf gesteckt. Jetzt saßen die drei zusammen und setzten ihre Aussprache fort. Sebastian war sicher, daß er nicht mehr dabei gebraucht wurde.

      Im Pfarrhaus erwartete ihn indes eine schlimme Botschaft.

      »Bischof Meerbauer liegt im Krankenhaus«, empfing ihn Sophie Tappert. »Sein Sekretär hat angerufen, wegen des morgigen Termins.«

      »Um Himmels willen, was fehlt ihm denn?« fragte Sebastian Trenker. »Hat Pater Antonius Näheres gesagt?«

      »Die Galle«, antwortete seine Haushälterin. »Zwölf Steine mußten entfernt werden. Inzwischen geht es Seiner Exzellenz schon wieder besser. Er hat die Operation gut überstanden. Von der Intensivstation haben s’ ihn schon wieder verlegt.«

      »Na, Gott sei Dank«, nickte Sebastian und schaute auf die Uhr. »Da werd’ ich am besten gleich mal zu ihm fahren.«

      Er setzte den Gedanken gleich in die Tat um. Auf dem Weg zum Krankenhaus dachte er an seinen letzten Besuch im Bischöflichen Ordinariat und daran, daß Ottfried damals schon krank gewirkt hatte. Aber wie er seinen Vorgesetzten kannte, vermutete der Bergpfarrer, daß er das niemals zugegeben hätte.

      Gleichzeitig fiel ihm wieder ein, daß am Samstag der Wagen Bischof Meerbauers durch St. Johann gefahren war, und ein fürchterlicher Verdacht stieg in ihm auf…

      Sollte Ottfried etwa…?

      Nein, schüttelte Sebastian den Kopf. Oft genug hatten er und sein Bischof über die ominösen Mittel gesprochen, die der alte Brandhuber den Leuten anzudrehen versuchte. Mehr als einmal war der selbsternannte Wunderheiler von St. Johann schon Thema dieses Gespräches gewesen, und Ottfried hatte laut erklärt, daß solche Praktiken eigentlich verboten werden müßten. Sebastian konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß er ausgerechnet jetzt zu einem Mittel des Brandhubers gegriffen haben würde.

      Aber er wußte auch um die Angst des Bischofs vor einer Operation. Nur ungern unterzog er sich überhaupt einer ärztlichen Untersuchung. Vielleicht war sein Verdacht doch nicht so ganz unberechtigt, überlegte er.

      Auf dem Parkplatz standen unzählige Autos. Sonntag nachmittag kamen wohl die meisten Besucher. Sebastian hatte seinen Wagen abgestellt und betrat die Halle, die eher der Lobby eines Hotels entsprach, als der eines Krankenhauses. Er fragte nach dem Zimmer des Bischofs und bekam die gewünschte Auskunft.

      Wenig später trat er an das Bett des Vorgesetzten. Bleich und mit geschlossenen Augen lag Ottfried Meerbauer darin.

      »Was machst du bloß für Sachen?« fragte der Bergpfarrer. »Hättest’ net schon viel eher auf den Rat deines Arztes hören können? Dr. Ambacher hat dir doch bestimmt schon mehrfach gesagt, daß die Gallensteine raus müssen, oder?«

      Der Bischof hob matt die Hand.

      »Du hast ja recht«, winkte er ab. »Aber was ich jetzt am wenigsten brauch’, sind Vorwürfe.«

      »Ich weiß«, nickte Sebastian. Wie geht’s dir?«

      »Ach, noch ein bissel erschöpft von der Operation, aber Schmerzen hab’ ich keine mehr.«

      »Na, da bin ich aber froh.«

      Sebastian nahm sich einen Stuhl und setzte sich an das Bett. Sie unterhielten sich, und Ottfried Meerbauer hörte erleichtert, daß die unangenehme Geschichte mit der angeblichen Kirchenschändung nun endlich aufgeklärt war.

      »Hoffen wir, daß Bruder Eggensteiner seiner Haushälterin verzeiht«, sagte er. »Wir sind eben nur schwache Menschen.«

      »Du also auch?« forschte Sebastian nach.

      »Wie meinst du das?« fragte Ottfried blinzelnd.

      »Ich mein’, bist du auch schwach und handelst gegen jedes bessere Wissen?«

      »Ich weiß gar nicht, wovon du redest«, gab sich der Bischof unschuldig.

      »Dann will ich dich mal aufklären«, antwortete der Seelsorger. »Ich red’ von deinem Auto, das am Samstag durch St. Johann gefahren ist. Die ganze Zeit hab’ ich mich gefragt, was das zu bedeuten haben könnte. Bei mir warst du net, und nach Engelsbach war’s der falsche Weg. Jetzt glaub’ ich beinah’, daß dein Sekretär mit einem bestimmten Auftrag dorthin geschickt wurde…, ich sag’ nur – Brandhuber-Loisl.«

      Der Bischof wurde unruhig.

      »Also, was du dir da einredest!«

      Die Empörung klang nicht ganz echt.

      »Also stimmt’s«, sagte Sebastian und schüttelte den Kopf. »Wie oft haben wir über den Burschen geredet, und wie oft hast du gesagt, daß er hinter Gittern gehört? Und dann läßt du dir selbst was von seinen obskuren Mitteln beschaffen!«

      »Ich weiß ja, daß es dumm von mir war«, gab Ottfried Meerbauer zu. »Aber ein bissel gelindert hat der Tee schon.«

      »Gelindert ja. Aber net wirklich geholfen, die Ursache zu beseitigen. Ich geb’ ja zu, daß viele Krankheiten auf natürlichem Wege geheilt werden können. Aber doch keine Gallensteine!«

      Er schüttelte wieder den Kopf.

      »Ach, Ottfried, jetzt werd’ erst mal wieder gesund. Wir reden ein andermal weiter darüber.«

      »Ja«, nickte der Bischof, »bei einem guten Essen, von deiner Haushälterin gekocht.«

      *

      Es war eine schlaflose Nacht gewesen, die Tina hinter sich gebracht hatte. Wie betäubt war sie in ihrer kleinen Wohnung angekommen, hatte nicht einmal die Tasche ausgepackt, sondern sich in den Sessel geworfen und nur noch geweint.

      Es war alles aus. Was so schön begonnen hatte, war in einer Katastrophe geendet. Nie wieder würde sie Andreas, der eigentlich Adrian hieß, unter die Augen treten können. Sie schämte sich für ihre Eltern, für die sie nur noch Verachtung empfand.

      Wie hatten sie der Familie Greininger nur so etwas antun können?

      Tina verstand es nicht, und die Beweggründe waren ihr auch egal. Sie wußte nur, daß sie die große Liebe ihres Lebens verloren hatte, denn das war der Mann gewesen, der einst auf dem Hof wohnte und von dort vertrieben worden war.

      Irgendwann, es war schon spät in der Nacht, zwang sie sich, ins Bett zu gehen. Aber auch dort lag sie wach und wartete auf den Morgen, während ihr tausend Gedanken durch den Kopf gingen.

      Schließlich stand sie wieder auf. Im Küchenschrank fand sie eine Packung Kaffee. Andere Lebensmittel waren nicht da. Tina hatte sie mit nach Hause genommen, als ihr Urlaub begann.

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