Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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hätte er seinen wirklichen Namen genannt. In letzter Sekunde biß er sich auf die Lippe. Dann reichte er Tinas Mutter den Strauß.

      »Vielen Dank für die Einladung.«

      Wolfgang Reindl trat aus der Tür.

      »Hallo«, nickte er Adrian zu und stiefelte über den Hof.

      »Bleibst’ net zum Kaffee?« rief seine Mutter ihm nach.

      »Keine Zeit«, lautete die lakonische Antwort.

      Der Reindlbauer schüttelte den Kopf.

      »Aber wir vier, wir werden uns den Kuchen schon schmecken lassen, was?«

      Im selben Moment kam Bino angelaufen. Wie schon am Vormittag begrüßte er Adrian mit lauten Freudentönen.

      »Hoppla«, lachte Tina, »der scheint dich zu mögen.«

      Adrian hatte sich gebückt und streichelte den Hund. Ihm war heiß und kalt gleichzeitig. Es kam ihm vor, als würde Bino ihn verraten, doch weder der Bauer noch seine Frau oder Tina schienen etwas zu bemerken.

      »Also, dann herein in die gute Stube«, meinte Friedrich Reindl.

      Sein Herz klopfte, als er hinter der Familie das Haus betrat, und nur zu gut erinnerte sich Adrian an das Gefühl, das er damals gehabt hatte, als er es verließ.

      Drinnen war nichts verändert, außer den Tapeten vielleicht. Adrian versuchte sich an das Muster der alten zu erinnern, aber es wollte ihm nicht gelingen. Doch alles andere war wie früher. Der Hof war mitsamt dem Inventar an den neuen Besitzer übergegangen, und Adrian fragte sich, ob der Namenszug, den er einmal in die alte Kommode geritzt hatte, noch vorhanden war.

      Rechts, ganz unten, mußte er stehen. Kaum zu sehen, und doch hatte sein Vater ihn entdeckt. Adrian erinnerte sich noch gut an die Tracht Prügel, die es für diesen Lausbubenstreich gesetzt hatte.

      »Nehmen S’ Platz«, forderte Hedwig Reindl ihn auf.

      »Hier«, klopfte Tina auf den Stuhl neben sich.

      Sie strahlte. Offenbar war es eine große Freude für sie, daß er hergekommen war. Sie nahm seine Hand unter dem Tisch, und Adrian merkte, wie peinlich berührt er über diese ansonsten unter Liebenden ganz normale Geste war.

      Auf dem Tisch stand ein Obstkuchen. Kaffee war schon gekocht, und die Bäuerin holte eben eine Schüssel mit geschlagener Sahne aus der Küche. Tina schenkte ein, und Friedrich Reindl griff schon nach dem Tortenheber.

      »Papa!« sagte seine Tochter vorwurfsvoll.

      »Was ist denn?« gab der Bauer zurück. »Ich hab’ halt Hunger.«

      Adrian war sicher, keinen Bissen herunterzubekommen. Es war ein richtiges Familienidyll, an dem er teilnahm, und er erinnerte sich an die vielen Male, an denen er mit den Eltern hier gesessen hatte. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hinausgelaufen, aber irgend etwas hielt ihn auf seinem Stuhl zurück.

      Es war der liebevolle Blick, mit dem Tina ihn lächelnd ansah.

      »Erzählen S’ doch mal«, sagte Friedrich Reindl zu ihm. »Sie arbeiten also auf einer Bohrinsel?«

      »Jetzt net mehr«, schüttelte Adrian den Kopf. »Aber ein paar Jahre waren es schon, die ich auf einer Insel vor der norwegischen Küste verbracht habe.«

      Er erzählte, und seine Zuhörer schienen tatsächlich interessiert.

      »Und was haben Sie vorher gemacht?« wollte Hedwig Reindl wissen. »Woher stammt Ihre Familie?«

      Adrian hatte eben die Tasse zum Mund gehoben und wollte trinken. Er erstarrte in der Bewegung. Doch dann fing er sich rasch wieder und schluckte den Kaffee hinunter.

      »Meine… hm… meine Familie stammt aus der Nähe von Rosenheim«, antwortete er.

      Und das war nicht mal gelogen, denn die Großeltern mütterlicherseits waren tatsächlich von dort gebürtig.

      »Sind Ihre Eltern denn auch Landwirte?« erkundigte sich Tinas Vater.

      »Meine Eltern leben net mehr«, erwiderte Adrian und mußte an sich halten, nicht laut herauszuschreien, was ihn in diesem Moment bewegte.

      Vielleicht war es Tina zu verdanken, die eben wieder nach seiner Hand griff und sie drückte, daß er es nicht tat.

      Mitgefühl sollte diese Geste ausdrücken, und er war ihr dankbar dafür.

      Trotz der Unterhaltung zog sich für ihn dieses Kaffeetrinken quälend lang dahin. Die Fragen beantwortete er so gut er konnte, mußte dabei aber aufpassen, daß er sich nicht verriet. So manches Mal schien er in eine Situation zu geraten, in der seine Worte sich widersprachen. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl wäre ein aufmerksamer Zuhörer jedenfalls dahintergekommen, daß dieser junge Mann sich in St. Johann und Umgebung sehr gut auskannte.

      Während der ganzen Zeit blickte Adrian den Reindlbauern hin und wieder verstohlen an. Er fragte sich dabei, was er für diesen Mann empfand.

      Haß? Verachtung?

      All die Jahre hatte er sich vorgestellt, wie der Tag verlaufen würde, an dem er Friedrich Reindl wiedersah. All seine Wut wollte er ihm entgegenschleudern, ihn im Staub knien sehen, den Mann vernichten, der ihm und seiner Familie so etwas angetan hatte.

      Doch während sie sich jetzt gegenübersaßen, fühlte Adrian nichts außer Gleichgültigkeit, wenn er ihn ansah.

      Anders bei Tina. Ihre Berührung löste eine Welle des Glücks in ihm aus. Ihr Lachen erfüllte den Raum, in dem sie saßen, und wenn sie ihn anschaute, dann fühlte er Freudenfunken in sich tanzen.

      Ja, er liebte diese Frau bedingungslos.

      Konnte er da ihren Vater zur Rechenschaft ziehen und damit die ganze Familie in ein Unglück stürzen?

      *

      Sebastian Trenker stand im Pfarrgarten. Wenn er über den Zaun blickte, konnte er den Friedhof sehen, und ganz nahe zur Grundstücksgrenze lag das Grab der Familie Greininger.

      Der Geistliche überlegte, was er tun sollte. Adrian hatte ihm die Beweise vorgelegt, und danach war der Reindlbauer unrechtmäßig in den Besitz des Greiningerhofes gekommen.

      Zumindest sah es auf den ersten Blick so aus. Natürlich würden die Unterlagen einer genauen juristischen Prüfung unterzogen werden, doch Sebastian zweifelte jetzt schon nicht mehr ihre Richtigkeit an.

      Was hatte sich der Mann nur dabei gedacht, sich auf so etwas einzulassen?

      Diese Frage beschäftigte den Bergpfarrer, seit er wußte, in welche Machenschaften Friedrich Reindl verstrickt war. Doch eine Antwort würde nur der Bauer selbst ihm geben können.

      Es hat keinen Sinn, dachte Sebastian, ich muß mit ihm reden, und dann müssen wir gemeinsam sehen, wie wir die Karre wieder aus dem Dreck ziehen.

      Er hatte noch einen kleinen Funken Hoffnung, daß die Angelegenheit noch glimpflich würde abgehen können. Immerhin liebte Adrian Tina, und wenn diese Liebe stärker war als aller Haß, den er auf

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