Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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mir das jetzt erst auffällt, dachte die Arzthelferin.

      Sie nahm noch einmal den Ordner mit den persönlichen Papieren zur Hand. Vorhin hatte sie alle Umschläge, die irgendwie amtlich aussahen, hineingesteckt, jetzt sah sie sich diese Schreiben näher an und nach einiger Zeit entdeckte sie, wonach sie gesucht hatte.

      Eine Adoptionsurkunde des Amtsgerichts Landsberg, in der stand, daß Kurt Brinkmann die damals acht Monate alte Carla Starnmoser an Kindes statt annahm.

      Seither hieß sie mit Nachnamen Brinkmann.

      Sie legte das Dokument in den Umschlag zurück und heftete ihn wieder ordentlich ein. Der Tee in der Tasse war inzwischen kalt geworden. Carla trank ihn trotzdem und stand auf. Sie ging zum Fenster, schaute hinaus zu den regengrauen Wolken. Ihre Phantasie schien ihr etwas vorzugaukeln, als sie da oben ein Gesicht wahrnahm. Ein unbekanntes Gesicht, von dem sie glaubte, daß es Tobias Starnmoser gehörte, ihrem Vater.

      Natürlich wußte sie, daß es nur eine Einbildung war, aber der Gedanke an den Mann, dem sie es zu verdanken hatte, daß sie überhaupt auf der Welt war, ließ sie nicht mehr los.

      Doch von wem konnte sie mehr über ihn erfahren?

      Die Mutter hatte nur den Namen hinterlassen, weil sie nach eigenem Bekunden mit der Vergangenheit abgeschlossen hatte und offenbar nicht mehr an das, was hinter ihr lag, erinnert werden wollte. Sonst gab es nichts, was auf ihren wirklichen Vater hinwies. Kein Brief, kein Bild, kein weiterer Anhaltspunkt.

      Einfach nichts!

      Hatte ihre Mutter wirklich all die Jahre nie wieder über ihr früheres Leben gesprochen?

      Carla mochte es kaum glauben. Auch wenn Brigitte Brinkmann die Vergangenheit abgelegt hatte, so war sie doch ein Teil ihres Lebens. Etwas, das man nicht einfach so abtun konnte, als hätte es sie nie gegeben.

      Je länger die Arzthelferin über das Geheimnis, das ihre Mutter umgab, nachdachte, um so mehr kam sie zu der Überzeugung, daß sie es lösen wollte. Es mußte einen Hinweis geben, irgend jemand mußte etwas wissen.

      Erst jetzt fiel ihr ein, daß sie nicht einmal wußte, wo ihre Mutter geboren worden war. Bisher hatte sie immer angenommen, daß Landsberg, wo auch sie, Carla, auf die Welt gekommen war, der Geburtsort wäre. Doch das schien nicht zu stimmen.

      Aber wen konnte sie fragen?

      Wenn sie es recht bedachte, dann kam nur Onkel Heinrich in Betracht, Kurt Brinkmanns Bruder, der in der Nähe wohnte. Vielleicht wußte er mehr über die ganze Geschichte, vielleicht hatte Mutter ihm etwas darüber erzählt.

      In dieser Nacht fand die junge Frau keine Ruhe. Immer wieder gingen ihr alle möglichen Gedanken durch den Kopf, und die Idee, das Geheimnis um ihre Herkunft lösen zu wollen, nahm immer mehr Gestalt an.

      Gleich morgen – nein, es war ja schon heute – wollte sie nach der Arbeit zu Onkel Heinrich fahren und ihn fragen, was er darüber wußte. Und wenn es erforderlich war, dann würde sie sich notfalls Urlaub nehmen, um ihre Nachforschungen intensiv betreiben zu können.

      Gegen Morgen schlief sie dann doch noch ein und mußte sich mit Gewalt zwingen aufzustehen, als der Wecker klingelte. Auch wenn sie den ganzen Tag gewissenhaft arbeitete, konnte Carla doch kaum den Feierabend erwarten. Sie verabschiedete sich rasch von den Kolleginnen und setzte sich in ihr Auto.

      Hoffentlich konnte Onkel Heinrich ihr weiterhelfen!

      *

      Heinrich Brinkmann lebte in seinem kleinen Haus im Nachbarort. Er war Beamter im Ruhestand und genoß seinen Lebensabend. Immer noch rüstig und mit Elan widmete er sich dem Garten, in dem er sich gerne aufhielt und seinem Hobby, der Rosenzucht, frönte.

      Früher hatte er viel Gemüse angebaut, sehr zum Leidwesen seiner Frau, die die reichliche Ernte verarbeiten und einkochen mußte. Seit Tante Fine, wie sie von allen genannt worden war, vor vier Jahren verstarb, hatte der Witwer die Gemüsezucht schließlich aufgegeben.

      Natürlich fand Carla ihn hinten im Garten. Onkel Heinrich stand, eine grüne Gärtnerschürze umgebunden und den unvermeidlichen Strohhut auf dem Kopf, im Rosenbeet, und es sah beinahe so aus, als spräche er mit den Blumen.

      »Grüß dich«, rief Carla von der Pforte her.

      »Na, das ist aber eine nette Überraschung«, freute sich ihr Onkel. »Schön, daß du mich alten Mann mal wieder besuchst.«

      Die Arzthelferin umarmte ihn und gab ihm einen Kuß auf die Wange. Sie deutete auf die Rosen.

      »Herrlich!«

      »Net wahr?« sagte er stolz. »Eine wahre Pracht.«

      Er schaute sie fragend an.

      »Hat’s einen besonderen Grund, daß du hergekommen bist?«

      Carla nickte.

      »Ja, Onkel Heinrich«, antwortete sie. »Ich wollte etwas von dir wissen. Gestern hab’ ich endlich Mutters Papiere geordnet und bin dabei auf etwas gestoßen… Sagt dir der Name Tobias Starnmoser etwas?«

      Der alte Mann schaute nachdenklich vor sich hin.

      »Komm«, sagte er dann, »es ist gerade Essenszeit. Leiste mir beim Abendbrot Gesellschaft, dann reden wir über alles.«

      Nachdem es tagelang geregnet hatte, war heute endlich wieder die Sonne zu sehen gewesen und die Temperatur deutlich angestiegen. Angesichts des Wetters deckten sie den Tisch auf der Terrasse. Carla kochte Tee, während ihr Onkel das Brot schnitt und Wurst und Käse auf einer Platte anrichtete.

      »Ich hab’ eigentlich schon damit gerechnet, daß du herkommen und mich fragen würdest«, sagte er, als sie saßen. »Aber ich war net sicher, ob deine Mutter dir etwas wegen der alten Geschichte hinterlassen hat.«

      »Wenn ich mich eher um die Papiere gekümmert hätte und dahintergekommen wäre, daß dein Bruder net mein Vater ist, hätt’ ich schon längst nachgefragt.«

      Heinrich hob mahnend die Hand.

      »Kurt war und ist dein Vater«, sagte er im ernsten Ton. »Wenn auch net der leibliche, aber einen bess’ren hättest dir net wünschen können.«

      Die Arzthelferin senkte beschämt den Kopf.

      »Du hast recht«, antwortete sie. »Papa hat wirklich alles für mich getan. Es ist nur…, weil ich so durcheinander bin, seit ich erfahren hab’, daß es da noch einen andren gibt.«

      »Natürlich, mein Mädchen«, nickte Heinrich Brinkmann. »Das versteh’ ich sehr gut.«

      Er hatte sich eine Brotscheibe genommen und mit Butter bestrichen.

      »Deine Mutter«, fuhr er fort, während er etwas Wurst auflegte, »hat mir einmal etwas darüber erzählt. Sie hat sich ihr ganzes Leben Vorwürfe gemacht, weil sie dir nie sagen konnte, wer dein wirklicher Vater ist. Kurt wollte es net. Er meinte, du würdest dadurch nur in einen Konflikt geraten.«

      Er lächelte.

      »Vielleicht hatte er Angst, dich zu verlieren. Kurt liebte dich nämlich wirklich abgöttisch. Meine kleine Prinzessin hat er dich immer genannt.«

      Auch

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