Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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sie.

      Sie stieg in ihr Auto und fuhr nach Hause. Unterwegs überlegte sie, wie sie am besten vorgehen sollte. Erst einmal Urlaub beantragen. Dr. Westhoff würde ihr bestimmt keine Steine in den Weg legen, wenn er erfuhr, worum es ging. Seit drei Jahren arbeitete die Vierundzwanzigjährige in der Praxis und kam bestens mit dem Chef und den Kolleginnen aus.

      Dann mußte sie herausfinden, wo dieses St. Johann lag, außerdem brauchte sie für die Zeit ihres Aufenthalts dort eine Unterkunft.

      Himmel, gab es da viel zu überlegen!

      Sie würde sich eine Liste machen müssen, damit sie nicht die Hälfte vergaß. Und zwar am besten gleich, denn noch war sie voller Eifer und Energie.

      Obwohl sie die letzte Nacht kaum geschlafen hatte, fühlte Carla sich ausgesprochen munter. Sie saß bis spät in die Nacht in ihrem Wohnzimmer und schrieb auf, woran sie alles denken mußte; der Computer und das Internet waren ihr dabei eine große Hilfe.

      St. Johann, das hatte sie schnell herausgefunden, lag an der Grenze zu Österreich. Mit dem Auto konnte sie die Strecke in ein paar Stunden schaffen. Mehr Probleme machte da die Frage der Unterkunft. Sie hatte noch am Abend, nachdem sie über das Internet die Pensionen herausgesucht hatte, bei verschiedenen Ferienunterkünften angerufen und nachgefragt. Die Auskünfte waren indes alles andere als ermutigend gewesen. Überall hieß es, man sei ausgebucht. Ihre einzige Hoffnung war im Moment nur noch eine Pension, in der sich niemand gemeldet hatte. Sie konnte also nur noch abwarten, ob sie morgen mehr Glück hatte. Notfalls würde sie auch in ihrem Auto schlafen.

      Sehr viel später als sonst ging sie dann schlafen. Aber bevor sie ins Land der Träume hinüberglitt, kreisten ihre Gedanken ständig um drei Personen: Kurt Brinkmann, ihre Mutter und Tobias Starnmoser.

      Vergeblich hatte sie noch einmal alles durchgesehen, in der Hoffnung, vielleicht ein Foto ihres richtigen Vaters zu finden. Wahrscheinlich, so vermutete sie, hatte ihre Mutter alles verbrannt, was sie an die Vergangenheit hätte erinnern können. Alles, was sie fand, und das ihr bestätigte, daß sie sich das alles nicht nur einbildete, war die Heiratsurkunde, in der stand, daß Frau Brigitte Starnmoser, geb. Hornbacher, und Herr Kurt Brinkmann die Ehe geschlossen hatten. Als Geburtsort ihrer Mutter war St. Johann angegeben.

      Jetzt war sie gespannt darauf, ihn kennenzulernen.

      *

      Ria Stubler begrüßte die junge Frau mit einem herzlichen Lächeln.

      »Herzlich willkommen. Ich hoff’, Sie werden sich bei mir wohl fühlen. Hatten S’ eine gute Fahrt?«

      »Vielen Dank, ja«, nickte Carla. »Ich freu’ mich, daß es mit dem Zimmer noch geklappt hat.«

      »Da hatten S’ wirklich Glück. Ich hab’ Ihnen ja schon am Telefon gesagt, daß es um diese Jahreszeit immer eng ist. Aber gerad’, als Sie angerufen haben, hatte ein Gast seine Reservierung storniert. So, jetzt kommen S’ aber erstmal, ich zeig’ Ihnen das Zimmer.«

      Die Pensionswirtin nahm einen Schlüssel vom Brett und ging voran. Das Zimmer lag im ersten Stock. Es war einfach, aber gemütlich eingerichtet. Es gab sogar Telefon und ein Fernsehgerät. Durch eine hohe Glastür gelangte man auf den Balkon hinaus, von dem aus man einen phantastischen Blick auf die Berge hatte.

      »Sehr schön«, sagte die Arzthelferin.

      »Frühstück ist von sieben bis zehn Uhr«, erklärte Ria. »Falls Sie mal eine Bergtour planen, sagen S’ mir am Abend vorher Bescheid, dann richt’ ich Ihnen etwas her, und eine Brotzeit für unterwegs bekommen S’ auch.«

      Sie nickte Carla zu und schloß die Tür hinter sich.

      Die Arzthelferin nahm die Reisetasche und begann, ihre Sachen auszupacken und in den Kleiderschrank zu räumen. Das Zimmer gefiel ihr wirklich, vor allem die Holzmöbel, die mit bunter Bauernmalerei verziert waren. Nachdem die Tasche leer war, verstaute Carla sie auf dem Schrank und setzte sich in einen der beiden Sessel, die am Fenster standen.

      Da bin ich also, dachte sie.

      Wie sie vermutet hatte, gab es seitens ihres Chefs keine Einwände gegen den Urlaub. Ihre Bitte kam zwar etwas kurzfristig, aber nachdem Dr. Westhoff gehört hatte, worum es ging, stimmte er zu. Am selben Tag rief sie in der Pension an und fragte nach einem Zimmer. Ihr Herz tat einen Hüpfer, als die freundliche Frau am Telefon sagte, es wäre gerade für diesen Zeitraum etwas frei.

      Vierzehn Tage später machte sie sich auf den Weg. Sabine Gründler, eine Freundin, versprach, sich in der Zeit um das Haus zu kümmern. Die beiden Frauen kannten sich, seit Carla in der Praxis angefangen hatte. Sie unternahmen oft etwas zusammen. Zu diesem Freundeskreis gehörten noch zwei weitere Kolleginnen und deren Partner. Es war ein lustiger Haufen, der immer viel Spaß hatte.

      Es war schon ein merkwürdiges Gefühl gewesen. Je näher sie St. Johann kam, um so vertrauter schien ihr alles, was sie sah. Obwohl sie noch nie in ihrem Leben hier gewesen war.

      Das ist also die Heimat meiner Eltern, ging es ihr durch den Kopf, als sie durch den Ort fuhr.

      Was sie sah, sprach sie an. Die typischen Häuser mit ihren Lüftlmalereien, die Kirche mit ihrem schlanken Turm, und die vielen Einheimischen, die so bajuwarisch aussahen, als wären sie einem Ferienkatalog, der für die oberbayerische Region warb, entsprungen.

      Aber es gab auch viele Touristen, die unschwer an ihren umgehängten Fotoapparaten und Videokameras zu erkennen waren. Offensichtlich war St. Johann ein beliebter Ferienort, wie ja auch die Tatsache bewies, daß man ohne Glück keine Unterkunft bekommen konnte, wenn man nicht rechtzeitig reserviert hatte.

      Doch sie hatte dieses Glück gehabt, und jetzt saß Carla Brinkmann in ihrem Pensionszimmer und überlegte ihre nächsten Schritte.

      Um auf das Rathaus zu gehen, war es wohl schon zu spät. Dort war sicher schon geschlossen. Vielleicht war es aber auch besser, wenn sie nicht sofort loslegte, sondern erst einmal ankam, sich von der Fahrt erholte und dann einen kleinen Spaziergang durch den Ort unternahm.

      Auf dem Tisch lagen Prospekte. Carla nahm einen zur Hand und schlug ihn auf. Der Urlaubsort St. Johann wurde darin gepriesen, und die malerische Umgebung herausgestellt. Sie las, was man alles unternehmen konnte, um die Ferien zu gestalten, und wenn sie nicht aus einem ganz bestimmten Grund hierher gekommen wäre, dann hätte sie sich auf ein erfrischendes Bad im Achsteinsee gefreut, ganz sicher eine Bergwanderung geplant und die Besichtigung einer Sennerei, in der Bergkäse hergestellt wurde.

      Doch das alles kam nicht in Frage. Später vielleicht, wenn sie ihre Nachforschungen betrieben und abgeschlossen hatte, und der Urlaub dann noch nicht vorüber war.

      Es war später Nachmittag, als sie die Pension verließ und durch den Ort spazierte. Carla schaute sich neugierig um, aber es waren nicht die Häuser, die sie betrachtete, sondern vielmehr die Menschen, die ihr begegneten. In jedem Gesicht forschte sie nach, ob sie vielleicht Ähnlichkeiten mit sich oder der Mutter entdeckte. Wie ihr richtiger Vater ausgesehen hatte, wußte sie ja leider nicht, aber es war schon eine sehr aufregende Vorstellung, daß unter den vielen Leuten, die sie sah, vielleicht ein Verwandter von ihr sein könnte.

      In dem nicht sehr großen Einkaufszentrum gab es viele kleine Läden, unter anderem auch ein Geschäft, in dem man Ansichtskarten und Souvenirs kaufen konnte. Carla suchte ein paar Karten mit hübschen Motiven aus und ging dann weiter zum Kaffeegarten des Hotels, an dem sie vorübergekommen war. Dort saßen viele Gäste unter hohen Kastanien und ließen sich die hausgemachten Torten und Eisspezialitäten

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