Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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und strich ihr über das Haar. »Ich bin eben ein störrischer Bock.«

      Er schob sie zu Wolfgang.

      »Behandle sie gut«, sagte er. »Sonst bekommst du’s mit mir zu tun.«

      Der junge Bauer griff sich unwillkürlich an den Hals.

      »Ich versprech’s«, sagte er und nahm Kathrins Hand.

      Hubert Sonnenleitner sah seinen Sohn und Ria an.

      »Na los«, meinte er und warf dem Bergpfarrer einen Blick zu, »jetzt küßt euch schon!«

      Das ließen sich die vier nicht zweimal sagen, und als sie sich endlich küßten, da war aller Streit vergessen.

Cover Verschmähte Liebe

      Es war ein grauer regnerischer Tag gewesen. Schon seit vorgestern wollte sich die Sonne nicht mehr sehen lassen, und die Vorhersage versprach erst für die kommenden Tage deutliche Besserung.

      Carla stand am Fenster ihres Wohnzimmers und schaute mißmutig hinaus. Hinter ihr, auf dem Tisch, stapelte sich ein Haufen Papiere. Seit sie vor ein paar Wochen ihre Mutter beerdigt hatte, schob die junge Arzthelferin das Sichten und Ordnen der Unterlagen immer wieder hinaus.

      Es hatte etwas Endgültiges, wenn sie den Nachlaß durchsah. Dabei wußte sie genau, daß niemand, der den letzten Weg gegangen war, zurück kam. Dennoch hatte sie sich bisher nicht dazu durchringen können. Doch jetzt wurde es allmählich Zeit. Auch wenn die Trauer über den schweren Verlust noch lange anhalten würde, so hatte Carla doch bereits Pläne geschmiedet. Das Haus, das der Vater vor gut zwanzig Jahren gebaut hatte, war äußerlich immer noch ein Schmuckstück, innen jedoch standen einige Arbeiten an. Es mußte gemalt und tapeziert werden, neue Möbel wollte Carla anschaffen und vielleicht eines der Zimmer im ersten Stock vermieten. Platz war genug da, und seit Mutter nicht mehr lebte, war es schrecklich einsam geworden.

      Aber erst einmal die Papiere!

      Die hübsche junge Frau hatte sich Tee gekocht, der auf dem Tisch auf einem Stövchen stand. Sie goß eine Tasse voll, gab Kandis hinein und einen Schuß Sahne obenauf. Carla setzte sich in den Sessel, den ihr Vater immer beansprucht hatte, wenn er am Abend fernsehen wollte, und nahm einen Stoß Papiere in die Hand.

      Meistens waren es alte Rechnungen, die ihre Eltern, nachdem sie beglichen worden waren, aufbewahrt hatten. Carla sortierte sie aus; nach acht Jahren würde wohl niemand mehr nachfragen, ob dieses oder jenes Teil nach der Lieferung auch wirklich bezahlt worden war.

      Karten mit Urlaubsgrüßen und Briefe von Verwandten, von denen die meisten längst nicht mehr lebten, befanden sich ebenfalls in den Sachen. Carla hatte vor ein paar Tagen den Wohnzimmerschrank leergeräumt und alles auf den Tisch gepackt. Es war unglaublich, was sich da im Laufe der Jahre so alles ansammelte.

      Die Arzthelferin, die in Landsberg lebte und arbeitete, sortierte das meiste aus, lediglich die Ansichtskarten wollte sie behalten. Einige waren schon sehr alt, stammten aus den sechziger Jahren, und Carla wußte, daß Sammler für solche Karten oft sehr gute Preise zahlten. Vielleicht war ja das eine oder andere Stück darunter, das sich auf dem Flohmarkt verkaufen ließ.

      Carla hatte sich schließlich durch den Haufen gearbeitet. In einem großen Umschlag fand sie persönliche Papiere ihrer Eltern, die sie sorgfältiger durchsah und in einen Ordner ablegte. Zuletzt stieß sie auf einen kleineren Briefumschlag, dessen Aufschrift sie stutzig werden ließ.

      Der Umschlag trug unverkennbar die Handschrift ihrer Mutter – und er war an sie adressiert.

      »Für Carla«, stand darauf und der Zusatz, »nach meinem Tode zu öffnen«.

      Unwillkürlich schlug das Herz der jungen Frau schneller. Sie fuhr sich nervös durch das kurze dunkle Haar und trank rasch einen Schluck Tee, weil ihr Mund plötzlich ganz trocken geworden war. Mit dem Brieföffner schlitzte sie den Umschlag auf, nahm das Blatt Papier heraus und faltete es auseinander.

      Die Tinte war verblaßt; ihre Mutter schien den Brief schon vor langer Zeit geschrieben zu haben. Carla vermutete, daß es kurz nach Vaters Tod geschah. Die Arzthelferin las und ließ schon nach der zweiten Zeile das Blatt sinken. Jetzt pochte ihr Herz noch schneller, und sie zitterte am ganzen Körper. Sie wartete, bis sie sich einigermaßen wieder beruhigt hatte, und las erneut.

      Mein geliebtes Madl,

      ich hoffe, daß dieser Brief Dir nicht allzusehr weh tut, aber es gibt etwas, das mir auf der Seele liegt und das Du wissen sollst. Du mußt endlich erfahren, daß Dein Vater, Kurt, nicht Dein leiblicher Vater ist!

      Schon oft wollte ich mit Dir darüber reden, doch dann hatte ich Angst, die heile und behütete Welt, in der Du aufgewachsen bist, zu zerstören. Ich mußte die Illusion aufrecht erhalten, um Dich, meine Carla, zu schützen. Denn wenn Kurt auch nicht Dein leiblicher Vater war, so warst Du doch immer seine geliebte Tochter. Er hat Dich adoptiert und Dir seinen Namen gegeben. In einer schweren Zeit war er für mich da, hat mich geliebt und beschützt, und ich war ihm dankbar dafür.

      Ich will nicht viel über die Vergangenheit sagen, jene, die noch hinter der Zeit liegt, bevor ich Kurt kennenlernte. Ich habe sie hinter mir gelassen und im Laufe der Jahre beinahe vergessen. Nur eines konnte ich nie vergessen, das Grab, in dem der Mann ruht, der Dein wirklicher Vater ist – Tobias Starnmoser.

      Ich hoffe, Du zürnst mir, Deiner Mutter, nicht, daß ich Dir das alles nicht schon viel früher gebeichtet habe. Aber glaube mir, es war besser so. Jetzt lebe wohl, mein Kind. Vati und ich waren immer stolz auf Dich. Vielleicht war ich nicht immer eine perfekte Mutter, aber einen besseren Vater als Kurt Brinkmann konnte ich mir für Dich niemals vorstellen.

      Deine Dich liebende Mutter

      *

      Draußen war es inzwischen so dunkel geworden, daß Carla nach dem Schalter der Stehlampe griff und das Licht einschaltete. Sie saß wie betäubt in dem Sessel und war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie blickte auf das Bild der Eltern – oder mußte sie jetzt vielleicht sagen, ihrer Mutter und Kurt Brinkmann –, das auf der kleinen Anrichte stand, und fragte sich, was sie eigentlich über das Leben der beiden wußte.

      Wirklich wußte, nicht das, was sie ihr offenbar vorgespielt hatten!

      Solange sie zurückdenken konnte, war Kurt Brinkmann immer ein liebender zuvorkommender Vater gewesen, der ihr jeden Wunsch erfüllt hatte. Bei der Bahn war er angestellt gewesen, und Mutter brauchte niemals arbeiten zu gehen. Es war eine heile Familie gewesen, in der Carla aufgewachsen war, nie, so erinnerte sie sich jetzt, hatte es jemals einen Streit oder auch nur ein böses Wort zwischen den Eltern gegeben, und mit ihr waren sie immer besonders nachsichtig gewesen.

      Carla versuchte, sich an Verwandte zu erinnern, die oft zu Besuch kamen, oder zu denen sie hingefahren waren. Am Sonntag, das Madl hübsch zurechtgemacht, im weißen Kleidchen, mit Schleifen im Haar. Die meisten lebten nicht mehr. Zur Beerdigung der Mutter waren außer Onkel Heinrich, einem Bruder ihres Vaters, nur noch zwei ältere Tanten gekommen, Schwestern von Kurt Brinkmanns Mutter, die auch nach dem Tod des Neffen noch Kontakt zu der Witwe gehalten hatten.

      Gegenseitige Besuche, vielleicht mal der eine oder andere gemeinsame Urlaub, Hochzeiten und andere Familienfeste, aber das war auch wirklich schon alles, was Carla über die Verwandtschaft wußte.

      Über Vaters Verwandtschaft,

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