Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      Dieser Mann war Geistlicher?

      Dem Bergpfarrer war die Irritation seines Gegenübers nicht entgangen. Allerdings kannte er solche Reaktionen, die Leute waren immer wieder erstaunt, wenn sie hörten, daß dieser gutaussehende, stets leicht braungebrannte Mann mit der sportlichen Figur ein Diener Gottes war. Eher vermuteten sie in ihm einen Sportler oder Schauspieler…

      »Ja, ich weiß nicht recht«, sagte Jürgen Rendler. »Einen Moment wird’s wohl noch dauern. Vielleicht warten S’ hier auf Christian. Ich sag’ ihm Bescheid.«

      Sebastian nickte und sah dem Mann hinterher. Der war kaum drei Schritte gegangen, als er wieder kehrtmachte und zurückkam.

      »Sagen Sie mal, Hochwürden, haben S’ eigentlich mal daran gedacht, den Beruf zu wechseln und Schauspieler zu werden?« fragte er den überraschten Geistlichen. »Also, mit allem Respekt, aber bei Ihrem Aussehen würden S’ einschlagen wie eine Bombe. Ach, übrigens, mein Name ist Jürgen Rendler, ich bin der Regisseur dieses Films.«

      Sebastian Trenker schmunzelte.

      »Vielen Dank für das Angebot«, antwortet er. »Aber ich fürcht’, es kommt um Jahre zu spät.«

      Der Regisseur nickte.

      »Schade, wirklich schade. Na ja, dann werde ich mal den Christian holen.«

      Er verschwand, und Pfarrer Trenker amüsierte sich immer noch über den Gedanken, als Schauspieler vor der Kamera zu stehen. Die einzige Erfahrung, die er in dieser Hinsicht gemacht hatte, bestand darin, vor Jahren einmal im Fernsehen das ›Wort zum Sonntag‹ gesprochen zu haben. Gerne hätte man von Seiten des Senders diesen Auftritt wiederholt, die Flut der Zuschauerbriefe, die dieser Predigt folgte, war gigantisch gewesen. Selbst eine eigene TV-Show bot man ihm an.

      Doch Sebastian hatte abgelehnt, er sah sich nicht als Medienstar. Außerdem war es ihm wichtiger, für seine Gemeinde da zu sein und nicht an fünf Tagen der Woche in einem Fernsehstudio zu stehen.

      Während er einen Moment an diese Episode seines Lebens dachte, sah er einen jungen Mann zwischen den Wohnwagen hervorkommen. Er erkannte Christian Corbian sofort und winkte ihm zu.

      »Hochwürden, das ist aber eine Überraschung«, sagte der Schauspieler und reichte ihm die Hand.

      Dann sah er ihn fragend an.

      »Sind Sie zufällig in der Gegend oder ist was mit Vater?«

      Echte Besorgnis klang aus seinen Worten, die Sebastian insgeheim aufatmen ließ. Der Bauernsohn hätte nicht nach seinem Vater gefragt, wenn der ihm so gleichgültig gewesen wäre, wie es bisher den Anschein hatte.

      »Dein Vater ist net bei bester Gesundheit«, antwortete er. »Zwar besteht keine unmittelbare Lebensgefahr, aber ein bissel Sorgen mach’ ich mir schon.«

      Der Geistliche schaute sich um. Sie waren nicht mehr alleine, von überall her kamen Leute. Das Filmteam war mit dem Abbauen der Gerätschaften beschäftigt, und dementsprechend herrschte ein heilloses Durcheinander.

      »Können wir uns hier irgendwo ungestört unterhalten?« fragte Sebastian.

      Christian Corbian nickte.

      »Kommen S’, wir gehen in meine Garderobe.«

      Die entpuppte sich als einer der Wohnwagen. Er bot alles, was sie vor Ort benötigten und war gar nicht mal so klein. Die Schauspieler zogen sich darin um und konnten hier während der Drehpausen auch ein wenig ausruhen.

      »Sie haben wirklich Glück, daß Sie mich noch antreffen«, sagte Christian Corbian. »Eigentlich waren wir schon in der letzten Woche fertig, doch dann stellte sich heraus, daß ein paar Szenen nachgedreht werden mußten. Damit sind wir gerade heute fertig geworden.«

      »Du hast ja wirklich eine tolle Karriere gemacht«, meinte der Bergpfarrer. »Dein größter Wunsch ist also in Erfüllung gegangen.«

      »Ja, Hochwürden, und ich kann mir wirklich keinen schöneren Beruf vorstellen.«

      Er hob die Hand.

      »Aber Sie wollten von Vater erzählen.«

      Sie hatten sich gesetzt. Christian bot Kaffee an, der in einer Thermoskanne auf dem Tisch stand. Sebastian nickte dankend und berichtete, nach dem ersten Schluck, von seinem letzten Besuch auf dem Corbianshof.

      »Das hab’ ich net gewußt, daß der Vater einen so schweren Unfall hatte«, sagte der Schauspieler bedrückt. »Und es besteht keine Aussicht auf Besserung?«

      Der gute Hirte von St. Johann sah sein einstiges Pfarrkind einen Moment schweigend an.

      »Doch«, sagte er dann, »wenn du wieder nach Haus’ kommen und dich mit dem Vater aussöhnen würdest…«

      *

      Hans Oberhofer stapfte unwillig mit dem Fuß auf.

      »Ich versteh’ das Madel net«, sagte er kopfschüttelnd zu seiner Frau. »Was will die Burgl bloß? Etwas Besseres kann ihr doch gar net passieren, als daß der Tobias sie zur Frau nimmt. Schließlich heiratet sie damit auf einen der reichsten Höfe im ganzen Wachnertal.«

      Maria, seine Frau, sah ihn achselzuckend an, während die Tochter, Walburga Oberhofer, schmollend auf der Eckbank in der Küche saß.

      »Ich liebe den Tobias aber net«, rief sie schließlich, wobei ihr die Zornesröte ins Gesicht lief. »Und das gehört ja wohl zum Heiraten dazu.«

      »Aha«, nickte der Oberhoferbauer, »du liebst ihn also net. Aber diesen Möchtegernschauspieler, der sich lieber in der Weltgeschichte umhertreibt, als seinem kranken Vater zu helfen, den liebst du.«

      »Erstens ist der Christian kein Möchtegernschauspieler, sondern ein bekannter Star, der sogar schon im Ausland gedreht hat«, widersprach Burgl heftig. »Und zweitens kannst du das gar net beurteilen. Du hast ja net einen einzigen Film von ihm gesehen.«

      »Du dafür aber alle«, gab der Vater verächtlich zurück. »Wenn ich so einen Schmarren schon hör’: ›Schicksale der Liebe‹ oder ›Abenteuer am Berg‹. Fehlt noch, daß er sich was darauf einbildet, der Herr…«

      Die Diskussion ging schon eine Weile so. Genauer gesagt, seit Burgl aus Prien zurückgekommen war, wo sie Christian Corbian bei den Dreharbeiten zugesehen hatte. Seit sie davon in der Zeitung las, war sie beinahe jeden Tag am Chiemsee gewesen. Einmal schien es, als begegneten sich ihre Blicke, doch da hatte sie sich schnell zurückgezogen, um nicht von ihm erkannt zu werden.

      Am letzten Drehtag hatte sie die Tränen kaum zurückhalten können, als sie sah, wie Christian die schöne Schauspielerin küßte. Natürlich war ihr klar, daß es sich nur um einem Filmkuß handelte, der keine Bedeutung hatte. Dennoch tat es weh, es zu sehen; wie es ihr immer weh tat, wenn sie einen seiner Filme anschaute, in denen die Frauen dem gutaussehenden Mann zu Füßen lagen. Inzwischen hatte Burgl alle Filme, in denen Christian mitspielte, auf Videokassetten gesammelt und konnte sich immer wieder, wenn ihr danach war, in ihr Zimmer zurückziehen und von ihm träumen.

      Heute war es eher Zufall gewesen, daß sie noch einmal bei den Dreharbeiten war. Eigentlich sollten die ja längst abgeschlossen sein, doch als Burgl nach Prien kam, sah sie zu ihrem Erstaunen die Wohnwagen

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