Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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die kleine Gundula auf dem Boden und betrachtete ein Foto.

      »Schau! Des is ein Auto!« Freudig streckte sie Barbara das Bild entgegen.

      Barbara erkannte sofort, daß es ihr Auto war, ihr Dienstwagen, den sie am zweiten Tag von Ruppert Schwarzer bekommen hatte. Sie fühlte einen Stich im Herzen, der sehr weh tat. Sie kniete sich neben Gundula und fragte:

      »Das ist wirklich ein schönes Auto. Wo hast denn das Bild her?«

      »Da!« Die Kleine zeigte auf die Jacke ihres Vaters.

      Barbara reagierte sofort.

      »Dann tun wir das gleich wieder dahin. Man darf nichts aus den Taschen von fremden Jacken nehmen, Gundi. Das gehört sich nicht. Dein Papa wäre böse, wenn er das wüßte. Aber keine Angst, ich sage ihm nichts. Jetzt lauf, kleine Gundi, in den Stall und sag deinem Papa, daß der Viehdoktor kommt.«

      Das kleine Mädchen rannte schnell davon. Barbara schaute ihr nach. Dann zog sie den Umschlag aus der Innentasche der Jacke. Sie mußte sich setzen, als sie den Brief las. Ihr Herz klopfte. Sie fühlte sich so, als würde sie jeden Augenblick die Sinne verlieren. Nur mühsam gelang es ihr, Brief und Bild wieder in die Tasche zu stecken. Sie hing die Jacke an die Garderobe. Dann ging sie hinauf in ihr Zimmer. Barbara fühlte sich so schwach, daß sie sich an der Wand festhalten mußte.

      In ihrem Kopf drehte sich alles. Es ist zu Ende. Es ist vorbei. Ein großer Schmerz brannte wie ein alles verzehrendes Feuer in ihrem Innern. Schnell nahm sie ihre Handtasche, warf sich eine Strickjacke über und verließ das Haus. Dabei wählte sie die hintere Tür, die zum Garten führte. Niemand sah sie, als sie über die Wiesen davonrannte.

      Atemlos erreichte sie die Straße außerhalb des Dorfes. Sie ging ein Stück entlang. Dann hielt sie ein Auto an. Das nahm sie mit in die Stadt.

      *

      Der Tierarzt kam. Kilian und er waren die nächsten Stunden damit beschäftigt, der Kuh beim Kalben beizustehen. Neugierig standen die Kinder dabei. Kilian dachte nicht mehr an Barbara.

      Die Bunte warf ein kräftiges Bullenkalb. Es war tiefbraun, wie sein Vater. Es würde einmal ein Prachtbulle werden, das konnte man jetzt schon sehen.

      Es war schon dunkel, als sie dann alle ins Haus gingen. Kilian Dössegger trank mit dem Tierarzt einen Schnaps und bezahlte die Rechnung. Erst jetzt bemerkte er, daß Barbara nicht da war. Sonst brachte sie um diese Zeit immer die Kinder ins Bett.

      »Wo ist die Barbara?«

      Keiner wußte etwas. Während Kilian Dössegger den Arzt zum Auto brachte und dann noch einmal nach Kuh und Kalb sah, suchten die Kinder Barbara überall.

      »Vater, wir haben die Barbara net gefunden.«

      »Die wird schon wiederkommen. Geht jetzt schlafen.«

      Kilian Dössegger nahm seine jüngste Tochter auf den Arm und trug sie hinauf ins Bett.

      »I will, daß die Barbara mir ein Lied singt«, jammerte Gundula.

      Das Kind fing an zu weinen.

      »I bin auch net mehr bös. I nehm auch nix mehr aus der Tasche. Das habe i der Barbara auch versprochen.«

      Kilian strich seiner Tochter über das Haar.

      »Was hast du denn aus der Tasche genommen?«

      »Das Bild mit dem roten Auto. Das ist genauso ein rotes Auto wie das Spielzeugauto vom Waldi.«

      Kilian erschrak. In der Gegenwart seiner Tochter riß er sich zusammen. Er gab Gundula einen Kuß auf die Wange und versprach ihr, weiter nach Barbara zu suchen. Zum Trost ließ er ihr die Nachttischlampe im Zimmer brennen.

      Er schaute noch einmal in die Stuben seiner anderen Kinder und sagte ihnen allen gute Nacht. Dann ging er hinunter in den Flur. Dort hing seine Jacke sorgfältig auf einem Kleiderbügel an der Garderobe. Das Schreiben war in der Innentasche. Er nahm es heraus. Das Foto lag zwischen den zusammengefalteten Briefbögen. Kilian Dössegger war sich sicher, daß Barbara den Bericht gelesen hatte. Er hatte das Foto nicht in den Umschlag gesteckt, sondern lose eingesteckt.

      Was soll jetzt geschehen? Wie immer, wenn Kilian nicht weiter wußte, ging er in den Garten und setzte sich auf die Bank unter dem Obstbaum.

      Es war eine milde Sommernacht. Der Mond stand sichelförmig am Himmel. Kleine Wolken zogen vor ihm vorbei. Dann und wann bewegte ein Windhauch die Blätter des Baumes über ihm. Kilian atmete tief durch. Er war so aufgewühlt. Es dauerte lange, bis er wieder Ruhe fand.

      Dann wurde ihm klar, daß er keinen Groll gegen Barbara hegte. Er wollte sie zurückgewinnen. Er liebte sie und war sich vollkommen sicher, daß auch sie ihn liebte. Was muß das für ein Schock gewesen sein, als sie den Bericht gefunden hatte, dachte er und sein Herz krampfte sich zusammen.

      Die Kirchturmuhr schlug Mitternacht. Heute kann ich nichts mehr machen, dachte er traurig.

      Wo sollte er auch suchen? Wohin war sie gegangen? Hoffentlich passiert ihr nichts mitten in der Nacht. Er sorgte sich um Barbara, wie sich nur ein liebender Mensch sorgen kann.

      Dann ging er ins Haus. Sein Herz lenkte ihn in ihr Zimmer, vielleicht, weil dies der Ort war, an dem er ihr am nächsten sein konnte. Kilian Dössegger setzte sich auf das Bett und schaute sich um. Ihre Kleider und Sachen waren alle noch da. Wie in Gedanken zog er die Schublade ihres Nachtkästchens auf. Mit zitternden Händen nahm er ein dickes Heft heraus und blätterte darin.

      Es war ein Tagebuch.

      Seite für Seite gefüllt mit Aufzeichnungen seit dem ersten Tag ihrer Ankunft auf dem Dössegger Hof. Es waren nicht nur sachliche Berichte über ihre täglichen Arbeiten. Es war angefüllt mit liebevoll aufgeschriebenen Ereignissen, hauptsächlich über die Kinder. Barbara hatte alle ihre Gefühle diesen Seiten anvertraut. Kilian fand auch viele Stellen, an denen Barbara über ihn geschrieben hatte. Sie hatte auch ihre Ängste und Sorgen aufgeschrieben, was Ruppert Schwarzer sich wohl ausdenken würde.

      Welche Angst muß Barbara haben!

      Wie sehr muß sie mich und die Kinder lieben!

      Das dachte Kilian immer wieder und sein wundes Herz sehnte sich nach ihr. Wie gern hätte er sie sofort in den Arm genommen und getröstet.

      Als er das Tagebuch ausgelesen hatte, dämmerte draußen schon der Morgen. Bald würden die Hähne schreien. Kilian legte das Tagebuch zurück. Dann vergrub er einen Augenblick sein Gesicht in Barbaras Kopfkissen und atmete ihren Duft.

      Mit schwerem Gang schleppte er sich in sein Schlafzimmer und legte sich mit den Kleidern auf sein Bett.

      *

      Barbara hatte am späten Abend in der Stadt ihre Wohnung erreicht. Sie nahm ein heißes Schaumbad, so als wolle sie alles von sich abwaschen. Die Kleider, die sie auf dem Dössegger Hof getragen hatte, stopfte sie in die Mülltonne. Dann kochte sie sich einen starken Kräutertee und ging ins Bett. Sie fiel sofort in tiefen Schlaf.

      Es war kurz nach sechs Uhr morgens, als sie aufwachte. Ihre innere Uhr tickte noch nach dem Zeitplan des Dössegger Hofes. Zu dieser Zeit war sie immer aufgestanden. Was die Kinder jetzt wohl machen? Das war ihr erster Gedanke. Als sie an Kilian dachte, spürte sie den Schmerz. Ich habe ihn

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