Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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      »Du kommst dir vor, als wärest du in einem tiefen Tal. An allen Seiten sind steile Felswände. Du willst hinauf, aber du findest keinen Weg. Ist es so, Barbara?«

      »Das hast du schön gesagt, Anna. Genau so ist es. Ich werde wohl im tiefen Tal bleiben müssen.«

      »Niemand muß in einer Schlucht verkümmern, Anna. Du mußt die Hilfe der Retter nur annehmen. Sie lassen dir ein Seil hinab. Binde es um deine Taille und laß dir helfen. Sie ziehen dich hinauf.«

      »Wenn das so einfach wäre, Anna.«

      »Es ist einfach. Alle mögen dich.«

      Anna lächelte Barbara an. Sie wollte ihr Mut machen.

      »Vielleicht mußt du die steilen und glatten Felswände anders sehen. Du bist unten im tiefen Tal. Dort hast du Zuflucht gefunden. Die Felswände um dich herum schützen dich vor der Bedrohung. Sie kann dort nicht hinkommen.«

      Barbara seufzte wieder.

      »Ja, so kann man es auch sehen. Ich werde darüber nachdenken.«

      Anna wünschte Barbara eine gute Nacht. Diese wollte gleich schlafen gehen.

      *

      Als Anna am nächsten Morgen aufstand, war Barbara schon auf. Sie wollte gerade die Hütte verlassen.

      »Wo willst du hin?«

      »Es soll hier in der Nähe eine Stelle geben, die ihr ›Erkerchen‹ nennt. Einer der Buben, der Andi, hat mir davon erzählt. Die Aussicht sei dort ganz besonders schön.«

      »Ja, der Blick von dort über das Tal ist unvergleichlich. Und weit ist es auch nicht. Ich sollte auch mal wieder hingehen.«

      »Dann komme doch mit mir.«

      »Das geht nicht. Wir haben zu viele Gäste. Gehe du ruhig! Vielleicht komme ich später nach. Hast du genug Stärkung dabei?«

      »Ja, der Alois hat mir einiges in den Rucksack gepackt.«

      Barbara ließ sich von Anna noch einmal den Weg erklären, dann ging sie los.

      Zum ›Erkerchen‹ war es nicht weit. Die Bank, die dort stand, war feucht vom Tau. Barbara nahm ihr Taschentuch und rieb sich eine Stelle trocken. Dann setzte sie sich. Unter ihr hingen leichte Nebelschwaden wie große Wattebäusche über dem Tal und verdeckten stellenweise den Blick auf Waldkogel. Barbara sah zu, wie sie sich langsam

      in den warmen Sonnenstrahlen auflösten.

      Wie wunderbar wäre es, wenn sich alle Probleme so einfach auflösen würden, dachte Barbara. So vergingen die nächsten Stunden.

      Barbara hatte nicht gehört, wie Anna gekommen war. Sie zuckte zusammen.

      »Hab’ ich dich erschreckt? Das wollte ich nicht, Barbara.«

      Anna setzte sich neben sie.

      »Dich bedrückt doch ein Kummer, Barbara. Willst du es mir nicht erzählen?«

      »Es fällt mir schwer, darüber zu sprechen.«

      Barbara spielte mit den Bändern, die aus der Kapuze ihres Anoraks baumelten.

      Dann sagte sie leise, und dabei schweifte ihr Blick über das Tal:

      »Der Kilian hat sich wohl in mich verliebt.«

      »Das ist ja wunderbar, Barbara. Und du? Wie steht es mit deinen Gefühlen? Liebst du ihn auch?«

      »Meine Gefühle, das ist schwer.« Sie seufzte. »Ja, ich liebe Kilian auch.«

      »Was soll daran schwer sein?«

      »Kilian Dössegger hat mir einen Heiratsantrag gemacht, letzte Woche, und ich habe ihn abgelehnt.«

      »Warum?«

      »Wie soll ich das erklären? Ich liebe Kilian auch, und seine Kinder. Ich habe ihm auch versprochen, solange es irgendwie möglich ist, auf dem Hof zu bleiben. Aber ich will ihn nicht heiraten.«

      »Aus dir werde einer schlau!«

      »Ich erwarte nicht, daß mich irgend jemand versteht, Anna. Ich kann dir nur sagen, daß ich aus Liebe zu ihm auf eine Heirat verzichte. Es wäre nicht gut für ihn. Er hält mich für vollkommen. Das bin ich aber nicht, bei Gott! Das bin ich wirklich nicht.«

      »Niemand ist vollkommen, Barbara.«

      »Das sagt sich so leicht. Ich will es dir so erklären. Meine Liebe zu Kilian ist so groß, daß ich aus Liebe auf ihn verzichte.«

      »Das ist schwer zu verstehen. Trotzdem bleibst du in seiner Nähe. Das quält ihn, und für dich muß das Leben auf dem Dössegger Hof dann auch nicht gerade der Himmel auf Erden sein.«

      »Ich weiß, da ich ihm so meine Liebe nur geben kann, indem ich bleibe und für seine Kinder sorge. Dann wird es niemand wagen, seine Fürsorglichkeit in Frage zu stellen. Du weißt vielleicht nicht, daß das Amt ein Auge auf den Dössegger Hof geworfen hat. Kilian wurde überprüft, ob er das schafft, allein mit den vier Kindern. Ich konnte die Frau vom Amt beruhigen. Kilian war nicht daheim, als sie kam. Die Kinder waren zum Glück auch fort. Ich habe Angst, daß sie wiederkommt und schaut. Jemand hat Kilian angezeigt, wegen Vernachlässigung seiner Kinder.«

      »Ist es das, was dir Sorgen bereitet? Aber wäre es dann nicht besser, wenn du Kilian heiraten würdest? Dann hätten die Kinder wieder eine Mutter. Dann muß das Amt Ruhe geben.«

      »Kilian soll ja auch bald wieder heiraten. Dann bin ich frei und kann gehen. Irgendeine Frau wird sich schon finden lassen, Anna.«

      Barbara seufzte erneut.

      »Sein Freund und Nachbar, der Nikolaus, hat im Bauernblatt eine Heiratsanzeige aufgegeben. Wenn der darüber eine Bäuerin findet, dann wird es der Kilian auch versuchen, sagt er. Aber das war, bevor er mir einen Antrag gemacht hatte.«

      »Du könntest zusehen, wie der Mann, den du liebst, sich eine andere Frau sucht, per Zeitungsanzeige?«

      »Ja, das könnte ich. Ich liebe Kilian. Wenn man einen Menschen liebt, dann will man doch das Beste für ihn, oder?«

      »Sicherlich. Doch das beste für Kilian, das wärest du!«

      »Nein!«

      Anna schaute Barbara in die Augen.

      »Willst du mir nicht endlich dein Herz öffnen? Sage mir doch, was dich bedrückt.«

      »Das ist unmöglich, Anna!«

      »Dann sprich mit Kilian! Er liebt dich! Er hat ein Anrecht darauf zu erfahren, warum du seinen Antrag ablehnst. Mich geht das im Grunde auch nichts an. Es ist eine Angelegenheit zwischen dir und Kilian. Warum ich mich dafür interessiere? Ich bin mit meinem Toni so unendlich glücklich. Ich wünsche, daß alle Menschen glücklich werden, auch du und Kilian und die Kinder.«

      »Wäre ich an deiner Stelle, dann würde ich auch so handeln.«

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