Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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er manchmal runter. Wenn er net kommt, dann helfen mir die Nachbarn.«

      Karin überlegte. Sie schaute dabei auf ihre Schuhspitzen.

      »Mein Weg in die Praxis führt mich hier vorbei. Ich wohne, während ich beim Martin bin, bei Tonis Eltern in der Pension. Wenn du willst, dann lege ich morgens und abends einen Zwischenstopp ein und verbinde deinen Fuß.«

      »Das würdest du wirklich machen?« fragte Victor freudig.

      »Was ist dabei? Du bist Patient und bedarfst der Pflege.«

      »Ach so! Ja, ja! Es ist schon so!«

      Karin hörte am Tonfall seiner Stimme, daß ihm diese sachliche Antwort nicht ganz so gefallen hatte.

      »Gut, dann sind wir uns einig. Ich komme dann so gegen acht Uhr vorbei!«

      Karin streckte ihm zum Abschied die Hand entgegen.

      »Dann wünsche ich dir gute Besserung, Victor!«

      »Nochmals danke! Des hast wirklich gut gemacht.«

      Er hielt ihre mädchenhafte kleine Hand einen Augenblick länger fest, als es notwendig gewesen wäre. Sie spürte seine kräftige Männerhand. Die Haut war rauh und voller Schwielen. Das ist kein Wunder bei der Arbeit auf dem Hof, dachte Karin. Doch es war ein angenehmes Gefühl. Diese Hand sagte Karin viel mehr, als sie wollte. Ein gutes Gefühl stieg in ihr auf. Sie spürte wie ihr Herz schneller klopfte.

      Auf dem Weg zur Pension der Baumbergers mußte Karin immer wieder an das Gefühl denken, daß sie durchströmt hatte, als sie seine Hand berührte. Wie anders fühlte sich seine Haut an! Es drängte sich ihr der Vergleich mit Pierre auf. Sie dachte an dessen schlanke manikürte Hände mit dem Wappenring der Familie Kessler. Pierres Händedruck war im Gegensatz zu dem von Victor unverbindlich und lasch.

      Zum ersten Mal an diesem Tag dachte Karin an Pierre.

      Was macht er jetzt, dachte sie.

      War er von seiner Geschäftsreise wieder zurück?

      Würde er sie vermissen?

      Karin stellte das Auto weiter hinten auf dem Baumberger-Hof ab. Sie zog den Schlüssel ab, blieb aber noch eine Weile sitzen. Sie war abgelenkt. Ohne daß sie es bewußt wollte, verglich sie Pierre Kessler mit den Burschen, die ihr die letzten Tage hier in Waldkogel begegnet waren. Da war Toni, Annas Mann. Der war ja etwas ganz Besonderes und als Vergleich mit Pierre kam er nicht in Frage, weil er ja mit Anna glücklich verheiratet war. Dann kannte sie noch Leonhard Gasser von der Bergwacht. Sie hatte ihn nur kurz gesehen, aber das war genug, um sich ein erstes Urteil zu bilden. Doktor Martin Engler war ebenfalls aus einem anderen Holz geschnitzt als Pierre. Am Schluß verglich sie Victor mit Pierre. Er hatte sich bedankt für ihre Arbeit – und dann war da sein wunderbarer Händedruck. Pierre bedankte sich nie, egal, was sie auch für ihn tat. Alles war so selbstverständlich. Statt eines Dankes, stellte er immer weitere Forderungen. Das fiel Karin jetzt erst auf. Die ganze Zeit hatte sie das als Normalität betrachtet.

      In der Erinnerung ließ sie die Tage im Gedächtnis ablaufen, wie ein Film. Wenn sie im Krankenhaus Frühdienst oder Nachtschicht hatte, dann lagen jedes Mal Zettel auf dem Küchentisch oder sie waren mit Tesafilm an dem Spiegel im Badezimmer geklebt. Es waren Listen mit Wünschen und Angaben Pierres, was sie einkaufen sollte, was sie kochen sollte und was sie für ihn zu erledigen hatte. Niemals war ein Dank dafür gekommen. Pierre nahm das alles als völlig selbstverständlich hin.

      Victor würde so etwas nicht tun, dessen war sich Karin plötzlich sicher. Sie spürte, wie ihr Herz leise klopfte, wenn sie an Victor dachte. Schnell verdrängte sie das Gefühl, was ihr aber nicht ganz gelang.

      Ich habe so viele Jahre auf Pierre gewartet. Das Ganze hier mache ich nur, um ihn dazu zu zwingen, endlich mit unserem gemeinsamen Leben zu beginnen, nach einer Heirat, sagte sie sich.

      Karin wehrte sich mit allen Kräften gegen die Gefühle, die in ihr aufstiegen. Klar, Victor war ein Mann, ein fescher Bursche, wie man hier sagt. Doch das war doch kein Grund sich in ein Abenteuer zu stürzen. Sie kannte aus Erzählungen von Kolleginnen viele Geschichten von Urlaubsliebschaften und erotischen Abenteuern. Sie hatte sich immer gefragt, ob die wirklich der Wahrheit entsprachen oder erfunden waren. Jetzt dachte sie, daß so etwas wirklich möglich ist. Doch Karin entschloß sich, kein Abenteuer einzugehen. Dafür war sie sich zu schade. Außerdem, wenn es herauskommen würde, wie stünde sie dann da? Das wäre doch für Pierre ein Anlaß, sich von ihr zu trennen oder?

      Karin lehnte sich auf dem Autositz zurück. Die Hände auf dem Lenkrad, die Augen geschlossen, lauschte sie in sich hinein. Sie ärgerte sich ein wenig über sich selbst. Das kannte sie gar nicht, daß so eine kurze Begegnung mit einem Mann, einem Patienten noch dazu, solche Gedanken auslösten. Karin arbeitete im Krankenhaus auf der Männerstation. Ihr mangelte es wirklich nicht an Gelegenheiten, einen Mann kennenzulernen.

      »Willst net reinkommen, Karin? Was sitzt du da so in deinem Auto? Is was mit dir? Hast Schwierigkeiten mit dem Martin?«

      Karin erschrak und schaute Meta ins Gesicht. Sie schüttelte den Kopf.

      »Nein, es ist alles gut. Alles gut gelaufen. Ich habe nur ein paar Gedanken nachgehangen.«

      Karin lächelte Meta an.

      »Kam ein Anruf für mich? Ich habe mein Handy oben auf der Berghütte gelassen.«

      Die Frauen schauten sich in die Augen und verstanden sich.

      »Nein, es kam kein Anruf. Wartest du auf einen bestimmten Anruf? Soll ich dich dann bei der Arbeit anrufen?«

      Meta konnte Karin natürlich nicht sagen, daß sie wußte, warum sie sich nach Waldkogel in die schöne Bergwelt geflüchtet hatte.

      Karin stieg aus dem Auto. Die beiden Frauen schlugen den Weg durch den Garten zur Hintertür der Küche ein. Meta beobachtete Karin. Sie hatte ihre Fragen nicht beantwortet.

      Drinnen in der Küche servierte Meta Karin ein warmes Abendessen. Es gab Röstis, die Meta ganz besonders gut machte, dazu Salat aus dem Garten und Bauernwurst.

      Karin nahm einen Zettel aus ihrer Handtasche und schrieb etwas auf. Dann gab sie ihn Meta, die sich für einen Augenblick zu ihr gesetzt hatte.

      »Ich habe da alles aufgeschrieben. Wenn eine Frau Bleist anruft, dann kann sie die Telefonnummer der Praxis haben. Sie kann mich dort gern anrufen.«

      Karin zögerte. Sie schob sich einen großen Bissen Bauernwurst in den Mund und kaute sorgfältig. Währenddessen überlegte sie noch einmal. Schließlich sagte sie leise und deutete dabei auf den weiteren Namen auf dem Zettel.

      »Wenn Pierre Kessler anruft, dann bitte die Telefonnummer vom Doktor nicht weitergeben. Wenn er was von mir will, kann er ja kommen.«

      Meta nahm den Zettel an sich und legte ihn auf den Schrank neben das Telefon.

      »Dieser Kessler, mit dem bist du doch auch zur Hochzeit vom Toni und der Anna dagewesen. Der ist doch ein Freund oder? Habt ihr euch gezankt, daß du ihn net sprechen willst?«

      Karin wurde verlegen.

      »Die Anna hat dir etwas erzählt, vermute ich?« sagte Karin leise.

      »Ja, Anna hat beiläufig eine Andeutung gemacht. Es

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