Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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      »So? Wie meinst du das?«

      »Des sieht man! I will dir des einmal so erklären. Als die Anna zum ersten Mal zu uns kam, – wir haben natürlich gewußt, daß unser Antonius sich in ein Madl aus dem hohen Norden, aus Hamburg, verliebt hatte – da waren wir gespannt, was des für eine is und ob die zu unserem Buben paßt. Ja und dann hat der Anna ihre Freundin die Susanne die Anna einfach bei uns abgeliefert. War ganz schön listig von der Susanne. Aber diese Geschichte kennst du ja selbst.«

      Meta holte sich eine Tasse Milchkaffee, bevor sie weiterredete und stellte Karin auch einen Becher hin.

      »Damals wurde die Anna noch Dorothea Annabelle gerufen, wie sie ja auch heißt, doch das weißt du ja auch. Als die beiden, unser Bub und die Anna, so nebeneinaner standen, da haben i und mein Xaver sofort gesehen, daß die beiden zusammenpassen. Die waren eben ein Paar. Des war einfach ein schönes Bild. Es hat eben alles gepaßt. Jeder konnte sehen, daß die beiden zusammengehören.«

      Meta rührte den Zucker im Kaffee um, dann schaute sie Karin in die Augen.

      »Madl, i sage es dir net gern. Aber es nützt nix, wenn i meinen Mund halt. Jeder konnte es sehen. Ihr seid kein Paar. Auch wenn ihr zusammenlebt und so alles. Du weißt, was i mein!«

      Meta schaute Karin an, wie eine Mutter eine Tochter anschauen würde.

      »Madl, Karin! Du bist zu gut für den! Überdenk die Sach’ noch einmal. Vielleicht hast dein Herz an den Falschen gehängt. Bist so ein gutes und herziges Madl. Hast das Herz wirklich auf dem rechten Fleck. Gibst mal eine gute Ehefrau und Mutter ab. Doch verschwende dich net an den Burschen. I hab’ ihn mir anguckt. Der ist es net wert, daß er dich kriegt.«

      Karin schluckte. Das waren deutliche Worte.

      »Was mischst du dich da ein, Meta? Des is die Sach’ ganz allein von der Karin. Des geht uns nix an.«

      Xaver hatte durch die offene Küchentür zum Schankraum das Gespräch mit angehört.

      »Xaver, halt du dich da raus! Des sind Frauengespräche. Du hast net gehört, was i gesagt hab’. Mußt aber zugeben, daß dir der Pierre auch net gefallen hat, oder?«

      Xaver Baumberger rieb sich verlegen das Kinn. Er wollte sich um eine Antwort drücken. Meta forderte ihn heraus: »I sag nur die Wahrheit. I kann net mit zusehen, wie die Karin in ihr Unglück rennt. Was hättest du mit so einem gemacht, wenn unsere Maria einen angebracht hätt wie diesen Kessler?«

      Xaver Baumberger grinste.

      »Den hätt ich mir zur Brust genommen. Den hätt’ i zerpflückt wie ein Büschel Feldsalat oder besser gesagt wie eine Gans. Jede Daune hätt’ i dem einzelnd ausgezupft. Mal sehen, wie er dann da gestanden wär, nackt. Was er dann noch zu sagen gehabt hätt’? Der ist doch ein ganz durchtriebener Hallodri!«

      »Da hast du’s gehört, Karin!«

      Karin schwieg. Sie schaute Meta mit traurigen Augen an.

      Als Xaver die Küche verlassen hatte, sagte Meta leise:

      »I will dir nur noch zum Schluß sagen. Das habe ich meiner Maria auch ins Stammbuch geschrieben. Die hat das beherzigt. Dir sage ich das auch. Dann rede ich auch nimmer davon. Also: Dein Pierre ist vom Stamme Nimm. Des heißt, der nimmt alles, was er kriegen kann. Dich hält er sich warm, aber Nägel mit Köpfen will er net machen. Es könnt’ ja sein, daß er noch eine Bessere finden tut. Bis dorthin hat er dich an der Leine. So geht des aber net. In einer guten Beziehung und für eine richtige Ehe taugt des net. In einer guten Ehe, da gibt jeder und dann kann er auch vom anderen nehmen. So ist das!«

      Meta kam mit dem Kopf etwas weiter zu Karin und flüsterte leise:

      »Egal, was sich die Mannsbilder denken! Die denken, sie würden sich des Madl aussuchen. I sag’ dir, Karin des stimmt net. Wir Frauen suchen uns den Vater unserer Kinder aus. Wir entscheiden, mit wem wir Kinder haben wollen. Des war schon immer so und des wird auch immer so bleiben. Wir können den Mannsbildern die Illusionen ja lassen. Da vergeben wir uns nix. Deshalb mußt dich immer fragen, ob du dir mit einem Burschen vorstellen könnst, Kinder zu haben. Dann spürst du es da drinnen.«

      Meta schlug sich auf die Brust.

      »Da tief drinnen im Herz, da spürst du dann, ob der Bursch zu dir paßt. Verstehst?«

      »So habe ich das noch nie gesehen«, raunte Karin ganz leise.

      »Dann denk mal drüber nach!«

      Meta stand auf und ging hinaus in den Schankraum, um ihrem Xaver zu helfen. Karin ging hinaus und setzte sich in den Garten. Es war warm. Die Blumen verströmten einen üppigen Duft. Von den Bergen wehte ein sanfter warmer Abendwind. Karin zog ihre Jacke aus, damit sie die Luftbewegungen besser auf ihrer Haut fühlen konnte. Sie öffnete ihr langes Haar. Während der Arbeit in der Praxis hatte sie es zu einem langen Zopf geflochten. Der Wind spielte mit den Strähnen.

      Sie dachte daran, was Meta ihr gesagt hatte. Sie dachte daran, wovon Anna gesprochen hatte. Die Berge würden ihr zur Klarheit verhelfen. Karin schaute hinauf zu dem Gipfel des ›Engelssteig‹. Nur noch ein winziger Teil leuchtete im Abendrot, wie das tröstliche Licht einer Kerze in der Dunkelheit. So empfand es Karin.

      Sie dachte an Pierre Kessler. Sie versuchte, sich ihn als Vater vorzustellen, mit einem Säugling auf dem Arm. Pierre in seinen Edelklamotten mit einem Baby. Das Bild paßte nicht. Nein, Karin konnte sich Pierre nicht als Vater vorstellen, der mit Kindern im Sand spielte, ihnen vielleicht sogar die Windeln wechselte. Es gelang ihr nur ein Bild zu schaffen, in dem Pierre sein Kind wie eine Trophäe präsentierte. Doch ein Kind war mehr als ein Luxusgegenstand. Ein Kind war ein Wesen, das Zuneigung und Liebe bedurfte, selbstlose Liebe seiner Eltern, der Mutter – und des Vaters.

      Seltsam, Karin ertappte sich dabei, daß sie in Zusammenhang mit einem Leben an Pierres Seite nie intensiv an Kinder gedacht hatte. Sie hatte nur immer ihn gesehen. Er war der Mittelpunkt gewesen, um den sich alles gedreht hatte und drehen mußte. Karin war klar, daß Pierre niemals an die zweite Stelle treten würde, wenn ein Kind da wäre. Niemals würde er zurückstehen wollen. Er würde nicht einsehen, daß die Bindung zwischen einer Mutter und ihrem Kind um so vieles stärker war als zwischen der Frau und ihrem Mann. Besonders in den Kleinkindjahren würde das so sein. Karin erkannte, daß Pierre Kessler kein Mann war, der das einsehen oder sogar akzeptieren würde. Er liebt nur sich selbst, diese Erkenntnis bemächtigte sich Karins Gefühle und ließ alles in einem neuen Licht erscheinen.

      Karin schlüpfte wieder in ihre Strickjacke. Während sie die Knopfleiste schloß, kamen ihr immer wieder Erinnerungen. Ja es stimmte. Sie gab immer – er nahm. Pierre forderte – sie machte alles. Er war eigentlich ein Egoist. Sie hatte sich nie wirklich dagegen aufgelehnt. Habe ich auch einen Teil Schuld, daß sich unsere Beziehung so entwickelt hat, fragte sich Karin.

      Es war jetzt ganz dunkel im Garten. Nur das Licht, das aus den beiden kleinen Küchenfenstern mit den Sprossen schien, erleuchtete die Nacht. Karin stand auf und ging auf ihr Zimmer.

      Sie schlief in Annas Bett. Auf dem Nachttisch stand ein Foto neben dem Wecker und der Nachttischlampe, mit dem bemalten Porzellanschirm. Es zeigte Toni. Er stand im Gebirge, hatte den Rucksack geschultert und stützte sich auf den Pickel. Karin ging auf die andere Seite. Auf dem Nachttisch von Toni standen in einem

      Klapprahmen zwei Bilder von Anna. Das linke Photo zeigte Anna in engen dunkelblauen Hosen und einem sehr knappen Oberteil auf dem Steg im Hafen. Im Hintergrund

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