Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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      Beides ist Anna, dachte Karin. Toni hat Anna so geliebt, wie sie war. Sie kam als Flachlandindianerin aus dem hohen Norden. Daß beide Bilder auf Tonis Nachttisch standen, wertete Karin, daß Toni seiner Anna Dankbarkeit entgegenbrachte. Sie hatte ihre alte Heimat aufgegeben und war ihm in die Berge gefolgt, um an seiner Seite das Leben zu führen, von dem er immer geträumt hatte.

      Karin zog sich aus und legte sich hin. Der Mond schien durch das Fenser.

      Sie grübelte.

      Was sind die Träume von Pierre?

      Sie zählte auf. Er wollte Luxus, Ansehen. Da waren große Autos. Karriere und Geld gingen ihm über alles. Karin verspürte einen Stich in ihrem Herz. Glasklar erkannte sie, daß weder sie noch ein gemeinsames Leben ein Teil seiner Träume waren. Karin traten die Tränen in die Augen und rannen langsam über ihre Wangen. Sie drehte ihren Kopf in das Kissen. Die Tränen quollen weiter zwischen ihren Wimpern hervor. Es tat weh, es tat so weh! Karin wollte alle Gedanken daran, jede Erkenntnis verdrängen. Gleichzeitig wußte sie aber, daß es die Wahrheit war, und sie sich dieser stellen mußte. Sie weinte auch aus Scham vor sich selbst, weil sie einer Illusion nachgelaufen war, sich selbst etwas vorgemacht hatte. Doch wirklich einen Schlußstrich zu ziehen, gelang ihr in dieser Nacht nicht. Irgendwo hatte sie sich wie im Märchen die Hoffnung bewahrt, daß der böse Drachen sich zu einem strahlenden Prinzen wandeln würde. Er würde auf einem schönen Pferd in glänzendem Gewand kommen und sie holen.

      Frau Bleist hatte gesagt, die Hoffnung stirbt immer zum Schluß. So lullte sich Karin in die Hoffnung ein, Pierre würde nach Waldkogel kommen, seinen italienischen Sportwagen hier im Hof parken, hereinstürmen und sie mitnehmen. Mit dieser letzten vagen Hoffnung schlief Karin ein, wie ein Kind, das die Bilder der Gutenachtgeschichte nicht verlieren wollte.

      *

      »Grüß Gott, Karin! Is der schöne Blumenstrauß für mich?« begrüßte Doktor Martin Engler sie am nächsten Morgen.

      Karin führte die Hand, mit der sie den Strauß aus Gartenblumen umklammerte, als wollte sie sich daran festhalten, nach hinten. Sie verbarg den Strauß hinter ihrem Rücken.

      »Nichts da, Martin! Die gehören mir!«

      Dabei strahlten ihre Augen.

      »Hast die aus dem Garten der Pension oder hast einen Blumenkavalier?«

      »Du bist genau so neugierig wie die Patienten.«

      »Ich bin auch aus Waldkogel. Brauchst dich doch nicht zu genieren, wenn du Blumen bekommen hast. Die Patienten waren gestern alle ganz begeistert von dir.«

      »Also gut! Die Blumen sind auch von einem Patienten. Übrigens, du kannst für gestern abend und die nächsten Tage häuslichen Verbandswechsel aufschreiben, Martin, auf den Abrechnungsschein vom Victor Reichler.«

      »Mei, mei! Das sind die Blumen vom Victor! Des is ja ein Ding! Schau an! Schau an!«

      »Ja, die Blumen hat mir Victor gegeben. Na und? Was ist dabei? Das kommt doch vor, daß Patienten Krankenschwestern kleine Geschenke machen oder? Kennst du diese Sitte nicht?«

      »Doch, doch! Ich weiß, daß es das gibt. Doch es gibt auch eine andere Sitte. Damit nehmen wir das hier sehr genau. Wenn ein Bursche einem Madl einen Blumenstrauß schenkt in Waldkogel…« Martin räusperte sich, bevor er weitersprechen wollte, »dann ist das…«

      »Stop, bevor du etwas mutmaßen tust, was jeder Grundlage entbehrt! Ich bin ja nicht ganz dumm, Martin. Doch das hat nichts zu sagen. Der Victor hätte mir vielleicht auch Pralinen geschenkt. Doch mit seinem Fuß ist es doch mühsam, bis zum Laden zu humpeln. Da hat er eben Blumen genommen. Das ist nicht überzubewerten.«

      Martin war davon nicht überzeugt. Er schwieg aber und dachte sich seinen Teil. Karin war eine nette junge Frau und sah auch gut aus. Victor hatte sich von seiner Jeanette gerade getrennt. Er konnte den Freund verstehen, daß er Gefallen an Karin fand.

      Martin war ebenfalls nicht gebunden und überlegte einen Augenblick, wie sich Karin in sein Leben einfügen könnte. Der Gedanke gefiel ihm. Zu dumm, daß er nicht als erster auf den Gedanken mit den Blumen gekommen war. Er ärgerte sich.

      »Gibt es noch etwas, Martin?« fragte Karin, weil dieser etwas unschlüssig im Raum stand.

      »Nein!« Er zögerte. »Oder doch? Hast du einen Freund?«

      »Was soll das? Was geht dich das an? Du bist hier der Doktor, ich helfe dir als Sprechstundenhilfe aus.«

      Martin ließ nicht locker.

      »Das war nur eine einfache Frage. Hast du einen festen Freund?«

      »Sind wir hier auf einer Quizveranstaltung?«

      »Bist ganz schön launisch, heute morgen.«

      »Und du kümmerst dich um Sachen, die dich nichts angehen. Außerdem kennst du Pierre Kessler. Ich hatte ihn zur Hochzeit von Toni und Anna mitgebracht. Wir wohnen seit Jahren zusammen.«

      »Ah! Ich erinnere mich. Das war dieser feine Herr in seinem feinen Anzug und mit den auffallenden Manschettenknöpfen.«

      »Ja, was dagegen?«

      »Aber verheiratet bist noch nicht?«

      »Martin, jetzt reicht es mir aber! Schluß! Mein Privatleben geht dich nichts an.«

      »Bist ganz schön kratzbürstig heute!«

      Karin war froh, daß eine Patientin kam. Damit war das Gespräch zu Ende. Martin nahm die alte Frau gleich mit in sein Sprechzimmer. Karin hatte Zeit. Sie ordnete die Blumen in einer Vase und stellte sie auf ihren Arbeitsplatz. Den ganzen Tag beschränkte sich Karin darauf, mit Martin nur das Allernotwendigste zu sprechen.

      Abends fuhr Karin wieder zu Victor. Der humpelte aus dem Haus, als sie auf den Hof fuhr.

      »Oh, ich seh, dir geht es schon besser. Das freut mich. Dann hilft die geheimnisvolle Paste der alten Waldnerin doch.«

      »Net nur des! Vielleicht liegt es auch noch an etwas anderem. Komm rein! Ich hab’ gerade in der Küche zu tun.«

      Karin folgte ihm in die große Wohnküche. Victor setzte sich an den Tisch.

      »Setz dich! Hast Zeit? Dann könnt’ i des da noch fertig machen.«

      Ohne eine Antwort von ihr abzuwarten, wickelte er weiter Eier in Zeitungspapier ein. Karin schaute ihm fasziniert zu. Auf einer Viertelseite einer alten Zeitung legte er fünf Eier nebeneinander. Diese schlug er ein und erhielt eine Art längliche Wurst. Zwei dieser Wülste verpackte er dann in einen großen Bogen Zeitungspapier.

      »Das sind dann immer zehn Eier! Morgen früh kommt der Händler, der sie abholt.«

      »Warum nimmst du keine Eierkartons?« fragte Karin verwundert.

      »Des ist praktischer und billiger. Eigentlich is es doch Unsinn. Da werden alte Zeitungen gesammelt, die werden dann zu Eierkartons verarbeitet, um dann fortgeworfen zu werden. Wir machen das schon immer so.«

      »Das ist gut. Prima Idee! Es dauert zwar vielleicht ein bißchen länger, aber ist besser für die Natur.«

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