Om mani padme hum. Wilhelm Filchner

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Om mani padme hum - Wilhelm Filchner Edition Erdmann

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style="font-size:15px;">      Die Ringmauer dieser viel umkämpften Stadt ist nicht annähernd so gut erhalten wie die von Kure. Ich begebe mich nach dem Gebäude der Firma Faust & Cie., wo ich gutes Unterkommen finde.

      Kuldscha ist billig. Hier kosten acht Pfund Brot oder zwei Pfund Fleisch nur 40 Pfennig.

      Ein russischer Rubel gilt fünf chinesische Rubel. Scheußliches Papiergeld ist hier in Kurs. Die Vierrubelscheine werden z. B. in vier Teile zerrissen, von denen jeder dann einen Rubel wert ist. Dieser wird nochmals auseinandergerissen, dann haben wir 50 Kopeken. Auch die Wohnungen sind sehr billig.

      Der Konsul der Sowjetunion empfängt mich liebenswürdig.

      Pater Hufnagel von der Steyler Mission bemüht sich freundlichst um mich und nimmt mich später sogar ganz in sein Haus auf, wo ich einen Teil meiner Messungen durchführen kann. Er macht mich auch mit einem bei ihm wohnenden Emigranten, dem Esten Beick, bekannt, der vor der Revolution Direktor des Zoologischen Museums in Wjernyi war und jetzt hauptsächlich ornithologisch für das Berliner Museum für Naturkunde arbeitet.

      Es ist recht warm geworden. Der Schnee schmilzt, und auf den Straßen steht der Morast so hoch, dass die Räder der Wagen zur Hälfte darin versinken. Die Oberfläche des Schmutzbreis sieht aus wie glänzender Asphalt. An einigen Stellen sind überdeckte Löcher von solcher Tiefe, dass die Pferde bis über den Bauch einbrechen.

      Gerade ist ein Einspänner samt Insassen und Kutscher in ein solches Loch gefallen. Die Menschen konnten sich retten, das Pferd ist ertrunken, der Wagen konnte erst nach Wochen herausgezogen werden. So geschehen im Mittelpunkt der verkehrsreichsten Straße von Kuldscha!

      Auf Anraten Pater Hufnagels verpflichte ich Herrn Beick als Begleiter, damit er mich neben seinen zoologischen Arbeiten bei meinen Messungen unterstütze und mir die meteorologischen Arbeiten abnehme. Beick bringt mehrere Ausrüstungsgegenstände mit, u. a. ein Zelt, einen Schlafsack, Spaten, Beile, Laternen und ein Gewehr. Als Diener und Pferdewärter miete ich Iwan Amanatschikow und später Joseph, einen chinesischen Katholiken, den mir Pater Hufnagel empfahl. Joseph ist zwar faul, versteht aber mit Pferden umzugehen und zu kutschieren. Iwan behauptete, das auch zu können; er hatte aber, wie sich bald herausstellte, weder von Pferdepflege noch vom Lenken eine Ahnung.

      Auch hier in Kuldscha herrschen die Pocken. Die Europäer lassen sich impfen.

      In Kuldscha und Umgebung gibt es eine Kreuzspinne, die Karakurt. Der Biss des Weibchens ist zu gewissen Zeiten unfehlbar tödlich. Um die Spinne abzuwehren, hilft nach Aussage der Eingeborenen nur Schafpelz, dessen Geruch sie nicht verträgt. Die Eingeborenen behaupten, eine Karakurt könne 100 Kamele töten.

      Kuldscha wimmelt gegenwärtig von Emigranten, teilweise herrscht Wohnungsnot, da immer noch mehr zuwandern. Unter diesen Umständen ist inzwischen ganz gewiss auch in Sinkiang eine starke Teuerung eingetreten, wie sie ja damals bereits in Kansu eingesetzt hatte.

      Jenseits des südlichen Ili-Ufers haben sich Mandschus angesiedelt, die dann verarmt sind.

      Die hiesigen Tarantschi – Sarten – und ihre mohammedanischen Brüder hoffen auch heute noch, dass es ihnen mithilfe der Russen gelingt, die Chinesen eines Tags aus Kuldscha zu vertreiben. Ist Kuldscha aber einmal fest in russischen Händen, dann besitzt Russland zugleich den Schlüssel für Sinkiang.

      Die Chinesen wissen das sehr wohl. Deshalb sind sie außerordentlich misstrauisch gegen alles, was aus Russland kommt. Von britischer Seite wird der Argwohn sicher nicht gedämpft werden, denn Großbritannien mit seinem indischen Besitz hat das größte Interesse daran, dass Sinkiang chinesisch bleibt. Im Besitz von Sinkiang würde der Russe am Nordfuß des Glacis von Indien stehen, am Nordrand des tibetischen Hochplateaus!

      Für die Reise nach Tihwa (Urumtschi), der Hauptstadt von Sinkiang, werden neu angeschafft: Büchsen mit Brot, Zucker, Würsten, Salz, Nadeln, Kerzen, Tee; ein Schlafsack aus schwarzem chinesischem Filz, Decken, Wagenschmiere, Salpeter, Hufeisen, Hufnägel, kurz, ungefähr der vereinigte Bedarf einer Haus- und einer Fuhrhalterei. Dazu kamen: zwei Leiterwagen mit Plandecken und fünf Rosse.

      Aus Chorgos das durch »Dobroflot« beförderte Gepäck nach Kuldscha zu bekommen, ist wieder eine sehr problematische Angelegenheit. Zum Glück helfen mir der Direktor der Sowjetbank in Kuldscha, früher Auskunfteivertreter in Berlin, sowie prächtige deutsche Landsleute, die in Kuldscha industriell tätig sind, die Herren Unger und Haeberlein mit ihren Familien.

      Endlich sehe ich meine fahrende Habe wieder.

      Heute, am 8. März, geht in Kuldscha das Gerücht, die Stadt werde bald durch ein Erdbeben versinken. Diese unheimliche Prophezeiung wird durch Mongolen verbreitet.

      Von Chorgos bis Kuldscha war seinerzeit durch die Russen eine telegraphische Verbindung geschaffen worden. Jetzt ist die Leitung vollständig verwahrlost. Und wo der jeder Entfernung spottende Zauber des Meldedrahts fehlt, ist Raum für eine uralte, dunkle Macht: das Gerücht. So wird jetzt hier u. a. erzählt, der Gouverneur von Sinkiang beschlagnahme alle Wagen für Kriegstransporte nach dem Osten! – Das wären ja verlockende Aussichten für mich ...

      Am 13. März erhalte ich Nachricht, dass die zweite Rohfilmsendung in Deutschland finanziell gesichert ist und dass sie, über Tientsin, im Dezember in Kansu sein kann.

      Eine anmutige Abwechslung harrt meiner noch für die Weiterreise. Der Zustand der Landstraßen in diesen Gegenden erlaubt ein Fahren nur in den Rinnen der Radspuren. Auf der Strecke Kuldscha–Tihwa–Lantschou wechselt nun die Radspurweite zu wiederholten Malen, und den Karren müssen deshalb auf dieser Linie, auf der ich doch vorwärtskommen möchte, jedes Mal andere Holzachsen eingesetzt werden. Von Kuldscha bis Tihwa mittlere Spurweite, bis Su-tschou breite, bis Lantschou ganz breite! Später hingegen, von Lantschou bis Sian-fu, muss die Spurweite immer wieder verengert werden! Das gibt Beschäftigung, wenn auch keine sinnreiche ...

      Ich kann eine gute Telega, d. h. einen kurzen Planwagen, und drei Pferde für 2400 Ili-Rubel (entspricht ungefähr 900 Mark) kaufen. Die Wagen, von denen einer ein richtiger, ehemaliger deutscher Leiterwagen ist, werden in Ordnung gebracht. Der Letztere wird mit einem Plandach aus Matten überdeckt. Er soll die Instrumente aufnehmen, die an Seilen im Inneren aufgehängt werden.

      Während der Vorbereitungen erleben wir eine ungewöhnliche Episode aus dem Dasein der Haustiere. Fünf Kühe attackieren einen Hund, der sich mit einem Kalb zu schaffen macht, stoßen ihn mit den Hörnern und trampeln ihn tot, ehe jemand eingreifen kann.

      Am 27. März stehen die wohlbepackten Wagen fahrbereit. Die Lasten sind gleichmäßig verteilt; an Instrumenten stoßfrei aufgehängt: der magnetische Theodolit, der Hildebrand-Theodolit, der Filmapparat und zwei Kassettenkoffer. Der Leiterwagen, auf dem ich persönlich reise und den Iwan kutschiert, enthält: drei Filmkisten, eine Kiste mit photographischen und Filmreserveteilen, zwei Kassettenkoffer, den Filmapparat, die Theodolite, drei Stative, die botanische Presse, ein Zelt, eine Gebrauchskiste mit Kochgeschirr und Iwans Kiste. Der zweite Wagen, den Joseph lenkt und auf dem Beick sitzt, enthält: zwei Filmkisten, eine schwere Kiste mit Berechnungsformularen, Baro- und Thermograph, Erdinduktor, Meta-Brennstoff, zoologische Kiste, zoologischen Koffer, einen Ruhesack, Spiritusbehälter, einen zweiten Wagensack, einen Sack mit Reis und dergleichen mehr. Auf beide Wagen ist ferner gleichmäßig verteilt mein chinesisches Silbergeld, die sogenannten »silbernen Schuhe« – halbnussgroße Silberbrocken.

      Ja, diese Instrumente! Sie haben mir viele Sorgen bereitet! Aber ohne sie wäre mein ganzer »Ausflug« zum Scheitern verurteilt gewesen. Und dabei wären sie beinahe gleich zu Anfang zum Teufel gegangen ...

      Die letzten Tage vor der Weiterreise waren ausgefüllt mit Einladungen beim Dao-tai, mit dem ich sehr gut

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