Das Herz des Diplomaten. J.L. Langley

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Das Herz des Diplomaten - J.L. Langley Regelence

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sind da Würmer drin.« Bannon biss ein letztes Mal von seinem Pfirsich ab und warf ihn in einen Mülleimer neben einem der Stände.

      »Nein, danke, Louisa.« Er beschloss, sie nicht darauf hinzuweisen, dass sie aus Gründen der Schicklichkeit hinter ihnen gehen sollte, und behielt ihre Umgebung im Auge. »Wie seid ihr an die Äpfel und den Pfirsich gekommen?«

      »Louie hat geschummelt, ganz sicher.« Bannon schob seine behandschuhten Hände in die Taschen seines Wintermantels und wirkte recht verstimmt.

      »Gar nicht. Wir haben gewettet, wer von uns beiden charmanter sein kann.« Jetzt feixte sie diebisch. »Ich habe gewonnen.« Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen und berührte Blaise am Arm. »Du könntest wahrscheinlich einen ganzen Scheffel Äpfel ergattern. Männer werfen doch immer ein Auge auf dich.«

      Blaise bemühte sich, nicht rot zu werden. »Das bezweifle ich.« Außerdem hätte er jetzt gerade lieber eine Betty Jenkins als einen Scheffel von irgendetwas.

      Bannon schnaubte. »Das bezweifle ich auch. Blaise bemerkt es doch überhaupt nicht, wenn jemand mit ihm flirtet. Bei ihm dreht sich alles nur um die Arbeit.«

      »Das ist nicht wahr.« War das…? Nein, das war eine Küchenmagd, nicht Betty. Moment! Was hat Bannon gesagt? »Männer flirten nicht mit mir.«

      »Siehst du?« Bannon deutete auf Blaise und sah an ihm vorbei zu Louisa. »Völlig blind.«

      Blaise ignorierte seinen Bruder. Männer flirteten ganz sicher nicht mit ihm. Offen gestanden musste er den Mann, dessen Aufmerksamkeit er für sich gewinnen wollte, auch erst noch kennenlernen.

      Etwas weiter vor ihnen am Eingang zum Markt flatterte zwischen zwei Frauen ein flaschengrüner Gehrock im Wind und tauchte wieder in der Menge unter.

      »Verfluchter Mist!« Er wartete nicht, ob Bannon und Louisa ihm folgten, was wahrscheinlich ziemlich dämlich war.

      Auf dem Bürgersteig lichteten sich die Menschenmassen ein wenig und gaben den Blick auf den Mann im grünen Gehrock frei, der in einem Laden am anderen Ende der Straße verschwand. War der Mann Betty dorthin gefolgt? Die Enge in Blaises Brust löste sich etwas. Eins war sicher – wenn der Mann immer noch rannte, hatte er sie nicht erwischt. Blaise blieb immer noch Zeit, er konnte Betty als Erster erreichen!

      »Was ist denn in dich gefahren? Wo willst du hin?«, wollte Bannon außer Atem wissen, als er stolpernd neben Blaise zum Stehen kam.

      »Zum Herrenausstatter.«

      Stöhnend vergrub sich Dalton Fairfax im Rennen noch etwas tiefer in seiner Kapitänsjacke. Wie viel Pech konnte er eigentlich haben, dass Ravensburg ihn direkt am Tag seiner Rückkehr nach Regelence dabei gesehen hatte, wie er die IN-Basis verließ? Sein Vater, der Marquis of Ravensburg, war die Geißel seiner Existenz. Seine Eltern hingen ihm jetzt schon seit Wochen im Nacken, dass er wieder bei ihnen einziehen und sein Offizierspatent zurückgeben sollte. Ganz sicher nicht.

      Der Wind peitschte ihm so heftig ins Gesicht, dass seine Wangen schon vor zwei Blocks taub geworden waren. Er spähte über die Schulter zur Menschenmenge auf dem Bürgersteig, der er gerade entkommen war, lief jedoch weiter. Es war ein bisschen, als würde man versuchen, den Bordo River auf Lerdra hinaufzuschwimmen. Sollten diese Leute nicht gerade den Rausch der letzten Nacht ausschlafen? Die meisten Aristokraten standen doch nicht vor zehn oder so auf und es war gerade einmal halb sieben. Als er einem Kindermädchen auswich, das einen Kinderwagen schob, stieß er beinahe mit einem jungen Lord zusammen.

      »Achtung!«

      Dalton sprang über eine gefrorene Pfütze hinweg, bevor er sich noch einmal umsah.

      Ravensburg streckte den Arm in die Luft, als würde er Dalton zuwinken, während er sich durch das Gedränge auf dem Bürgersteig schob. Wenn sein Gesicht noch röter wurde, sähe er aus wie eine Tomate. Wann war Vater so aus der Form geraten? Oder vielleicht bekam auch er den eiskalten Wind zu spüren?

      Eine Spur von Mitleid zusammen mit etwas, das sich verdächtig nach Schuldbewusstsein anfühlte, nagte an Dalton, jedoch nicht hartnäckig genug, um ihn anhalten zu lassen. Irgendwann würde er mit seinem Vater reden müssen, aber nicht jetzt.

      Er wich einem Wagen voller Orangen aus, blickte erneut über seine Schulter und – bamm! – stieß mit einem recht weichen Körper zusammen. Umpf. »Sternschnuppendreck!«

      »Whoa!« Der nachgiebige Körper wurde in einem Durcheinander aus rotbraunem Stoff und rudernden Armen nach hinten geworfen. Ein Hut segelte dem Mann vom Kopf.

      Dalton streckte die Hand aus, um den Mann zu packen, doch der Gehstock des Mannes flog ihm entgegen. Er schnappte den Stock aus der Luft, verfehlte dadurch aber den Arm des Besitzers.

      Der Mann landete mit gespreizten Beinen auf dem Hinterteil und sein grauer Kastorhut landete zwischen seinen Knien. Er erinnerte an einen umgeworfenen Bowlingkegel, so wie er sich dort abstrampelte.

      Mehrere Passanten hielten an, um zu gaffen.

      Dalton zog ernsthaft in Betracht, seine Flucht fortzusetzen, doch wie herzlos wäre das? Er war kein kompletter Rüpel, selbst wenn das bedeutete, dass sein Vater zu ihm aufholte. Seufzend legte er den Gehstock auf den Bürgersteig und streckte seine freie Hand aus. »Tut mir furchtbar leid, mein Bester.«

      »Oh, ach was, Ashbourne. Seid Ihr das?« Der Bowlingkegel, ähm… Mann sah blinzelnd aus hellblauen Augen zu Dalton auf. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, was seine hängenden Wangen noch weiter hervortreten ließ. Er sammelte seinen Hut zwischen seinen Beinen ein, setzte ihn auf, hob den Kopf und nahm Daltons Hand mit warmem, feuchtem Griff.

      Oh, ihr Sterne. Es war Viscount Tyndel. Ausgerechnet jetzt musste er einem ehemaligen Liebhaber begegnen. Dalton zog und scheiterte daran, dem Viscount beim Aufstehen zu helfen. Bei der Galaxie, der Mann hatte einige Pfunde zugenommen. Er hatte niemals die definierte Figur besessen, die Dalton bei seinen Liebhabern bevorzugte, doch der Mann verfügte über einen talentierten Mund, sodass es Dalton nie übermäßig gestört hatte. Aber jetzt? Das waren praktisch zwei Tyndels.

      Dalton arbeitete aus dem Rücken und benutzte den Gehstock als Hebel, als er erneut versuchte, Tyndel aufzuhelfen.

      Gemächlich erhob sich Tyndel auf die Füße, wobei er ein wenig schwankte. Er klopfte sich die schokoladenbraune Hose ab und richtete Weste, Jackett und den rotbraunen Paletot. »Seit wann seid Ihr wieder in der Stadt? Als ich das letzte Mal von Euch gehört habe, hieß es, Ihr seid im Dienste der IN auf Lerdra.«

      »Richtig. Ähm…« Dalton wagte einen Blick nach hinten. War das Ravensburg? Der Mann schien es durchaus eilig zu haben und der Hut hatte auch die richtige Farbe, doch darüber hinaus konnte Dalton nichts Genaueres erkennen. Ein IN-Soldat ging vor ihm her und ein sehr viel kleinerer, blonder Mann lief an seiner Seite… »Verflucht!« Der Blonde war sein Sire. Wo war der denn hergekommen?

      Durch Arthur Fairfax ging ein Ruck, als er ihn erkannte. Er sagte etwas zu – ja, das war definitiv Ravensburg – und deutete in Daltons Richtung. Großartig, jetzt waren ihm beide Elternteile auf den Fersen. Es war ihm gelungen, ihnen während seines Heimaturlaubs im letzten Jahr aus dem Weg zu gehen, weil sie sich auf dem Land in Windswept Abbey aufgehalten hatten, doch es stellte sich schon jetzt als viel schwieriger heraus, sie zu meiden, während sie in der Stadt waren.

      Dalton trabte los. Ach, verflucht. Er hatte Tyndel ganz vergessen. Er sah über die Schulter zu dem Viscount zurück, der ihm jetzt mit

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