Das Herz des Diplomaten. J.L. Langley
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Читать онлайн книгу Das Herz des Diplomaten - J.L. Langley страница 10
Louisa schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
Bannon, der sich erneut auf ihre Umgebung konzentriert hatte, riss den Kopf wieder zu Blaise herum und seine Augen wurden groß. Ein träges Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
Das konnte nichts Gutes bedeuten. Er musste noch jemanden gesehen haben oder…
»Und ich habe mich schon langsam gefragt, ob du vielleicht hetero bist.«
Was? Blaise hatte irgendetwas erwartet, aber sicher nicht das. Er erstarrte. Nachdem er sein ganzes Leben zusammen mit Bannon verbracht hatte, sollte er daran gewöhnt sein, wie seine Gedanken von einem Thema zum nächsten sprangen, doch offensichtlich war er das nicht. »Was hat das denn bitte mit…«
»Du hast gerade geglüht und deine Stimme hat ganz wehmütig geklungen, als du der Mann gesagt hast.«
Wie um alles in der Welt glühte man denn? »Sei nicht albern. Das hab ich nicht. Und woher willst du wissen, wie sich sehnsüchtig anhört?«
»Du hast definitiv geglüht«, stimmte Louisa zu.
Blaise warf ihr einen finsteren Blick zu. Das war das Problem, wenn man ständig mit Künstlern verkehrte: Sie waren äußerst aufmerksam. Verflixt noch mal. Er scheuchte sie weiter.
»Wenn jemand dich gesehen hat, kannst du doch sagen, dass du von etwas getroffen wurdest…«
Bei den beiden bekommt man durch die ganzen Themenwechsel noch ein Schleudertrauma. »Zum Beispiel von einem Hut?«, unterbrach Blaise sie.
Louisa fuhr fort, als hätte er nichts gesagt, aber wenigstens war sie wieder in Bewegung. »… und der Mann ist zu dir geeilt, um dich zu retten. Das klingt romantischer, als dass er in dich hineingerannt ist.«
»Das ist nicht romantisch.« Außer man zählte, dass er ihm atemlos Süßer ins Ohr… Verfluchter Mist. In Blaises Magen flatterte es wieder. »Und ich bin nicht hetero. Selbst wenn ich es wäre, wäre daran nichts falsch.« Er nickte einmal, um seine Aussage zu unterstreichen. Na großartig, jetzt bin ich es, der zu einem anderen Thema springt.
»Er hat recht. Und es ist überhaupt nichts falsch daran, hetero zu sein.« Louisa streckte Bannon die Zunge heraus.
»Na gut, dann eben blind.« Bannon schnaubte und erschauderte übertrieben. »Hast du dir die Männer, mit denen du getanzt hast, überhaupt mal angeschaut?«
Das war ein weiteres Detail über Künstler: Sie meisterten üblicherweise alle Künste, unter anderem die Schauspielerei.
»Natürlich habe ich mir die Männer angeschaut, mit denen ich getanzt habe. Ich bin schließlich derjenige, der mit ihnen tanzt. Was hast du für ein Problem mit meiner Partnerwahl? Wenigstens tanze ich.«
»Vielleicht solltest du mal einen Tanz mit Ashbourne probieren.«
»Ashbourne?« Blaise ergriff Bannon am Ellbogen und schob ihn vorwärts. Warum führte er diese Unterhaltung – diese Unterhaltungen – überhaupt mit ihnen?
»Der Earl of Ashbourne. Du weißt schon, der Mann, der dir… eh… uns so galant zur Hilfe geeilt ist.«
Oh, bei den Sternen! Er stolperte über seine eigenen Füße. Ein Earl? Das bedeutete, dass sich ihre Wege noch einmal kreuzen würden. An Blaises Wirbelsäule prickelte es genauso heftig, wie sich sein Magen verkrampfte. »Ashbourne? Wo habe ich diesen Titel schon mal gehört?«
»Er ist der Neffe von King-Consort Raleigh.«
»Der Erbe des Marquis of Ravensburg?«
»Jepp.«
Verdammt. Ravensburg war ein Mitglied des IN-Ratsausschusses auf Regelence und es wurde gemunkelt, dass sein einziger Sohn durch und durch ein Schwerenöter war. Ein minderjähriger Schwerenöter, was sogar noch schlimmer als die normale Sorte war. Der Earl of Ashbourne frönte dem Glücksspiel, trank, flirtete und vergnügte sich sogar mit anderen Lebemännern. Er war ein lasterhafter Mann und aus irgendeinem Grund sorgte dieser Gedanke dafür, dass Blaises Magen sich verkrampfte. Was wirklich dumm war, weil er sowieso keine Zeit für einen Verehrer hatte.
Die Geräusche von den Gleitern auf der Straße und das leise Rauschen des Windes in der Gasse kamen ihm ohrenbetäubend vor. Blaise sah zu seinen Begleitern hinüber und erkannte, warum.
Weder Bannon noch Louisa sagten ein Wort. Stattdessen starrten sie ihn beide an, ohne nach vorne zu schauen. Bannon stieß beinahe mit einem Mann zusammen, der seinen Hund ausführte, als sie die Gasse verließen.
Blaise packte seinen Bruder am Arm und lenkte ihn um den erschrockenen Pudel herum. »Warum starrt ihr mich beide so an?«
»Wir versuchen herauszufinden, wie lange du vorgeben kannst, dass Ashbourne keine Wirkung auf dich hat.« Das kam von Bannon.
»Ashbourne hat keine Wirkung auf mich.« Lügner. Wieder erfasste ihn dieser kleine Schauer und setzte ein Ausrufezeichen hinter seine Lüge.
»Uh-huh, das sehe ich.«
Frag nicht. Genau das will er doch. Seufzend ignorierte Blaise die viel klügere Stimme in seinem Kopf. »Was soll das denn heißen?«
Bannon kicherte und ging an ihm vorbei zu ihrem Gleiter, der gerade am Straßenrand angehalten hatte. Er öffnete die Tür und ließ die Stufen ausfahren. Als er ohne ein weiteres Wort hineinstieg, sah Blaise zu Louisa.
Sie lächelte und fragte: »Wo ist dein Krawattentuch, Redding?«
Was? Blaise schaute nach unten, griff sich an den Hals und fand tatsächlich nur nackte Haut. Verflucht! Kein Wunder, dass sein Hals sich so kalt anfühlte.
Townsend Castle, Classige, Pruluce (Residenz der königlichen Familie von Regelence)
»Verdammter Mist!« Das kalte Wasser spritzte über seine Vorderseite und ergoss sich über seine polierten Stiefel auf den grünen Marmorboden. Während seiner Zeit im aktiven Militärdienst hatte Dalton eine ganze Menge Verwerfliches gesehen und getan, aber es gab Dinge, die sogar für ihn zu heimtückisch waren. Wie zum Beispiel… einen Mann mit Wasserbomben zu bewerfen, sobald er durch die Tür kam.
Während er noch tropfend da stand, brach die Eingangshalle des Schlosses in vielstimmiges Gelächter aus.
Dalton starrte finster hinauf zu seinen Cousins, die auf der Galerie standen. Offenbar hatten sie nicht dieselben Gewissensbisse. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wischte die Flüssigkeit weg – er führte die Finger zum Mund und berührte sie zaghaft mit der Zunge; ja, zum Glück war es nur Wasser. So viel zu einem Willkommen zu Hause. Jetzt wusste er auch, warum Jeffers ihn nicht begrüßt hatte.
Wie aufs Stichwort sagte der Butler: »Guten Morgen, Lord Ashbourne.«