Das Herz des Diplomaten. J.L. Langley
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Читать онлайн книгу Das Herz des Diplomaten - J.L. Langley страница 13
»Weil du selbst gesagt hast, dass dir Wachleute fehlen.«
Steven sah zu Dalton, dann hoch zu Raleigh und fragte: »Warum nicht?«
»Machst du Witze?« Raleigh stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und blickte finster auf Steven herab. »Satansbraten und Bannon zusammen? Warum lassen wir nicht gleich…«
»Ich meinte Redding.« Sobald die Worte Daltons Lippen verlassen hatten, wünschte er sich, er könnte sie zurückholen, denn schon wieder hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Onkel gewonnen.
Steven grinste.
Raleighs Augenbraue wanderte in die Höhe und verweilte dort mühelos.
»Na ja, wisst ihr, wie ihr schon sagtet, ich und Bannon…« Dalton plapperte hastig weiter. »Er spielt ziemlich viele Streiche und ihr wisst doch, wie ich sein kann. Er könnte mich wahrscheinlich zu etwas überreden, das…« Als ihre Mienen unverändert blieben, verstummte Dalton allmählich. Sie glaubten ihm kein Wort. Er hatte sich ziemlich reingeritten, aber verdammt noch mal, er war nicht bereit, jetzt schon aufzugeben. »Lass mich das tun, Onkel Raleigh, bitte. Ich kann das, versprochen. Du hast eine Sorge weniger und mir wird nicht langweilig, bis ich mich beim RSR in Devonshire melden muss.«
»Ihr bräuchtet eine Anstandsbegleitung, weil ihr vom gleichen Stand und in heiratsfähigem Alter seid«, murmelte Raleigh kopfschüttelnd.
Verflucht! Er würde Nein sagen.
»Erlaub es ihm, Cony.« Steven ergriff Raleighs Hände. Mit den Daumen rieb er über Raleighs Fingerknöchel, bevor er Raleigh wieder auf seinen Schoß zog. »Wie er schon sagte, er hat eine RSR-Ausbildung hinter sich, und bei der Galaxie, du hast den Jungen in seiner Kindheit selbst unterrichtet. Er war damals schon gut und jetzt stell dir vor, wozu er mit all den zusätzlichen Fertigkeiten fähig ist.« Er knabberte an Raleighs Ohr, dann blickte er über seine Schulter zu Dalton und zwinkerte ihm zu.
Dalton wollte ihn küssen! Bitte, lass es funktionieren. Wenn irgendjemand Onkel Raleigh von etwas überzeugen konnte, dann war es der König.
Raleigh lehnte seine Stirn an Stevens. »Du hast den Verstand verloren.« Er schloss die Augen und nach einigen angespannten Sekunden flüsterte er: »Ich habe den Verstand verloren.«
»Ja!« Dalton stieß die Faust in die Luft und grinste so breit, dass ihm die Wangen schmerzten. Nicht nur, dass er die Chance bekommen würde, einen besseren Eindruck auf Blaise zu machen – nein, jetzt hatte er sogar den perfekten Vorwand, um in seiner Nähe zu sein.
»Ich werde das bereuen, oder?«, fragte Raleigh.
»Natürlich nicht«, antworteten Dalton und Steven im Chor. Dalton versuchte angestrengt, sein Lächeln zu unterdrücken, doch er scheiterte kläglich.
Raleigh schüttelte den Kopf, sah zur Decke hinauf und murmelte etwas, das verdächtig nach »Galaxie hilf« klang. Schließlich wandte er sich mit völlig ernster Miene wieder an Dalton und deutete auf ihn. »Nur für zwei Wochen. Bis ich einen Ersatz gefunden habe oder du dich zum Dienst zurückmelden musst. Und… Redding muss einverstanden sein.« Zu Steven sagte er: »Wenn das Ganze nach hinten losgeht, steckst du genauso in Schwierigkeiten wie er.«
Erneut antworteten Dalton und Steven gemeinsam: »Jawohl, Sir«, doch Dalton salutierte noch zusätzlich.
Zwei Wochen waren gerade genug Zeit, um jemanden zu verführen.
Kapitel 3
Nach den Gerüchten um einen Streit wurde ein gewisser Viscount mit Heu im Haar auf dem Summerset Square gesehen. Anscheinend hängt der Haussegen nicht mehr schief und er vergnügt sich jetzt mit seinem Consort auf dem Heuboden.
– Aus der Pruluce Weekly, Kolumne über die Geschehnisse in der Welt der Reichen und Schönen
Blaise hob die Hand, um anzuklopfen, doch bevor seine Faust auftraf, öffnete sich die Tür des Schlosses und Thomas, der Hilfsbutler, lächelte ihn an.
Es war kein breites Lächeln. Eigentlich war es gar kein richtiges Lächeln – Thomas trug seine Gefühle niemals offen zur Schau. Doch wenn er es getan hätte, hätte er zur Begrüßung gelächelt. Da war sich Blaise sicher. Er hatte immer den Eindruck gehabt, dass der Hilfsbutler ihn mochte.
Thomas neigte den Kopf. »Guten Morgen, Lord Redding.«
»Dir auch einen guten Morgen, Thomas.«
»Ihr seid spät dran, Mylord.« Bei jedem anderen Hilfsbutler in Classige wäre das ein Tadel gewesen, doch Thomas maßregelte genauso wenig wie er lächelte.
Trotzdem konnte Blaise nicht verhindern, dass seine Wangen heiß wurden. Er war um Punkt neun Uhr im House of Lords angekommen, nur zehn Minuten zu spät, nur um dann von einer Notfallkonferenz im Schloss zu erfahren. Wenn er kein neues Krawattentuch hätte kaufen müssen, wäre er früher zur Arbeit gekommen und hätte so auch pünktlich im Schloss sein können. Wenn er Ashbourne jemals wiedersah, würde er ihn wegen seines Diebstahls zur Rede stellen. Vorausgesetzt du kommst tatsächlich lange genug über diese kuhäugige Schwärmerei hinweg, um Silben über die Lippen zu bringen.
»Die Konferenz hat bereits begonnen, aber ich bringe Euch schnellstens dorthin.« Thomas nahm ihm Mantel, Hut und Handschuhe ab, die er dann an einen Diener weiterreichte. Er beugte sich verschwörerisch vor und flüsterte: »Sollen wir durch den Dienstboteneingang gehen, um vielleicht ungesehen hineinzugelangen?«
Damit hatte er den Beweis, dass Thomas ihn mochte. Blaise nickte und ließ sich von dem älteren Mann durch eine Tür rechts vom Eingang führen. Mit etwas Glück ging Thomas' Plan auf. Vater würde natürlich wissen, dass er zu spät gekommen war, aber vielleicht bekam es sonst niemand mit. Wie dem auch sei, nachdem er Vater berichtet hatte, dass er Betty Jenkins gefunden hatte, wäre hoffentlich alles vergeben und vergessen… falls er Bannons neuesten Schlamassel geheim halten konnte.
»Da sind wir, Mylord, das Besprechungszimmer«, flüsterte Thomas. »Es sollte kein Problem für Euch sein, hineinzuschleichen. Als ich Lord Foxglove hinaufgebracht habe, waren im hinteren Teil des Raumes noch mehrere Plätze frei.«
Als Thomas vor einer Tür mit grüner Bespannung stehen blieb, rückte Blaise sein neues Krawattentuch ein letztes Mal zurecht und versuchte, nicht zu erbleichen, als gedämpfte Stimmen von der anderen Seite zu ihm herüberdrangen. Das Treffen war schon in vollem Gange, doch das war wahrscheinlich gar nicht schlecht, wenn es bedeutete, dass niemand auf ihn achten würde, oder? Es gab nur einen Weg, um es herauszufinden.
Blaise öffnete die Tür einen Spaltbreit und spähte ins Zimmer.
Vielleicht mochte Thomas ihn doch nicht so gern, wie er gedacht hatte. Weder die Anzahl der Leute noch der Raum war besonders groß. Im Grunde genommen war es ein Salon mit einer Sitzgruppe für Konversationen, aus dunklem Holz und in Edelsteinfarbtönen gehalten, wie es für das Schloss üblich war, wodurch er gemütlich und privat wirkte. Auf gar keinen Fall konnte er sich dort hineinschleichen. Verdammt noch mal, er wollte nicht, dass sein Vater enttäuscht von ihm war. Er hasste dieses Gefühl der Resignation, wenn sein Vater ihn mit leerem Blick ansah und schwieg. Es erinnerte ihn an den stotternden Fünfjährigen, der er einst gewesen war, und dieses Gefühl der Isolation und Wertlosigkeit wollte er nie wieder empfinden.
Vielleicht sollte er wieder gehen und so tun, als hätte er von nichts gewusst?